0199 - Das Erbe des Schwarzen Tods
abstützen und auf die Seite rollen, doch der weibliche Zombie dachte nicht im Traum daran, ihn loszulassen.
Er kroch näher, hielt das Bein dabei fest und stieß schaurig klingende Laute aus, die seine Artgenossen herbeilocken sollten, damit sie sich die Beute teilten.
Das sah auch Gerd Hansen.
Die anderen Zombies hatten eine Distanz von nur etwa drei Schritten zu überwinden, dann befanden sie sich bei dem Opfer.
Wenn Hansen jetzt nicht handelte, war Harry verloren.
Die Untote hatte sich aufgerichtet, ohne Harry loszulassen. Sie hockte zwar nur auf den Knien, aber sie warf sich vor, um Harry mit ihrem Gewicht zu Boden zu drücken.
Der trat sie von sich, doch da war schon der schreckliche Mulatte bei ihm. Er bückte sich und wollte Harry Cumberland mit seinen beiden Händen packen.
Gerd Hansen kniete im Boot, hielt die Waffe mit beiden Händen fest und wurde plötzlich ruhig.
Eiskalt zielte er.
Er hatte schon des öfteren mit Leuchtpistolen geschossen, allerdings nur zu Übungszwecken, und er wußte nicht, ob man damit genau treffen konnte.
Doch er mußte es wagen. Es gab keine andere Möglichkeit, und er hoffte, daß er nicht seinen eigenen Kameraden traf.
Hansen krümmte den Finger. Den Mulatten mit dem eingeschlagenen Schädel sah er wie in Großaufnahme, als würde er auf einer Leinwand erscheinen.
Aber das hier war kein Film. Es war echt. Verdammt echt und brutal sogar.
Gerd Hansen schoß!
Fauchend löste sich die Leuchtkugel aus dem Rohr. Sie zischte nicht ganz gerade auf ihr Ziel zu, sondern bewegte sich ein wenig in Schlangenlinien.
Über den am Boden liegenden Harry Cumberland jagte sie hinweg und hieb genau ins Ziel.
Sie traf die Brust des Mulatten.
Der Zombie wurde regelrecht durchgeschüttelt. Er flog zurück, riß seine Arme hoch, und in einer Reflexbewegung verkrallten sich seine Hände um die in seiner Brust steckende Leuchtkugel. Herausreißen konnte er sie nicht, im Gegenteil, die Kugel bohrte sich weiter durch. Und sie platzte auseinander, wobei noch eine Rauchfahne aus der Wunde sprühte, und es fauchte und zischte.
Der untote Mulatte verbrannte.
Er schrie sogar, dann wälzte er sich am Boden und verging. Teilnahmslos schauten seine Artgenossen zu, wie er zerstört wurde.
Anders Gerd Hansen.
»Los!« brüllte er. »Harry, komm!«
Cumberland hörte die sich überschlagende Stimme seines Freundes, und er sah auch die in der Nähe lauernden Zombies.
Wenn er sich jetzt nicht beeilte, schaffte er es nicht mehr.
Mit einem gewaltigen Sprung war er auf den Beinen. Er jagte auf das Boot zu, das von Gerd Hansen verlassen worden war. Bevor die Untoten richtig begriffen, schoben sie es mit gemeinsamer Kraft hinaus aufs offene Wasser.
Obwohl beide ziemlich ausgelaugt waren, schafften sie es dennoch.
Plötzlich schwamm das Boot. Eine zurücklaufende Welle trug es sogar ein Stück ins Meer hinaus, und die beiden Männer patschten durch die Wellen, um diese letzte Rettungsinsel zu erreichen. Am Rand klammerten sie sich fest, zogen sich hoch, fielen in das Innere des Kahns, und Gerd Hansen startete schon den Motor.
Das Wasser schäumte auf, als es von der Schraube hochgewirbelt wurde. Die beiden kämpften jetzt gegen die Wellen an, wollten weg aus dem Uferbereich und das offene Meer gewinnen.
Die Untoten standen im Wasser.
Auslaufende Wellen schäumten bis zu ihren Knien hoch. Manche Zombies hatten ihre Arme ausgestreckt und die Finger gekrümmt, als wollten sie nach irgend etwas greifen, was letztendlich doch nicht zu fassen war, denn die beiden Seeleute befanden sich bereits zu weit auf dem offenen Meer. Sie konnten von den lebenden Leichen nicht mehr eingeholt werden.
Auf dem Hügel jedoch stand Xorron. Er hatte alles beobachtet.
Mit einem heftigen Ruck drehte er sich um und verschwand, während sich im Boot zwei Männer überglücklich in die Arme fielen.
Einer allerdings stand am Strand und schaute ihnen aus blicklosen Augen nach.
Es war Gil Meier. Er gehörte jetzt zum Heer der lebenden Leichen…
***
Der ins Zimmer prasselnde Splitterregen wurde von dem gewaltigen Knall begleitet, der entstand, als die Scheibe zerplatzte.
Das Klirren und Bersten malträtierte unsere Ohren. Der Windzug brachte das feine Glas mit und streute es über uns aus.
Ich hatte hinter einem Sessel Deckung gefunden, während Suko dicht an der Tür lag, wo ihm ein Schrank einigermaßen Schutz bot.
Die mörderische Sense war zum Glück nicht, durch die gesamte Breite des Wohnzimmers gefahren, aber
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