02 Arthur und der Botschafter der Schatten
helfe, ein B-buch aus dem Viana-Palast zu klauen.«
»Wir wollen es nicht klauen«, beruhigte ich ihn. »Wir möchten es lediglich ausleihen und einen Blick hineinwerfen. Und tagsüber geht das nicht, wie Sie soeben selbst gesehen haben.«
Das überzeugte ihn nicht. »Ich kenne die Leute, die den P-palast verwalten. Ich kann mit denen reden und eine Erlaubnis erwirken, dass ihr in das B-buch Einblick bekommt.«
»Und wie lange dauert das?«, fragte Larissa skeptisch.
Torres trat von einem Fuß auf den anderen. »Solche Vorgänge müssen stets ihren g-geregelten Gang gehen. Da sind F-formulare auszufüllen, Beglaubigungen zu erstellen ...«
Larissa zog verächtlich die Mundwinkel herab. »Also eine oder zwei Wochen?«
Torres machte eine unglückliche Miene. »Vielleicht b-bekommen wir auch die Erlaubnis, sofort einen B-blick hineinwerfen zu d-dürfen«, mutmaßte er.
«Vielleicht, vielleicht.« Larissa war ihre Ungeduld deutlich anzumerken. »Und vielleicht erst in einer Woche, wenn alles zu spät ist.«
«Aber ihr könnt doch nicht ... Ich kann nicht ...« Hilflos hob er die Hände. Er tat mir leid. Er war angestellt worden, um einen Dieb zu fassen, und hier standen wir und sprachen ganz offen darüber, ein Buch aus dem Viana-Palast herauszuholen.
Während unseres Gesprächs waren wir langsam bis zur Straße weitergegangen. Mit einem Mal blieb Larissa stehen und packte mich am Arm.
»Sieh mal, wer da drüben in dem roten Auto sitzt. Aber unauffällig!«
Ich bückte mich, so als wollte ich mir die Schnürsenkel zubinden, und ließ meinen Blick über die parkenden Autos am Straßenrand gleiten. Hinter dem Steuer eines verbeulten Kleinwagens saß Zafón und beobachtete uns.
Ich erhob mich wieder und drehte mich zu Torres um. »Da im roten Auto hinter mir sitzt Onofre Zafón«, flüsterte ich. »Er muss uns die ganze Zeit gefolgt sein.«
»Ich kann mir schon denken, warum er hier ist«, sagte Larissa. »Gestern hat er uns in der Mezquita beobachtet, und dann wurden letzte Nacht die Messbücher gestohlen. Ich wette, das ist heute nicht anders. Er will sehen, hinter was wir her sind, damit er und Pluribus es sich unter den Nagel reißen können.«
»Ihr m-meint also, der Mann dort ist verantwortlich f-für die Einbrüche?«, fragte Torres.
»Er führt sie zumindest aus«, sagte ich. »Aber ich bin mir sicher, dass Pluribus dahintersteckt.«
»Pluribus? W-wer ist Pluribus? Davon habt ihr bislang nichts erwähnt.«
Ich überlegte, wie viel ich Torres erzählen sollte, und entschied mich für die Wahrheit – zumindest teilweise. »Pontus Pluribus ist der Auftraggeber von Zafón. Er glaubt, dass wir wissen, wo sich ein bestimmtes Buch befindet, das er unbedingt besitzen will. Deshalb ist er hinter uns her. Und deshalb müssen wir auch an dieses Buch im Viana-Palast rankommen.«
»Wenn Zafón tatsächlich der Dieb ist, dann arbeitet er vielleicht schon länger für die Vogelscheuche«, mutmaßte Larissa. »Das würde auch erklären, warum nur bestimmte Stücke aus den bestohlenen Sammlungen verschwunden sind. Denn Pluribus geht es nicht um Geld, sondern um Informationen. Und aus irgendeinem Grund glaubt er, diese in Córdoba finden zu können.«
»Das könnte auch erklären, wie es Pluribus gelingen konnte, so schnell Hilfe vor Ort anzuheuern.« So langsam klärten sich einige Dinge auf. »Wenn er Zafón schon vorher hier in seinem Auftrag Diebstähle ausführen ließ, dann war es natürlich ein Leichtes, ihn umgehend nach Sevilla zu beordern.«
»Ein Grund mehr, das Buch so schnell wie möglich in die Hände zu bekommen.« Larissa war entschlossener denn je. Torres schüttelte nur traurig den Kopf.
»Wir sind Ihnen sehr dankbar für Ihre Hilfe«, sagte ich. »Aber vielleicht ist es jetzt sinnvoll, wenn wir uns trennen. Mit Zafón haben Sie nun eine heiße Spur. Je eher Sie ihn festnageln, desto besser, auch für uns.«
Torres legte seine Stirn in Sorgenfalten. »Mag sein, dass du recht hast. Ich hoffe nur, ihr macht k-keinen Unsinn. Sonst müsste ich euch n-nachher ...«
»Bestimmt nicht«, unterbrach ich ihn. »Wir werden Ihnen keinerlei Scherereien bereiten.« Ich warf Larissa einen Blick zu. Sie verstand meinen Hinweis und nickte zustimmend.
»Z-zur Sicherheit werde ich euch b-bis zu eurem Hotel begleiten«, sagte Torres, und diesmal widersprach ihm auch Larissa nicht. Schweigend liefen wir nebeneinander her, bis wir wieder in den Gassen der Altstadt waren. Zafón war uns augenscheinlich nicht
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