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02 Arthur und der Botschafter der Schatten

02 Arthur und der Botschafter der Schatten

Titel: 02 Arthur und der Botschafter der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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Halle, wo sich eine Reihe von Metalltüren befanden. In einer der Türen steckte ein Schlüssel.
    »Aufmachen!«, befahl er. Ich öffnete die Tür und wir traten ein. Wir standen in einem kleinen, fensterlosen Raum ohne jedes Mobiliar. In einer Ecke lag ein Haufen Lumpen, in einer anderen ein zerbeulter Wassereimer. Von der Decke baumelte eine Glühbirne.
    Zafón war nicht mit hereingekommen, sondern in der Türöffnung stehen geblieben. »Hier habt ihr alles, was ihr für die Nacht braucht«, sagte er hämisch. »Ihr könnt schreien, so viel ihr wollt. Außer ein paar Ratten wird euch niemand hören.«
    Mit diesen Worten zog er die Türe hinter sich zu, und wir hörten, wie sich der Schlüssel mehrmals im Schloss drehte.
    Es war stockdunkel in unserer Zelle. Ich tastete mich zur Tür und suchte nach dem Schalter für die Glühbirne. Es dauerte ein wenig, aber dann erhellte ein trüber Lichtschein den kahlen Raum.
    Larissa verlor keine Zeit. Sie zog das Handy heraus und starrte auf das Display.
    »Mist!«, fluchte sie. »Wir haben kein Netz. Dann muss es eben anders gehen.«
    Sie steckte das Mobiltelefon wieder ein und überlegte einen Moment. Dann schritt sie die Wände unseres Gefängnisses ab und klopfte alle fünfzig Zentimeter mit den Fingerknöcheln dagegen. »Das ist alles massiv«, stellte sie fest, nachdem sie den Raum einmal umrundet hatte. »Da kommen wir nicht raus.«
    »Was ist mit der Tür?«, fragte ich, denn ich wusste um ihre Geschicklichkeit beim Öffnen von Schlössern. Das war auch etwas, was ich von Larissa gelernt hatte: Wer diese Arbeit, wie sie, als Sport betrieb, sprach nicht vom Schlossknacken , sondern vom Entsperren .
    Sie inspizierte das Schloss, fuhr mit den Fingern darüber und zog schließlich das Etui mit den Spezialwerkzeugen aus einer der Taschen ihrer Cargohose hervor. Sie schob einen vorn leicht gebogenen Metallstab langsam in die Schlossöffnung hinein. Dann stutzte sie, runzelte die Augenbrauen, ruckelte ein paarmal mit dem Stab hin und her und zog ihn wieder heraus.
    »Keine Chance«, sagte sie, während sie ihr Etui wegpackte. »Er hat den Schlüssel von außen stecken lassen. Ich komme nicht tief genug hinein.«
    Ich seufzte und ließ mich auf den Deckenstapel sinken. »Und was machen wir jetzt?«
    Sie stemmte die Hände in die Hüften und sah sich noch einmal genau im Raum um. Ich tat es ihr nach, konnte aber außer den Lumpen, dem Eimer, der Glühbirne und einer dicken Röhre, die sich an der Decke entlangzog, nichts entdecken.
    »Ha!«, rief Larissa plötzlich. »Ich glaube, ich weiß, wie wir von hier verschwinden können!«

 
    Ich starrte sie fragend an.
    »Das Rohr«, rief Larissa und zeigte nach oben.
    »Was ist damit?«, fragte ich verständnislos. Es war ein normales Heizungsrohr, vielleicht vierzig oder fünfzig Zentimeter im Durchmesser, eingewickelt in eine Dämmschicht aus Glaswolle mit Silberfolie, die mit Draht festgemacht war.
    »Siehst du nicht, wo es hinführt?« Die Ungeduld in ihrer Stimme war deutlich zu hören.
    »Es kommt von links und geht nach rechts«, sagte ich.
    »Genau. Und was befindet sich links und rechts?«
    Jetzt dämmerte mir, was sie meinte. »Zwei weitere Räume!«
    »Eben. Und die sind vielleicht nicht verschlossen.«
    Ich sprang auf. Die Decke unseres Gefängnisses war etwas über zwei Meter hoch. Wenn ich den Arm ausstreckte, konnte ich sie mit den Fingerspitzen gerade erreichen. An die Unterseite des Rohres kam ich bequem heran.
    Larissa zog ihren Leatherman hervor, den ich bereits bei unserem letzten Abenteuer kennengelernt hatte. Sie klappte die beiden Seiten auseinander und ließ sie einrasten.
    »So, jetzt haben wir einen Drahtschneider. Gibst du mir mal den Eimer?«
    Ich drehte den Eimer um und stellte ihn vor ihr hin. Sie stieg hinauf und setzte das Schneidegerät am ersten Draht an.
    »Halt mich mal fest«, sagte sie. »Das ist ein wenig wackelig und ich brauche beide Hände.«
    Ich fasste sie vorsichtig an der Hüfte.
    »Fester!«, rief sie. »Ich bin doch nicht aus Schokolade!«
    Ich holte tief Luft, legte meinen rechten Arm um ihre Taille und presste sie an mich.
    »So ist es gut.« Ich spürte, wie sie sich streckte, und warf einen Blick nach oben. Sie hatte beide Hände um die Zange gelegt und drückte sie mit aller Kraft zusammen. Dabei schwankte sie leicht hin und her. Als es schließlich »Krack« machte und der dicke Draht durchtrennt war, verlor sie beinahe das Gleichgewicht. Sie fiel gegen mich und stützte sich mit

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