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02 Arthur und der Botschafter der Schatten

02 Arthur und der Botschafter der Schatten

Titel: 02 Arthur und der Botschafter der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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an. Wir hörten, wie sich die Beifahrertür öffnete. Dann konnten wir Stimmen vernehmen.
    »Sollen wir nicht einfach laut schreien?«, fragte Larissa.
    »Wir w-wissen nicht, mit wem sie reden«, widersprach Torres. »V-vielleicht ein Komplize.«
    Also schwiegen wir und hielten uns hinter dem Kistenstapel vor der Tür in Bereitschaft. Wir hörten ein metallisches Geräusch, dann setzte der Wagen sich wieder in Bewegung. Diesmal fuhr er nur sehr langsam und auch nicht sehr weit. Als er das nächste Mal anhielt, schaltete der Fahrer den Motor aus.
    Wir legten unsere Hände gegen die oberste Kiste, bereit, sie beim Öffnen der Hecktür sofort nach vorne zu kippen. In der Rechten hielt ich zudem den Eisenstab des Wagenhebers. Allerdings war ich überzeugt, dass unsere Aktion nur in einer Katastrophe enden konnte. Die Zwillinge hatten Schusswaffen und zögerten gewiss nicht, diese bei Bedarf auch zu benutzen.
    Wir hörten, wie sich die Fahrertür öffnete und wieder zufiel. Jetzt konnte es nur noch Sekunden dauern ...
    Ein lautes Brummen ließ uns auffahren. Es war mein Magen, der sich ausgerechnet diesen Moment aussuchen musste, um seinen Unmut über mangelnde Essenszufuhr kundzutun.
    »Sorry«, flüsterte ich. Wir standen weiter im Dunklen und warteten.
    Die Sekunden verstrichen, dann die Minuten. Nichts passierte. Schließlich ließ ich die Hände sinken. »Ich glaube, die sind abgehauen.«
    »Scheint so.« Larissa fummelte ihre Taschenlampe hervor, knipste sie an und quetschte sich um den Kistenstapel herum zur Tür. »Dann können wir ja gehen.«
    »Hey!«, rief Torres. »N-nicht so eilig!«
    »Wieso nicht?«, fragte Larissa. »Habt ihr vorhin die Zentralverriegelung nicht klacken gehört? Wenn sie das Auto abgeschlossen haben, sind sie wohl nicht mehr da.«
    »Ich habe nichts wahrgenommen«, sagte ich.
    »Wahrscheinlich, weil dein Magen zu laut geknurrt hat«, erwiderte Larissa.
    Torres legte sein Ohr an die Tür und lauschte. »Bist du dir ganz sicher?«
    »Absolut. Wollt ihr hier nun warten, bis sie zurückkommen, oder was? Ich haue jedenfalls ab.«
    Sie zog den Verriegelungshebel der einen Türhälfte in die Höhe und drückte die beiden Türen nach außen. Ein angenehm frischer Luftzug wehte herein. Jetzt merkte ich erst, wie stickig es im Laderaum gewesen war.
    Draußen zeigte sich ein erster Lichtstreif am Horizont. Wir sprangen aus dem Wagen und sahen uns um. Das Fahrzeug war zwischen zwei Containerreihen geparkt. Vor uns zeichneten sich am Kai zwei Kräne dunkel gegen die Dämmerung ab. Von den Karasamoffs war nichts zu sehen. Weit und breit waren wir die einzigen Menschen.
    »Wir sind im Hafengebiet«, stellte Torres fest. »Wahrscheinlich haben sie den W-wagen hier abgestellt, um die F-fracht später auf ein Schiff zu bringen.«
    »Dann sollten wir das verhindern.« Larissa machte sich daran, wieder in den Laderaum zu klettern.
    »Was hast du vor?«, rief ich. »Willst du etwa alle Kisten durchsuchen?«
    »In einer davon ist das Buch, das sie aus dem Viana-Palast haben mitgehen lassen. Und das ist vielleicht das Buch der Wege!«
    Mir wäre es lieber gewesen, wir hätten sofort das Weite gesucht. Torres schien ebenfalls nicht begeistert, hier länger als notwendig zu verweilen. Aber Larissa ließ das alles kalt. Also kletterte ich widerwillig in den Laderaum und betrachtete die etwa zwanzig Metallkisten, die da standen. Alle waren mit dicken Vorhängeschlössern gesichert.
    »Bis wir die durchsucht haben, ist es Mittag«, stellte ich fest. »Und bis dahin sind die beiden bestimmt zurück.«
    Larissa trat frustriert gegen eine der Kisten. »Kannst du nicht wenigstens versuchen, das Buch ausfindig zu machen?«, rief sie.
    »Du weißt, so funktioniert das nicht. Jetzt komm und lass uns abhauen!«
    »D-das ist die beste Lösung«, mischte sich der Detektiv ein, der an die Ladekante getreten war. »D-der Wagen steht bestimmt noch länger hier. Wir k-könnten die Zeit nutzen, um herauszufinden, welches Schiff heute den Hafen v-verlässt.«
    »Aber erst mal sollten wir verschwinden«, rief ich und sprang von der Ladefläche. »Wenn uns die Brüder erwischen, können wir nämlich gar nichts mehr tun.«
    Larissa zögerte. Da hatte ich eine Idee.
    »Sieh doch mal nach, ob es nicht eine Webcam im Hafen gibt.«
    Sofort blitzten ihre Augen wieder auf. Die Suche bei Google dauerte etwas länger, denn die wenigen Webcams in Cádiz waren gut versteckt. Nach ein paar Minuten hatte sie eine gefunden. Wir riefen das Bild auf.

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