02 - Aus Liebe zu meiner Tochter
wurde das Thema in einer Diskussionsrunde mit Zuhörern nochmals angeschnitten. Einer der Gäste, ein bärtiger Mann in den Mittvierzigern mit leiser Stimme, hörte meinen Ausführungen besonders aufmerksam zu. Als ich herausfand, daß er Rechtsanwalt mit Erfahrung im Familienrecht war, begann ich, ihm Fragen zu stellen. Kurz vor Schluß sagte er: »Ich bin nicht auf
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der Suche nach Mandanten, aber ich glaube, daß ich Ihnen helfen kann.« Er gab mir seine Visitenkarte mit dem Hinweis, ich könne ihn anrufen, falls ich interessiert sei.
Innerhalb von 48 Stunden, nachdem ich Arnold Dun-chocks Büro zum erstenmal betreten hatte, erhielt ich eine einstweilige Sorgerechtsverfügung, die es Moody untersagte, Mahtab zu besuchen. Das war eine große Erleichterung, obgleich ich mich immer noch mit den strengeren Bedingungen für eine ständige Sorgerechtsverfügung als Teil des Scheidungsurteils auseinanderzusetzen hatte.
Während jenes ersten Besuchs sagte Arnie, daß er sich meiner Sache gern anschließen wolle. Ich wußte damals noch nicht, daß er mein Mitkämpfer werden würde - nicht nur darin, Mahtab zu beschützen, sondern auch darin, die Interessen der Kinder überall in der Welt zu vertreten.
Neben meinen Lesereisen und Vorträgen gab es neue Entwicklungen, was den Film betraf. Harry und Mary Jane baten mich, in Kalifornien mit Brian Gilbert zu sprechen, der sehr daran interessiert sei, die Regie zu führen.
»Ich finde Ihre Geschichte wunderbar, aber ich brauche ein neues Drehbuch«, sagte Brian. »Ich drehe den Film nur, wenn Sie mit mir das Drehbuch neu schreiben.« Ohne zu wissen, was mich erwartete, stimmte ich geschmeichelt zu.
Ich mochte Brian von Anfang an. Er war gemütlich und überhaupt nicht eingebildet. Vor allem aber wollte er, daß das Drehbuch so nahe wie möglich an der Realität blieb. Während der nächsten zwei Monate reiste ich einige Male nach Los Angeles und half Brian und den Uflands bei Recherchen, die dazu beitragen sollten, den Film wirklichkeitsnah zu gestalten. Wir suchten täglich iranische Restaurants und Zentren für persische Kultur auf. Wenn wir zum Tee in einem Cafe saßen, hörte ich den Unterhaltungen an den Nachbartischen zu, und sobald ich einen Satz in Farsi hörte,
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unterrichtete ich Brian. Er beobachtete dann, wie die betreffenden Menschen aßen, tranken, sprachen und gingen
-und wie die Frauen häufig einige Schritte hinter den Männern blieben.
In jenem Sommer kam Brian nach Michigan, verbrachte einige Zeit mit Mahtab und meiner Familie und blätterte in nieinen Fotoalben. Als er nach Hause zurückkehrte, um mit dem Drehbuch anzufangen - er lebt in London -, blieben wir über Telefon und Fax in Kontakt. Brian schien wirklich zu verstehen, was ich ausdrücken wollte.
Aber als ich sein Drehbuch dann bekam, war das »wahre Gefühl« immer noch nicht da. Ich war nahe daran zu verzweifeln. Trotz all unserer Arbeit waren wir der Verwirklichung unseres Projekts in den vergangenen zwei Jahren kaum nähergerückt. Da ich nichts zu verlieren hatte, be-schloß ich, selbst mit Hand anzulegen. Anstatt die Uflands anzurufen und ihnen mein Herz auszuschütten, besorgte ich einen Babysitter für Mahtab, nahm ein Zimmer in einem Motel in der Nähe und schrieb Brians Anfangsszenen von Hand um. Ich schliff an jedem noch so trivial scheinenden Detail meiner Erlebnisse im Iran, an Feinheiten, die nur ich kennen konnte. Ich war keine professionelle Drehbuchautorin, aber ich war die einzige (außer Mahtab), die diese Geschichte erlebt hatte. Ich bemühte mich, meine Gefühle unmittelbar zu Papier zu bringen.
Sobald ich eine Szene fertig hatte, holte Arnies Sekretärin Lori sie ab und tippte sie in ihrem Büro in den Computer. Ich kenne übrigens niemanden, der schneller tippt. Nach vier Tagen ununterbrochener Arbeit schickte ich einen großen Teil des Drehbuchs zu Harry und Mary Jane. Die beiden hatten keine Ahnung, was ich die letzten Tage über ge-tan hatte, und ich werde nie vergessen, was Harry am darauffolgenden Tag auf meinen Anrufbeantworter sprach: »wir sind begeistert! Genau das brauchen wir!«
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Als ich mitten in der Arbeit am Drehbuch war, klingelte es an der Tür: ein Paket! Ich wußte schon, was darin war. Als ich Mahtab rief, brummte sie: »Das ist sicher wieder so ein dummes Drehbuch.« Ich mußte ihr sehr zureden, das Paket zu öffnen. Sie bückte sich und kämpfte mit der Schachtel. Schließlich riß sie die Pappe auf und griff hinein. »Ah, mein Hase!«
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