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02 Arthur und der Botschafter der Schatten

02 Arthur und der Botschafter der Schatten

Titel: 02 Arthur und der Botschafter der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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ausgestreckter Hand, der Schatten ausnahmsweise einmal fast unbewegt, Larissa und ich. Dann brach sie den Bann.
    »Ich habe mich entschieden«, sagte sie.
    Sie ging an mir vorbei und hob das Buch auf.

 
    Ich stand da wie vom Schlag gerührt.
    Larissa hielt das Buch in der Hand und starrte einen Augenblick auf den Titel. Dann drehte sie sich um und streckte es mir hin.
    »Hier. Du steckst das besser ein.«
    Ich konnte zunächst nicht reagieren. Einen Moment lang hatte ich sie mit dem Buch zu den Schatten überlaufen sehen. Jetzt gab sie es mir.
    »Nun nimm schon!«, wiederholte sie und drückte mir das Buch in die Hand. Das erweckte mich wieder zum Leben. Ich nahm es ihr ab und wollte gerade meine Tasche öffnen, als der Schatten explodierte.
    Zumindest hörte es sich so an. An der Stelle, wo soeben noch menschliche Umrisse sichtbar waren, hatte sich erneut ein Wirbel gebildet, aus dem ein lang gezogenes Heulen drang. Schneller und schneller drehte er sich und dehnte sich dabei unaufhörlich aus. Schlagartig verdüsterte sich das Gewölbe. Der Wirbel schien den Lichtschein der beiden Baulampen einfach zu verschlucken. Wir wichen zurück, bis wir fast unter dem Torbogen standen, der in Richtung Treppe führte.
    »Wenn Ihr keine Geschäfte mehr hier habt, dann schlag ich vor, wir nehmen unseren Hut«, sagte Pomet. Dem konnte ich mich nur anschließen. Ich hielt bereits meine Taschenlampe in der Hand. Als ich ihren Lichtstrahl in den Raum richtete, verschwand er sofort im schwarzen Nichts.
    »Tempo, Tempo!«, rief ich. Pomet war schon um die Ecke verschwunden, und ich stieß Larissa, die noch wie gebannt auf den Wirbel starrte, hinter dem Narren her. Das Licht im Gewölbe war jetzt völlig erloschen. Lediglich ein mächtiges Rauschen und ein immer lauter werdendes Geheul waren zu vernehmen.
    Ich wartete nicht ab, bis es mich erreicht hatte, und sprang hinter Larissa und Pomet her. Sobald ich die Taschenlampe in eine andere Richtung drehte, war der Lichtstrahl wieder da.
    Pomet brachte uns durch einen weiteren Raum zu einer Treppe, die allerdings nicht nach unten, sondern nach oben führte.
    »Laufen wir nicht zum Boot zurück?«, fragte ich atemlos.
    »Wir müssen zum Licht, bevor das Dunkel uns erreicht«, erwiderte er, und seine Stimme klang zum ersten Mal, seitdem ich ihn kennengelernt hatte, furchtsam.
    Wir stürmten die Treppe empor. Sie machte einen Knick, ging weiter und mündete in einen Gang, dessen Ende durch eine Metalltür versperrt wurde.
    Larissa zog bereits im Laufen ihr Dietrichset aus der Tasche. Sobald wir die Tür erreicht und festgestellt hatten, dass sie verschlossen war, begann sie mit ihrer Arbeit.
    Das Heulen, das mit zunehmender Entfernung leiser geworden war, nahm wieder an Intensität zu. Pomet sprang nervös von einem Fuß auf den anderen.
    »Er ist bereits im Gang, edles Fräulein. Könnt Ihr Euer Handwerk etwas beschleunigen? Sonst werden wir noch alle der Dunkelheit zum Opfer fallen.«
    Larissa antwortete nicht, sondern arbeitete konzentriert weiter. Ich warf einen Blick über die Schulter. Der Gang hinter uns war nicht erleuchtet, aber mir schien die Finsternis am anderen Ende noch tiefer und schwärzer zu sein als auf unserer Seite. Eine Hitzewelle rollte auf uns zu und trieb mir den Schweiß aus allen Poren. Ich musste mich an der Wand abstützen und hatte das Gefühl, gleich ohnmächtig zu werden. Auch Pomet hörte zu hüpfen auf.
    »Geschafft!« Larissa stieß die Tür nach außen auf. Wir taumelten in einen kleinen Innenhof, der von hohen Mauern umgeben war. Ein blasser Mond, der immer wieder hinter den Wolken verschwand, tauchte alles in ein kaltes Licht. Ich sog die frische Luft in vollen Zügen ein.
    Auf der gegenüberliegenden Seite führte eine Türöffnung in einen viereckigen Turm, der bis zur Stadtmauer emporragte. Pomet schritt zielsicher darauf zu. »Hierher wird er uns nicht folgen. Doch sollten wir noch etwas Abstand legen zwischen ihn und uns. Die Himmel ziehen sich zu.«
    Offenbar schwächte das Mondlicht die Kräfte des Schattenwirbels. Er war uns jedenfalls nicht aus der Tür gefolgt, die immer noch offen stand. Als wir eben im Turm gegenüber verschwinden wollten, hörten wir noch einmal die dunkle Stimme, die uns quer über den Hof nachhallte.
    »Ihr lauft, aber ihr könnt nicht weglaufen. Jeder Weg führt euch zu uns zurück. Und beim nächsten Mal gibt es kein Entkommen mehr«, heulte er uns hinterher.
    Wir liefen die Steintreppe im Turm hoch, ohne uns weiter um

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