02 Arthur und der Botschafter der Schatten
also eine Spur?«
»Es sieht so aus.« Ich wollte ihm keine Details verraten. Wenn er erfuhr, dass wir planten, in eines der bekanntesten Museen Córdobas einzubrechen, hätte er wahrscheinlich einen Herzinfarkt bekommen. »Ich muss jetzt Schluss machen, wir sind mit Mario verabredet.«
Ich spürte, dass er gern noch mehr erfahren hätte. Schnell verabschiedete ich mich und unterbrach die Verbindung. Ich reichte Larissa das Handy zurück. »Wegen mir können wir los.«
Unterwegs versuchte ich noch einmal, sie von ihrem Vorhaben abzubringen, natürlich ohne Erfolg. »In ein paar Stunden können wir das Buch der Wege in der Hand halten! Diese Chance lasse ich mir auf keinen Fall entgehen. Egal, ob du mitkommst oder nicht«, war alles, was sie dazu sagte.
Der Probenraum war ein kleiner, dunkler Saal mit ein paar Dutzend Stühlen vor einer niedrigen Bühne, die von mehreren Scheinwerfern mehr schlecht als recht bestrahlt wurde. Einige der vagabundos saßen auf dem Bühnenrand und strichen in ihren Textbüchern herum, andere gingen auf der Bühne hin und her und deklamierten leise Texte vor sich hin. Mario Montalba saß in der ersten Reihe und besprach sich mit einem seiner Kollegen. Als er uns sah, sprang er auf und kam uns entgegen.
» ¡Hola! Wie geht es euch? Wollt ihr etwas trinken? Setzt euch! Wir haben Wasser und Cola. Habt ihr Hunger?« Er überfiel uns mit einer Serie von Fragen, von denen er die erste schon vergessen hatte, als wir die letzte beantworteten. Dann führte er die Diskussion mit seinem Nebenmann übergangslos fort.
Ein paar Stuhlreihen weiter hinten im Halbdunkel entdeckten wir den Mauren. Nachdem wir uns ein paar Kekse und Wasser von einem wackeligen Tischchen vor der Bühne geholt hatten, setzten wir uns neben ihn.
» ¡Hola! «, grüßte ihn Larissa. »Wir haben den Code geknackt.«
Der Maure zog fragend die Augenbrauen hoch. Larissa berichtete von der Spur, die in den Viana-Palast führte.
»Und ihr seid sicher, das, was ihr sucht, dort zu finden?« Sein durchdringender Blick wanderte von Larissa zu mir und zurück.
»Sicher bin ich nicht«, räumte ich ein. »Aber eine andere Möglichkeit sehen wir im Augenblick nicht.«
Der Maure hob die Hand. »Mal angenommen, ihr findet nichts. Was macht ihr dann?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Wieder von vorn anfangen.«
»Wir finden etwas«, sagte Larissa bestimmt. »Wir haben in der Synagoge den Zettel gefunden und in der Mezquita den Text für den Code. Das kann kein Zufall sein.«
»An Zufälle glaube ich ebenfalls nicht«, lächelte der Maure. Ich gab ihm innerlich recht. Wer hatte uns denn in die Synagoge geführt? Das war er gewesen. Ganz so, als hätte er gewusst, dass wir dort auf einen Hinweis stoßen würden.
»Es war auch kein Zufall, dass wir Sie getroffen haben«, warf ich ein. »Jemanden, den niemand wirklich kennt und der zufällig jede Menge über die Vergessenen Bücher weiß.«
Er betrachtete mich nachdenklich. »Du hast recht, ich habe euch erwartet«, sagte er schließlich.
Irgendwie überraschte mich das nicht. »Und woher wussten Sie, dass wir kommen würden? Selbst wir hatten vor vier Tagen davon noch keine Ahnung.«
»Das Eintreffen der Schatten hat uns alarmiert«, erwiderte er.
»Wer ist wir ?«, wollte Larissa wissen.
Der Maure machte eine kreisende Handbewegung. »Alle, die mit den Vergessenen Büchern zu tun haben. Wo auch immer sie sich befinden mögen.«
»Und unsere Namen? Woher kennt ihr uns und wisst, wie wir zu finden sind?«
»Das müssen wir nicht. Ihr seid Bewahrer und findet den Weg zu uns. Wir brauchen nur zu warten.«
Warum, warum, warum, hämmerte es in meinem Kopf. Jede seiner Antworten warf neue Fragen auf. So war das auch bei Gerrit in Amsterdam gewesen.
»Man muss nicht immer den Grund für einen Sachverhalt verstehen.« Der Maure beugte sich zu mir hin. »Manchmal genügt es auch, die Dinge einfach so zu akzeptieren, wie sie sind.«
»Auch die Schatten?«, gab ich zurück.
Er zögerte keine Sekunde mit der Antwort. »Auch die Schatten. Gerade die Schatten.«
»Können Sie uns wenigstens sagen, wer sie sind?«, fragte Larissa. »Sie halten wahrscheinlich meine Eltern gefangen. Und wenn ich nichts über die Schatten weiß, kann ich meinen Eltern auch nicht helfen, sondern muss tun, was sie von mir verlangen.«
Das Gesicht des Mauren wurde ernst. »Du darfst dich auf das Wort eines Schattens nie verlassen. Sie haben eine andere Moral als wir. Gut und Böse existieren nicht in ihrer
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