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02 Arthur und der Botschafter der Schatten

02 Arthur und der Botschafter der Schatten

Titel: 02 Arthur und der Botschafter der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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Offenbar hat er das doch nicht für sich geklaut.«
    »Ein kluges Köpfchen«, höhnte Pluribus. »Ursprünglich war das in der Tat für mich gedacht. Doch manchmal muss man flexibel sein und seine Pläne ändern können.«
    Unser Gespräch wurde durch die Ankunft Markovićs unterbrochen. Er war ein großer Mann mit breiten Schultern und sonnengegerbtem Gesicht. Trotz der frühen Stunde war er ebenso makellos gekleidet wie seine Leibwächter. Er trug einen sandfarbenen Anzug und darunter ein Hemd in leichtem Rosé. Die obersten beiden Knöpfe waren geöffnet und ließen eine behaarte Brust erkennen. Ich schätzte, dass der Preis der Sachen, die er am Leib trug, locker mehrere Monatsgehälter seiner Gorillas betrug.
    Marković hatte dichtes, schwarzes Haar, das er nach hinten gegelt hatte. Er mochte etwa fünfzig Jahre alt sein, wenn man nach den Falten in seinem Gesicht urteilte. Seine stahlblauen Augen waren kalt und ausdruckslos und ließen nicht erkennen, was in seinem Inneren vor sich ging. Ums Handgelenk trug er eine edelsteinbesetzte Rolex und an einigen Fingern glänzten fette goldene Ringe.
    Einer der Bodyguards eilte zum Kopfende des Tisches und zog den Stuhl zurück. Marković setzte sich. Er zupfte seine Hose an den Knien etwas höher und schlug das rechte über das linke Bein. Der Duft seines Aftershaves wehte bis zu mir herüber.
    » We checked your shipment. Everything seems to be okay «, sagte er zu Pluribus gewandt und fuhr auf Englisch fort: »Der Kaufpreis ist bereits angewiesen. Es war ein Vergnügen, mit Ihnen Geschäfte zu machen.« Er legte eine kleine Pause ein. »Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?«
    Pluribus war aufgestanden. »Die Kinder haben etwas, das mir gehört und das ich gerne mitnehmen würde.« Er deutete auf unsere Umhängetaschen, die vor uns auf dem Tisch lagen.
    »Bitte.« Marković machte eine gelangweilte Handbewegung. Zwei der Vierlinge kippten die Taschen auf dem Tisch aus. Pluribus riss das Buch an sich, das Larissa im Meninski-Haus gefunden hatte.
    »Ich darf mich verabschieden«, sagte er. »Mein Flieger geht in wenigen Stunden.« Er verbeugte sich tief vor seinem Geschäftspartner. Der nickte nur kurz und studierte weiter seine Fingernägel, deren Zustand ihn sehr zu faszinieren schien. Einer der Bodyguards begleitete die Vogelscheuche aus dem Raum.
    Die Vierlinge machten keinerlei Anstalten zu gehen. Ich fragte mich, was unsere Kidnapper jetzt wohl mit uns vorhatten. Wollten sie uns nur festhalten, bis Pluribus mit dem Buch außer Reichweite war? Oder hatten sie andere Pläne? Darüber mochte ich gar nicht nachdenken.
    Larissa war wie immer die Erste, die vorpreschte.
    » Can we leave now, too? «, fragte sie.
    Marković blickte von seinen Fingernägeln auf. »Ihr wollt auch gehen? Das wird leider nicht möglich sein. Ich habe eine Abmachung mit eurem Freund getroffen. Und ich halte mich an mein Wort.«
    Was mochte das für eine Abmachung sein? Sollte er uns lediglich hier festhalten, bis Pluribus mit seiner Beute sicher außer Landes war? Oder hatte er Übleres mit uns vor?
    Marković erhob sich und streckte sich wie ein Raubtier. Dann kam er langsam um den Tisch herum auf uns zu. Unwillkürlich duckte ich mich tiefer in meinen Stuhl. Ich rechnete mit dem Schlimmsten.
    Aber er hatte gar kein Interesse an uns. Noch nicht. Stattdessen studierte er die Inhalte unserer Taschen, die auf dem Tisch verstreut lagen. Mit dem gestreckten Zeigefinger schob er mal dies, mal das zur Seite. Dann hielt er plötzlich inne.
    Er beugte sich vor und nahm die beiden Münzen auf, die wir von der jungen Frau in Marseille als kleines Dankeschön geschenkt bekommen hatten. Dann trat er ans Fenster, um sie in den ersten Strahlen der Sonne näher zu untersuchen.
    Ich beobachtete ihn aus dem Augenwinkel. Als er sich wieder umdrehte, lag ein finsterer Ausdruck auf seinem Gesicht. Zuvor war er kalt gewesen, jetzt war er wütend.
    »Woher habt ihr die, ihr kleinen Rotznasen?«, schnauzte er uns an.
    Ich kroch noch weiter in meinen Stuhl hinein. Auch Larissa ging es nicht viel besser als mir. Wie sollst du auch sonst reagieren, wenn ein zornentbrannter Hüne sich über dich beugt und dir seine Augen in den Schädel bohrt?
    »Wir haben sie geschenkt bekommen«, quiekte ich. Meine Stimme kippte völlig weg und ich schämte mich dafür.
    »Geschenkt? Von wem?«, fuhr er mich an.
    Larissa sprang mir bei. »Von einer jungen Frau, der wir in Marseille geholfen haben.«
    Abwechselnd erzählten wir

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