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02 Arthur und der Botschafter der Schatten

02 Arthur und der Botschafter der Schatten

Titel: 02 Arthur und der Botschafter der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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Bord. Kurz darauf lief die Ann Catherine aus Marseille aus.
     
    In den nächsten beiden Tagen auf See konzentrierten wir uns auf die Bücher, die wir aus dem Container genommen hatten. Kurz vor dem Ablegen hatte Larissa noch eine schnelle Internetrecherche über Ludwig Prinn angestellt. Es gab nur spärliche Informationen über ihn. Er hatte im 15. oder 16. Jahrhundert gelebt und war in Brüssel als Hexer von der Inquisition verbrannt worden. Dabei soll sein Geburtsdatum vierhundert Jahre früher gelegen haben. Prinn behauptete, beim neunten Kreuzzug von den Arabern gefangen genommen worden zu sein und bei den Zauberern der Wüste die Kunst der Magie erlernt zu haben.
    Über sein Werk De Vermis Mysteriis war bekannt, dass es sich um eine Sammlung von Beschwörungsformeln handeln sollte, mit denen der Eingeweihte unbeschreibliches Grauen auf die Welt bringen konnte.
    Das wies zwar alles in die richtige Richtung, gab uns aber auch keinen konkreten Hinweis auf das Buch der Wege. Ich begann daran zu zweifeln, ob es sich bei dem Buch im roten Ledereinband tatsächlich um denselben Band handelte, den ich im Viana-Palast gesehen hatte. Sobald ich jedoch einen erneuten Ausflug in den Laderaum vorschlug, machte Larissa sofort dicht.
    »Wann wirst du endlich akzeptieren, dass es da unten keinen weiteren Hinweis gibt? Wir sind bisher einer falschen Spur gefolgt. Und ich bin mir nicht mal sicher, ob das in Dubrovnik so viel anders sein wird.«
    »Aber wir sind doch gerade deshalb hier an Bord, um die Bücher zu untersuchen«, wandte ich ein.
    » Du bist deswegen hier. Ich fahre nur mit dem Schiff, weil es keinen schnellen Flug gab und weil ich dir einen Gefallen tun wollte. Das Ergebnis siehst du ja: Wir müssen ständig vor diesem Karasamoff auf der Hut sein, die Bücher helfen uns nicht weiter und wir verlieren wertvolle Zeit.«
    Wenn wir nicht miteinander stritten, gab es zwischen uns einen brüchigen Waffenstillstand. Die meiste Zeit verbrachten wir dann damit, mit Kokou zu plaudern, dessen Wunde zum Glück schnell verheilte, über Deck zu wandern, uns zu sonnen und Karasamoff aus dem Weg zu gehen. Letzteres war nicht besonders schwierig, da er sich, außer zu den Mahlzeiten, kaum auf Deck blicken ließ. Das bestätigte unsere Vermutung, dass er den Lagerraum im Auge behielt.
    Die Situation war äußerst unbefriedigend. Wenn wir Dubrovnik erreichten, würden wir erneut ohne Hinweis in der Stadt umherirren. Doch was mich wirklich besorgt machte, war Larissas Verhalten. Seit unserer Begegnung mit dem Schatten hatte sie sich mehr und mehr von mir zurückgezogen und unsere Gespräche waren auf das Allernötigste reduziert. Ich verstand zwar, dass ihr in der momentanen Situation die Leichtigkeit abhandengekommen war, die sie sonst so auszeichnete; was ich allerdings nicht verstehen konnte, war ihre Gereiztheit. Bei jedem Wort, das ich zu ihr sagte, fragte ich mich vorher, ob sie es vielleicht in den falschen Hals bekommen könnte. Das wollte ich auf Dauer nicht mitmachen. Wir waren gemeinsam auf der Suche nach dem Buch der Wege, und sie sollte eigentlich wissen, wer ihre Freunde waren.
    Obwohl mir klar war, damit dünnes Eis zu betreten, beschloss ich, sie noch mal darauf anzusprechen. Vielleicht gab es ja irgendetwas, das ich nicht wusste und das ihr Verhalten erklärte. Eine Gelegenheit dazu ergab sich nach dem Essen, als wir uns wieder einmal in den Liegestühlen am Heck sonnten.
    »Sag mal«, begann ich, »was hast du eigentlich letztes Jahr in Amsterdam über mich gedacht?«
    Sie drehte den Kopf zu mir hin. »Was meinst du damit?«
    »Na ja, ich stand seinerzeit ziemlich neben mir, wenn du dich noch erinnern kannst ...«
    Sie zögerte einen Augenblick, bevor sie antwortete. »Das stimmt. Jetzt, da du es sagst, fällt es mir wieder ein. Du warst meistens ganz schön gereizt.«
    Obwohl ich wusste, dass sie recht hatte, versetzte es mir doch einen Stich, das so deutlich aus ihrem Mund zu hören. Ich schämte mich dafür, wie kindisch ich mich in Amsterdam aufgeführt hatte. Aber darum ging es jetzt nicht.
    »Und weißt du auch, was mir damals am meisten geholfen hat?«, fuhr ich fort.
    Sie zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung.«
    »Dass ich mit dir darüber reden konnte.«
    »Aha.« Sie zog die Augenbrauen hoch. Ich hatte das Gefühl, sie wusste bereits, worauf ich hinauswollte.
    »Deswegen dachte ich ...« Ich stockte. Jetzt ging es darum, die richtigen Worte zu finden. »Manchmal werden die Dinge für einen klarer, wenn

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