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02 Arthur und der Botschafter der Schatten

02 Arthur und der Botschafter der Schatten

Titel: 02 Arthur und der Botschafter der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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fertig?«, fragte Larissa genervt.
    Ich nickte mit zusammengepressten Lippen. Gleichzeitig fingen wir damit an, an der Röhre zu drehen.
    Erst passierte gar nichts. Aber nach einigen Versuchen hörte ich ein leises Knirschen aus der Wand.
    »Sie bewegt sich!«, rief Larissa. Auch ich hatte das Gefühl, dass unser Ruckeln Erfolg zeigte. Die Arme wurden mir zwar langsam schwer, aber mit jedem neuen Knirschen und jedem Millimeter, den die Röhre sich weiter drehen ließ, gewann ich neue Kraft. Leider reichte das nicht aus.
    »Vielleicht sollten wir ziehen, anstatt zu drücken«, schlug Larissa vor, als wir schließlich eine Pause einlegten. Ich schlackerte mit den Armen, um das Blut wieder in die Fingerspitzen zu befördern.
    Wir brauchten noch zwei weitere Anläufe, bis sich das Rohr endlich aus der Wand herausdrehen ließ. Da war er: der Weg in die Freiheit! Jetzt musste nur noch einer von uns da durch.
    Es war klar, dass dieser Jemand nur Larissa sein konnte, denn sie war schmaler und leichter als ich.
    »Ich mache eine Hühnerleiter und du ziehst dich hoch«, schlug ich vor.
    »Sicher. Und dann stürze ich mich auf der anderen Seite kopfüber hinaus«, erwiderte sie spöttisch.
    Sie hatte recht: So funktionierte das nicht. Wir mussten einen Weg finden, wie sie mit den Füßen zuerst in die Öffnung gelangen konnte. Nach wenigen Minuten hatten wir eine Lösung gefunden. Wir zogen die Glaswollstreifen der Rohrisolierung bis kurz vor das herabhängende Rohr und packten die zusammengefalteten Decken obendrauf. Larissa räumte ihre Hosentaschen leer. Ich kletterte auf den Stapel und kniete mich hin. Sie stützte ihre Hände auf meine Schultern, schwang sich zu einem halben Handstand auf und schob sich mit den Füßen nach und nach an der Wand hoch.
    »Jetzt!«, rief sie. Langsam richtete ich mich auf. Das war gar nicht so leicht mit ihrem Gewicht auf mir. Meine Schultern schmerzten, und meine Muskeln waren zum Zerbersten gespannt, aber es gelang mir, mich ganz aufzurichten und Larissa fast völlig in die Öffnung hineinzudrücken. Ich bewunderte ihre Gelenkigkeit. Schließlich schaute nur noch ihr Kopf aus dem Loch hervor.
    »Bis gleich!«, rief sie. »Drück die Daumen, dass die Tür hier offen ist.« Dann verschwand sie. Ich hörte ein dumpfes Geräusch, als sie auf der anderen Seite heruntersprang.
    Dann ein lautes »Au!«.
    Dann nichts mehr.
    »Larissa?!«, rief ich besorgt, erhielt aber keine Antwort. Stattdessen klapperte es nebenan blechern. Ich überlegte noch, ob und wie ich ihr hinterhersteigen sollte, als sich der Schlüssel im Schloss drehte. Die Tür öffnete sich.
    »Voilá!« Larissa stand im Eingang, den linken Unterarm voller Blut.
    Ich stürzte auf sie zu. »Was ist passiert?«
    »Das ist nur ein Kratzer«, winkte sie ab. »Ich bin im Dunkeln gegen irgendwas Scharfes gestoßen.«
    »Tut es denn nicht weh?«
    »Nur ein bisschen. Vielleicht gibt es hier ein Waschbecken, wo wir den Arm abwaschen können.«
    Die Sonne war inzwischen fast untergegangen. Im Zwielicht konnten wir das Innere der Halle nur noch undeutlich erkennen. Wir eilten zur Tür, durch die wir hereingekommen waren. Unsere Koffer standen noch da, wo Zafón sie abgestellt hatte. Ein paar Meter weiter hing tatsächlich ein altes, abgesplittertes Emailwaschbecken an der Wand. Ich probierte den Wasserhahn aus. Ein dünnes Rinnsal quälte sich heraus.
    Ich zog mein T-Shirt aus und hielt es unter das Wasser. Dann wischte ich vorsichtig Larissas Arm ab. Es musste ganz schön schmerzen, denn sie verzog mehrfach das Gesicht. Der Kratzer zog sich vom Ellenbogen bis fast zum Handgelenk.
    »Du hast Glück gehabt, dass keine Ader getroffen wurde«, sagte ich. Auch das Bluten hatte aufgehört. Ich holte ein frisches T-Shirt aus meinem Koffer und streifte es über. Larissa tat das Gleiche mit einem langärmeligen Sweatshirt.
    Ich probierte derweilen, ob die Tür nach draußen abgeschlossen war.
    Sie war es.
    »Wir brauchen noch mal deine Entsperrkünste«, sagte ich.
    Larissa seufzte. »Wenn wir zurück sind, bringe ich dir bei, wie das geht. Dann kannst du dich auch mal nützlich machen.« Sie zog ihr Etui hervor und ging zur Tür.
    Wenige Minuten später standen wir auf dem Hof. Jetzt mussten wir nur noch das Metalltor überwinden, das natürlich ebenfalls geschlossen war.
    Hier draußen war es noch etwas heller als in der Halle. »Lass uns gucken, ob es noch einen anderen Ausgang gibt«, sagte Larissa. Wir ließen unsere Koffer am Tor zurück und

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