0198 - Wir rammten die Luftpiraten
ständiger Kontrolle halten und ihn verfolgen, sobald er mit dem Cadillac wegfuhr. Wenn wir nur einigermaßen Glück hatten, erwischten wir ihn genau in dem Augenblick, in dem er seine Fallschirmbanditen nach einem Überfall auflas.
Abwechselnd bezogen wir in der Nähe seines Palastes einen Beobachtungsposten. Ich habe Ihnen schon verschiedentlich erzählt, wie stumpfsinnig so eine Überwachung sein kann. Minute um Minute zieht sich quälend in die Länge, man steht sich die Beine in den Leib, beschließt, nur noch fünf Minuten zu warten, verschiebt indes den letzten, endgültigen Termin immer wieder…
So ging es uns auch bei dieser Überwachung. Nur daß wir nicht nach Minuten rechneten, sondern nach Stunden, und schließlich nach Tagen. Immer wieder sagten wir uns, am nächsten Tag beenden wir die nutzlose Warterei, gaben dann noch einen Tag zu, und noch einen. Aber es ereignete sich absolut nichts!
Dieser Miller war wohl zu Hause, ich hatte ihn verschiedentlich am Fenster erblickt, aber er verließ nicht einmal den Bau. Anscheinend erledigte er alle seine Geschäfte über das Telefon. Besuche bekam er jedoch häufig. Wir notierten jeweils die Autonummern und stellten auf dem Hauptquartier die Besitzer der Wagen fest, aber keine einzige verdächtige Person war dabei: der Milchmann, die Post, ehrenwerte Kaufleute, Herren der Industrie und so weiter.
Glauben Sie aber nur nicht, daß Mister Miller vielleicht auf unsere Überwachung aufmerksam und deshalb vornichtig geworden wäre. Schließlich sind FBI-Beamte keine Anfänger auf diesem Gebiet. In dieser Hinsicht konnten wir ganz beruhigt sein. Wenn Sie nun wissen wollen, wie wir das angestellt haben, daß Miller nichts von unserem Beobachtungsposten merkte, dann muß ich Sie ein wenig enttäuschen. Wir können ja nicht alle unsere Methoden preisgeben.
Ein paar Fingerzeige will ich Ihnen aber doch geben. Es gibt da wunderbare Apparate, ähnlich einem U-Boots-Periskop oder einem Scherenfernrohr. Damit kann man auf hundert Yard Entfernung ablesen, welche Zeit Ihre Armbanduhr zeigt. Dazu haben wir hübsche Mikrophone, mit denen wir aus mehr als fünfzig Yard ein geflüstertes Gespräch abhören können. Mehr will ich nicht verraten.
Am Abend des vierten Tages rührte sich endlich Mister Miller. Er trat aus dem Haus, ging eilig durch den Garten und verschwand in der Garage. Ein Motor surrte los und wenig später rollte tatsächlich der blaue Cadillac davon. Ich verließ meinen Beobachtungsstand, war mit ein paar Sätzen an meinem Jaguar und fuhr hinter dem Cadillac her.
Mister Miller machte es mir nicht schwer, ihm unerkannt und unauffällig zu folgen. Um jede Panne auszuschalten, nahm ich aus dem Handschuhfach das Mikrophon und unterrichtet über Sprechfunk das Hauptquartier, welche Straßen wir befuhren. Wenn ich Ihnen jetzt sage, wo Miller seinen Wagen parkte, werden Sie sicher ebenso enttäuscht sein wie ich damals. Miller betrat ein Lichtspieltheater, löste ganz bieder eine Eintrittskarte und verschwand im Zuschauerraum.
Für Sekunden war ich im Zweifel, was ich tun sollte. Miller konnte entweder durch den Notausgang in die nächste Parallelstraße verschwinden, oder sich erst nach der Pause oder dem Ende des Filmes auf seine nächtlichen Streifzüge begeben — oder, wenn ich Pech hatte, treu und brav nach Hause fahren. Warum sollte Mister Miller nicht mal einen Film besuchen wie Millionen andere Leute auch? Dies wollte mir allerdings nicht recht in den Sinn, da Miller allem Anschein nach niemals ausging und zudem eine mächtige Fernsehantenne auf dem Dach seines Hauses aufgestellt hatte.
Während ich so überlegte, was er wohl beabsichtigte, fiel mir plötzlich ein, daß ich seine Abwesenheit ganz gut dazu benützen könnte, seiner Villa einen Besuch abzustatten und mich dort ein wenig umzusehen. Eine amtliche Haussuchung war beim gegenwärtigen Stand der Affäre ganz ausgeschlossen. Ich glaubte, diese einmalige Gelegenheit nicht ungenützt verstreichen lassen z ; dürfen.
Ich raste mit dem Jaguar zu meiner Wohnung, wo Phil für die Dauer der Überwachung Quartier bezogen hatte.
»Phil«, rief ich schon von der Tür her und ohne jede weitere Erklärung, »los, komm sofort mit!«
Mit einem Satz war ich am Schreibtisch und schob mein Sonderbesteck in die Tasche, um das mich jeder Einbrecher beneidet hätte.
Als ich das Besteck verstaut hatte, sah mich Phil vielsagend an. Natürlich, ich hatte mal wieder eine für einen G-man ungewöhnliche Sache vor.
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