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02 Arthur und der Botschafter der Schatten

02 Arthur und der Botschafter der Schatten

Titel: 02 Arthur und der Botschafter der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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Boden.
    Kokou war inzwischen herangekommen und nahm den Mann am Auto in den Schwitzkasten. Der trommelte auf seinen Gegner ein, doch das schien dem Koch nichts auszumachen. Larissa und ich wandten uns dem Messerschwinger zu. Der hatte sich aufgerichtet, die Frau mit hochgezogen und seinen Arm von hinten um ihren Hals gelegt.
    » Je la bousille! «, schrie er, als er uns kommen sah.
    »Du murkst niemanden ab«, knirschte Larissa. Der Mann brauchte beide Hände, um die Frau festzuhalten. Wir teilten uns und gingen rechts und links um ihn herum. Er wich zurück, um nicht einen von uns im Rücken zu haben, aber wir waren schneller. Mit einem Mal war die Taschenlampe in Larissas Hand. Sie sprang von hinten auf den Kidnapper zu und schlug sie ihm mit voller Kraft auf den Kopf.
    Mit einem Schrei griff er sich an die Stelle, an der sie ihn getroffen hatte. Ich nutzte die Gelegenheit, um meinen Kniekehlentritt zu wiederholen. Er sackte aufs Pflaster und die Frau konnte sich befreien. Auch Kokou hatte seinen Gegner überwältigt. Er fasste die Frau, die etwas benommen war, am Arm und zog sie quer über den Platz. Auf der anderen Seite führte eine enge Treppe weiter in Richtung Ufer nach unten. So schnell wie möglich sprangen wir die Stufen hinab. Erst nach der Hälfte hielten wir an, um Atem zu holen.
    Hinter uns war nichts zu hören. Die Angreifer waren entweder zu schwach, um uns zu verfolgen, oder sie wollten sich nicht noch einmal mit uns anlegen. Kokou lief das Blut am linken Oberarm herab.
    » Mon dieu, vous êtes blessé! «, rief die Frau. Vorsichtig schob sie Kokous T-Shirt hoch.
    » C’est rien «, erwiderte der Koch. »Das ist doch nichts.« Doch die Frau ließ sich davon nicht beeindrucken, nahm ihr Halstuch ab und band es dem protestierenden Kokou um den Arm.
    »Kannten Sie die Leute, die Sie entführen wollten?«, fragte ich die Frau auf Englisch.
    Sie schüttelte den Kopf. » Non . Ich habe sie noch nie vorher gesehen.«
    »Es waren wohl einfach nur Straßenräuber«, sagte Kokou. »Dieses Viertel ist nischt ungefährlisch für eine junge Frau.«
    »Ich habe mich verlaufen«, entschuldigte sie sich. »Irgendwie habe ich völlig die Orientierung verloren.«
    Das konnte ich gut nachvollziehen. Auf mich allein gestellt, wäre ich wahrscheinlich auch stundenlang durch dieses Labyrinth geirrt, ohne einen Ausweg zu finden.
    Wir gingen die Treppe ganz hinunter und kamen auf eine Straße, die belebter und besser beleuchtet war als die letzten Gassen, die wir durchquert hatten. Von hier war es nicht mehr weit bis zur Hauptstraße, die am Ufer entlanglief.
    Am Taxistand blieben wir stehen. Hier gab es mehr Licht als Schatten und ich konnte die Frau zum ersten Mal in Ruhe betrachten. Sie war jung, bestimmt nicht älter als Mitte zwanzig. Ihre Kleidung war zwar durch das Handgemenge etwas ramponiert, man sah aber, dass sie nicht billig war. Sie trug schulterlange blonde Haare und hatte ein hübsches, freundliches Gesicht, dem man die Strapazen der letzten halben Stunde allerdings noch deutlich ansah.
    »Kommen Sie von ’ier aus allein nach ’ause?«, fragte Kokou die Frau.
    »Ich wohne im Hotel. Ich bin nur zu Besuch in Marseille«, erwiderte sie.
    »Dann sollten Sie ab sofort aufpassen. Vielleischt ’aben die Kerle Sie vom ’otel aus verfolgt.«
    »Keine Sorge. Ich reise morgen sowieso ab. Und solange werde ich das Hotel nicht mehr verlassen.«
    Sie suchte in ihrer Handtasche herum. »Sie haben mir wahrscheinlich das Leben gerettet. Ich möchte mich dafür gerne erkenntlich zeigen.«
    »Das müssen Sie nicht!«, riefen Larissa und ich unisono. Auch Kokou winkte sofort ab.
    Sie sah, dass wir es ernst meinten. »Aber ein kleines Geschenk nehmen Sie doch sicher an, oder?« Sie zog einen bestickten schmalen Samtbeutel aus der Tasche, der oben mit einem Band verschlossen war. Daraus fischte sie drei winzige Gegenstände.
    »Das sind historische Münzen aus meiner Heimat, die keinen großen Wert besitzen. Ich möchte, dass Sie sie als Andenken an diesen Abend behalten.«
    Wir zögerten, doch als ich den Ausdruck in ihrem Gesicht sah, streckte ich meine Hand aus. Larissa und Kokou folgten meinem Beispiel.
    Wir verabschiedeten uns voneinander. Die junge Frau kletterte in ein Taxi und wir taten es ihr nach. Der Fahrer starrte misstrauisch auf Kokous blutverschmierten Arm, aber der versicherte ihm, dass alles getrocknet sei und keine Gefahr für seine Polster bestehe.
    Eine halbe Stunde später befanden wir uns wieder an

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