0199 - Phantom der Lüfte
Schwert auf dem Beifahrersitz und ging mit eiligen Schritten zu dem Schuppen hinüber, in dem er Benzin und Petroleum in Kanistern aufbewahrte.
Er verschüttete fast zwanzig Liter Treibstoff, ehe es ihm gelang, seine zitternden Finger soweit unter Kontrolle zu halten, daß er den Tank füllen konnte. Den leeren Kanister warf er achtlos hinter sich.
»Borg!«
Borg fuhr mit einem unterdrückten Aufschrei herum. Der Platz vor seiner Hütte war leer wie zuvor, aber er wußte, daß er sich die Stimme nicht nur eingebildet hatte.
Und er wußte auch, wem sie gehörte.
Sein Herz begann wild zu hämmern. Langsam, Schritt für Schritt, wich er zum Wagen zurück.
»Borg!«
Wieder die Stimme, lauter jetzt und gleichzeitig drohender, holer und unwirklicher.
Die Luft über dem Plateau begann zu flimmern. Für einen winzigen Moment schien ein gigantischer, dreieckiger Schatten die Sonne zu verdunkeln. Dann bildete sich so etwas wie Nebel oder treibende Rauchschwaden über dem Boden. Die Hitze ließ merklich nach. Der Geruch von verbranntem Sand und glühenden Felsen wich dem durchdringenden Aroma von Seeluft und Salzwasser.
Eine Reihe kleiner, verschwommener Gestalten begann sich hinter der wabernden Nebelwand abzuzeichnen.
Borg preßte sich wimmernd gegen den Wagen. Seine Hände fuhren tastend über das glühende Metall, auf der Suche nach einer Waffe, irgend etwas, mit dem er sich wehren, verteidigen konnte. Obwohl er wußte, wie sinnlos das war.
»Borg!«
Zum dritten Mal dröhnte die Stimme über das Plateau. Diesmal krümmte sich Borg wie unter einem Schlag zusammen.
Eine der Gestalten begann sich zu bewegen. Borg begann Einzelheiten zu erkennen, winzige Details, die ihm unendlich vertraut und bekannt waren, und die ihn doch jedesmal aufs neue schockierten.
»Borg!« dröhnte die Stimme. »Die Stunde deiner Bestrafung ist gekommen! Niemand entgeht dem Fluch der Drusen!«
»Nein!« wimmerte Borg. »Nicht schon wieder! Es… es ist genug.« Er stieß sich vom Wagen ab, ging unsicher auf die Nebelwolke zu und starrte die grauenerregende Gestalt des Drusen aus weit aufgerissenen Augen an. Das Gesicht des Drusen war eingefallen; die Haut grau und zum Teil gerissen, so daß die schmutzigweiße Farbe des Totenschädels sichtbar war. Aus seinem dünnen, faltigen Hals ragte die abgebrochene Spitze eines Pfeiles. Seine Hände waren gierig in Borgs Richtung ausgestreckt - dünne, skelettartige Krallen, die von der getrockneten Haut wie von einem Paar bizarrer Handschuhe zusammengehalten wurden. Wenn der Druse sich bewegte, konnte man ein leises, trockenes Raschein hören; das Geräusch, mit dem sich die Knochen seines Skeletts an der Pergamenthaut rieben.
»Hört endlich auf«, wimmerte Borg. Er schwankte. Für einen Moment sah es so aus, als würde er in die Knie brechen, um die unheimlichen Gestalten um Gnade anzuflehen. Aber dann behielt sein Stolz die Oberhand.
»Tötet mich«, sagte er mit fester Stimme. »Tötet mich, wenn das eure Rache befriedigt. Aber laßt sie in Ruhe. Sie ist unschuldig. Sie hat euch nichts getan.«
Varcon kicherte. Seine toten, glanzlosen Augen richteten sich mit boshafter Befriedigung auf Borgs Gesicht.
»Du wünschst dir den Tot, Borg. Ich weiß. Aber das wäre zu leicht. Du wirst leben!« Wieder kicherte er, diesmal lauter und mit einem krächzenden, schleifenden Unterton, der seine Stimme fast bis zur Unkenntlichkeit verzerrte. »Du wirst leben! Leben, Borg! Das war es doch, was du wolltest? Nicht wahr? Du hast deine Männer verraten, um -zu leben. Jetzt wünschst du dir den Tod. Aber du wirst noch lange warten, bis es soweit ist. Lange, Borg. Sehr lange!«
Borgs Lippen bebten. Seine Hände öffneten und schlossen sich in einer hilflosen Geste.
»Du wirst leben, Borg!« widerholte Varcon. »Leben! Ewig Leben! Und ewig leiden!«
Borg wich mit einem erstickten Aufschrei zum Wagen zurück, während die Phalanx der Unheimlichen gnadenlos näherrückte.
Es war ein Sammelsurium der gräßlichsten Alptraumkreaturen. Und die Tatsache, daß Borg jeden einzelnen von ihnen schon zu Lebzeiten gekannt hatte, machte die Sache nur noch schlimmer.
Er spürte kaum, wie seine Hand nach hinten griff und sich um den lederbezogenen Griff seines Breitschwertes krampfte. Und er ignorierte auch das Wissen um die völlige Sinnlosigkeit seiner Handlung, als er mit einem Wutschrei angriff.
***
Bill war der erste, der seine Überraschung überwand. Er schob sich an der wie erstarrt dastehenden Mrs. Gwendall
Weitere Kostenlose Bücher