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02 Arthur und der Botschafter der Schatten

02 Arthur und der Botschafter der Schatten

Titel: 02 Arthur und der Botschafter der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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m-meistens im Inneren.«
    Als wir endlich vor dem Gebäude standen, musste ich Torres zustimmen. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass sich hinter den schmucklosen Mauern ein Palast verbergen würde. Wir folgten dem Detektiv zum Eingang und kauften unsere Tickets. Es waren noch zahlreiche Besucher in den Innenhöfen des Palastes unterwegs. Wir hielten uns nicht lange mit den Sehenswürdigkeiten dort auf, sondern steuerten direkt die Bibliothek an.
    Es war ein großer Raum, dessen Wände mit vergitterten Bücherschränken vollgestellt waren, die bis unter die Decke reichten. Davor standen an mehreren Stellen alte Sessel und kleine antike Schreibpulte, die allerdings nicht zur Benutzung durch die Besucher gedacht waren, sondern dem Raum lediglich etwas mehr Atmosphäre verleihen sollten.
    Ein weißer, billiger Teppich war als Besucherweg über den polierten Holzboden und die wertvollen Wollteppiche der Bibliothek gelegt worden. Langsam traten wir in den Raum und ließen unsere Augen über die Buchrücken wandern. Viele davon waren sicherlich mehrere Hundert Jahre alt.
    »Jetzt bist du dran«, sagte Larissa. Sie flüsterte, obwohl sich außer uns niemand in dem lang gezogenen Raum befand.
    Ich konzentrierte mich auf irgendwelche Signale, die von einem Buch ausgehen mochten, spürte aber, wie immer, nichts. Wir folgten dem weißen Weg langsam um eine Ecke. Am anderen Ende des Raums war eine Tür, vor der an einem Tischchen ein Mann saß, der uns gelangweilt beobachtete.
    Ich blieb vor einem der Bücherschränke stehen. Einen besonderen Grund dafür gab es nicht; ich hätte ebenso gut den nächsten oder übernächsten Schrank nehmen können. Manche Leute stellen sich die Fähigkeit eines Bewahrers, Bücher zu finden, so vor, als würden sie wie von einem unsichtbaren Magneten angezogen. Bei mir war das ganz und gar nicht so. Weder spürte ich eine Kraft, noch gab es eine Art inneren Kompass. Ich blieb einfach irgendwo stehen und griff rein zufällig nach einem Buch.
    Ich konnte selbst nicht so recht glauben, dass das alles war. Immer wieder versuchte ich, Signale zu empfangen, die doch sicherlich von den gesuchten Büchern ausgingen. Aber bislang hatte das noch nie funktioniert. Wahrscheinlich war ich nur zu blöd, sie wahrzunehmen.
    Ich ging in die Hocke und studierte die Buchtitel hinter dem vergitterten Glas. Die Buchstaben waren zum Teil erheblich verblichen und ich konnte kaum etwas erkennen. Dann richtete ich mich wieder auf. Im obersten Regal stach ein in hellrotes Leder gebundenes Buch mit goldenen Lettern auf dem Rücken aus dem Einerlei der grünen und weißgelben Buchrücken hervor. Wenn ich gekonnt hätte, dann hätte ich es aus dem Regal gezogen. Aber das ging leider nicht.
    Ich hob den Arm und deutete auf das Buch. »Das da oben würde ich mir gerne mal ansehen.«
    Torres, der hinter mir stand, nickte. »Ich frage mal. Man k-kennt mich hier, vielleicht habe ich Glück und wir dürfen das B-buch herausnehmen.«
    Er ging zu dem Wachmann, der sich kerzengerade aufrichtete, als er Torres nahen sah. Er war noch etwas beleibter als der Detektiv, und es sah komisch aus, wie er seine Mütze zurechtschob, die nicht so recht auf den dicken Kopf mit den abstehenden Haarbüscheln passen wollte.
    Zwischen den Männern entspann sich ein heftiger Disput. Beide gestikulierten mit ihren Händen, und immer wieder schüttelte der Wachmann den Kopf. Als Torres schließlich zurückkehrte, konnten wir ihm seinen Ärger ansehen. »So ein sturer Bürokrat! Nur eine Aushilfskraft, aber tut so, als sei er der Direktor persönlich! Er war nicht mal b-bereit, den K-kurator zu rufen. Da müssen w-wir wohl morgen noch mal herkommen.«
    »So lange können wir nicht warten«, konstatierte Larissa. Torres blickte sie verblüfft an. Der Wachmann beobachtete unseren Wortwechsel aufmerksam. Ich gab den beiden ein Zeichen und wir verließen die Bibliothek.
    »Wir sollten keine übereilten Entschlüsse fassen«, sagte ich, als wir wieder draußen standen.
    »Aber du hast etwas gefunden!«, protestierte Larissa.
    »Sagen wir mal lieber, ich hätte ein Buch aus dem Schrank herausnehmen können. Ob es irgendeine Bedeutung hat, weiß ich nicht.«
    »Das ist besser als nichts.« Sie hatte eine Entscheidung getroffen, das sah ich ihr an. »Eine andere Spur haben wir nicht. Also holen wir uns das Buch.«
    »M-moment!«, mischte sich Torres ein. »Ich werde dafür bezahlt, Diebstähle zu verhindern! Da könnt ihr nicht erwarten, dass ich euch dabei

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