0198 - Wir rammten die Luftpiraten
Fall dann unternehmen werden, kann ich allerdings nicht Voraussagen. Aber was sie auch tun werden, entkommen können sie nicht mehr. Dafür sorgt dann schon die Air Force!«
Flugkapitän Garry schaltete die automatische Kurssteuerung aus und legte den großen Vogel in eine leichte Rechtskurve, Kurs Washington.
***
Mister Ground — vor ein paar Tagen nannte er sich noch John Ford — bemerkte die leichte Schräglage des Flugzeugs augenblicklich. Ein gewaltiger Schreck durchfuhr ihn. Alles hatte er einkalkuliert, nur nicht eine Kursänderung der Maschine. Dadurch wurden sämtliche Berechnungen über den Haufen geworfen. In jeder Sekunde entfernte sich das Flugzeug nun um mehr als hundert Yard von der Stelle, wo sie nach dem Fallschirmabsprung auf den Boden kommen mußten, um mit dem Boß zusammenzutreffen. Ground hatte die Karte genau im Kopf. Wenn sie noch lange zögerten, würden sie sogar in die Chesapeake Bai schweben und elend absaufen!
Also nichts wie raus aus der Maschine! Ungeachtet dessen, daß noch nicht alle Fluggäste ausgeraubt waren, rissen sie aus ihrem Handgepäck die Fallschirme und legten in rasender Hast die Gurte um. Ground zog den Notgriff der Tür. Mit einem heftigen Knall flog die Tür davon, dichter Nebel schoß in die Kabine. Gleichzeitig wurden die drei Banditen von der Depression und dem Luftzug hinausgerissen. Aber nicht nur sie, sondern auch ein Passagier, der es gewagt hatte, bei dem überstürzten Rückzug der Piraten von seinem Sitz, der nahe der Tür angebracht war, aufzustehen, um die Gesichter der Verbrecher genauer betrachten zu können.
Der Knall war auch von der Besatzung gehört worden. Sofort wußten sie,, was das zu bedeuten hatte. Das Anzeigegerät für den Kabinendruck bestätigte es.
Flugkapitän Garry riß die vier Gashebel zurück, fuhr Landeklappen und Fahrwerk aus und stieß in steilem Gleitflug auf sechstausend Fuß hinab, wo der Sauerstoffgehalt der Luft zum Atmen ausreichte.
Der Fahrtwind jaulte schrecklich in die Öffnung des Rumpfes. Nach und nach kamen die Fluggäste wieder zu sich, von den beiden Stewardessen umsorgt.
Flugkapitän Garry flog die DC-6 mit möglichst . geringer Geschwindigkeit , nach Washington und landete dort.
Auf seinen Bericht hin wurde die Delaware-Halbinsel hermetisch abgeriegelt, sämtliche Straßen der Umgebung gesperrt, Tausende von Fahrzeugen mußten eine genaue Kontrolle über sich ergehen lassen und Hubschrauber patrouillierten überall umher. Ohne Erfolg. Die Luftpiraten hatten ihren kurzen Vorsprung zu nutzen gewußt.
***
Den Bericht von diesem neuen Luftpiratenakt schob Mr. High mir am nächsten Morgen mit vielsagender Miene zu. Das war einmaliger Irrsinn, was diese frechen Burschen sich leisteten. Ein Glück nur, daß die Passagiere außer einem diesmal mit dem Leben davongekommen waren. Aber es war schon schlimm genug, daß diesen einfachen Leuten das mühsam ersparte Geld und der Schmuck geraubt worden war. Nach vorläufigen Schätzungen hatten die Gangster insgesamt fünfzigtausend Dollar in Geld und Sachwerten erbeutet.
Diesmal konnte niemand die Presse zum Schweigen veranlassen. Groß aufgemacht erschienen die Berichte auf der ersten Seite. Auch der Absturz der DC-3 wurde jetzt ausgeschlachtet, und Sie können sich denken, daß einige unfreundliche und vorwurfsvolle Bemerkungen über die Polizei und das FBI gemacht wurden. Das sind wir jedoch schon gewöhnt, und es störte uns in unserer Arbeit nicht.
Wohl waren die Gangster wiederum spurlos verschwunden, aber erstmalig liefen Personenbeschreibungen bei uns ein, die sich mit den Personalien der ehemaligen Sonderkommandokämpf er deckten, die wir als verdächtig ausgesiebt hatten. Ihre Steckbriefe waren zwar schon hinausgegeben, aber wir brachten sie den zuständigen Stellen dringend in Erinnerung und hätten nun in Ruhe abwarten können, bis sie sich in dem feingewöbenen Netz verfangen würden. Natürlich taten wir das nicht, schon um zu verhindern, daß sie neue Überfälle in Flugzeugen starten konnten.
Je länger ich über die ganze Sache nachdachte, um so öfter kam mir dieser aalglatte Mister Miller in den Sinn. Sicherlich konnte er nicht mit dem Fallschirm abspringen. Auch traf auf ihn keine der Personenbeschreibungen zu. Aber ich konnte den Eindruck nicht loswerden, daß er doch das Gehirn der Luftpiraten war. Ich versprach mir nichts davon, ihn unter irgendeinem Vorwand vorläufig festzunehmen. Er würde uns nur auslachen. Aber wir könnten ihn unter
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