02 Arthur und der Botschafter der Schatten
jetzt verflogen. Die beiden schienen nicht zimperlich zu sein.
»W-w-wir ma-ma-machen ke-ke-keine Fe-fe-fehler«, verhöhnte Zafón zwei den Detektiv. Er schob uns grob in den Raum. Sein Zwillingsbruder drängte sich nach vorn und streckte uns die Hand entgegen.
»Eure Taschen«, forderte er uns auf. Widerwillig händigten Larissa und ich ihm unsere Umhängetaschen aus. »Und die Hosentaschen!« Er hatte also aus seinen Erfahrungen in Sevilla gelernt, als wir aus einem scheinbar sicher verschlossenen Raum entkommen waren.
»Sieh mal, was wir da haben«, grinste er, als Larissa ihm ihr Entsperrset reichte. Außerdem hatte sie noch eine Taschenlampe, einen Beutel Gummibänder, unser Handy und eine Schachtel Streichhölzer in den Taschen.
»Echte Profis, was?«, lachte Zafón zwei, der mich nach irgendwelchen versteckten Gerätschaften abtastete. Außer etwas Kleingeld und einem Nagelknipser fand er allerdings nichts.
Sein Bruder beugte sich über Torres und riss ihn unsanft in die Höhe. »Arme hoch!«, bellte er. Er war nicht besonders zimperlich bei der Leibesvisitation, die ihm ein Handy, einen Kugelschreiber und einen Notizblock sowie einen Schlüsselbund einbrachte.
Als sie genug Beute gemacht hatten, verließen sie die Kammer, und die Tür fiel hinter ihnen ins Schloss. Ich hatte beim Hereinkommen einen Lichtschalter gesehen, nach dem ich jetzt tastete. Er funktionierte tatsächlich. Eine nackte Glühbirne an der Decke bequemte sich, uns ein mageres Licht zu schenken.
Wir halfen Torres auf die Beine. Er hielt sich die Stelle, an der ihn Zafón eins getroffen hatte.
»Mit denen ist nicht gut K-kirschen essen«, stöhnte er. »Ihr hättet mich w-warnen sollen.«
»Wir wussten doch selbst nicht, wie brutal sie sein können«, protestierte ich. »Und außerdem: Was hätten wir denn machen sollen? Einen Schnellkurs in Kampfsport besuchen?«
»Schon gut«, beschwichtigte mich Torres. »So w-war das nicht gemeint.«
»Seid mal still«, sagte Larissa, die ein Ohr an die Tür gelegt hatte. »Ich versuche gerade, sie zu verstehen.«
Torres schlurfte zu ihr herüber und drückte seinen Kopf ebenfalls an das Metall.
»Was ist das für eine Sprache?«, fragte Larissa ihn.
Torres lauschte noch einen Moment, dann nickte er langsam. »Russisch«, sagte er. »Sie unterhalten sich auf Russisch.«
Ich war erstaunt. »Können Sie das verstehen?«
Torres nickte erneut. »Ein w-wenig. Ich habe mal ein halbes Jahr auf einer russischen Ölbohrinsel g-gearbeitet.«
Torres auf einer Bohrinsel? Mein Respekt vor ihm wuchs. Dann war er also nicht immer so rund gewesen.
»Was sagen sie?«, drängte Larissa.
»Soweit ich es verstehen kann, w-wollen sie ihre Beute noch heute von hier fortschaffen. Nach Cádiz.«
»Ist das weit von hier?«, fragte ich.
»Etwa zwei Stunden mit dem Auto. Cádiz ist eine Hafenstadt an d-der Atlantikküste.«
»Eine Hafenstadt!«, rief Larissa. »Das bedeutet, sie wollen das Diebesgut verschiffen!«
Bevor jemand antworten konnte, hörten wir ein Geräusch, das wie das Klingeln eines Telefons klang.
»Psst.« Torres legte einen Finger vor den Mund und lauschte. Undeutlich konnte ich die Stimme eines Mannes vernehmen. Dann quietschte das Rolltor.
»Sie sind zu einem T-treffen mit ihrem Auftraggeber g-gerufen worden«, erklärte der Detektiv. »Wir sind jetzt alleine hier. Die G-gelegenheit sollten wir nutzen.«
»Sie haben meine Werkzeuge einkassiert.« Larissa trat frustriert gegen den Reifenstapel. »Wie sollen wir nur hier rauskommen?«
Torres lächelte. »Hiermit«, sagte er und zog einen kleinen Revolver aus der Tasche.
»Sie sind bewaffnet?«, staunte ich. »Wieso haben die beiden den nicht gefunden?«
»M-manchmal hat es seine Vorteile, ein wenig beleibter zu sein.« Torres grinste verschmitzt. »D-da hat man mehr Falten, in d-denen sich etwas verstecken lässt.«
»Und warum haben Sie die Waffe dann nicht vorhin benutzt?«
»Weil das keine Schusswaffe ist«, unterbrach mich Larissa. »Das ist eine Dietrichpistole.«
Ich starrte sie verständnislos an. »Ein automatischer Dietrich.« Sie deutete auf Torres.
Der hatte einen gekrümmten Metallstift vorne in die Pistole eingesetzt und führte ihn vorsichtig in das Schloss ein. Ein Druck auf den langen Abzug, ein kurzes knackendes Geräusch – und Torres öffnete die Tür.
Er zog seine Dietrichpistole wieder aus dem Schloss und verstaute sie.
»Warum hast du so etwas nicht?«, fragte ich Larissa.
»Weil es unsportlich ist«,
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