02 - Aus Liebe zu meiner Tochter
bewachen.
Ich hängte den Hörer gerade noch rechtzeitig ein, um eine Durchsage zu hören, die mir einen Schlag versetzte:
»Flug 454 fällt wegen vereister Landebahn aus.« Das durfte doch nicht wahr sein! Ich mußte in dieser Nacht einfach noch nach Hause kommen! Dann eröffnete sich eine Alternative: Auf einem Flug nach Lansing waren noch Plätze frei. In Lansing konnte ich einen "Wagen mieten oder mich abholen lassen. Wenigstens wäre ich in Michigan. Ich rannte zum Flugsteig und schaffte es gerade noch, bevor die Tür geschlossen wurde. Ungefähr eine Stunde später kündigte der Flugkapitän über Lautsprecher an: »In zehn Minuten werden wir die Landung auf dem Capital City Airport in Lansing einleiten. Die Temperatur beträgt drei Grad unter Null, und es schneit.«
Von mir aus können es auch 30 Grad unter Null sein, wenn ich nur schnell nach Hause komme! Als wir uns dem Flughafen näherten, meldete sich der Kapitän wieder: »Wir befinden uns über dem Capital City Airport. Der Flughafen wurde wegen vereister Landebahn geschlossen. Wir werden nach Dayton zurückfliegen. Am Flugsteig warten Angestellte der Fluglinie auf Sie, die Ihnen helfen werden, ein Hotelzimmer für die Nacht zu finden und Ihren Flug neu zu buchen.«
Als wir wieder landeten, war es fast Mitternacht, und alle Mietwagen waren ausgebucht. Den Tränen nahe, fand ich mich damit ab, die Nacht in Dayton zu verbringen, und nahm den Bus zu einem nahe gelegenen Sheraton. In dieser Nacht konnte ich nicht schlafen. Immer wieder stellte ich mir vor, wie Moody an Mahtab herankommen konnte. Ich
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bezweifelte, daß er direkt in die Staaten einfliegen würde. Seine Green Card würde ihm vielleicht die Einreise ermöglichen, aber er würde ein Risiko eingehen, denn er war zu lange im Iran geblieben, und die Karte war abgelaufen. Angesichts seines Bekanntheitsgrades durch Nicht ohne meine Tochter war es unwahrscheinlich, daß er ein Visum beantragen konnte. Das Außenministerium wiederum konnte ihn nicht festnehmen lassen, da er gegen kein Gesetz verstoßen
hatte.
Vielleicht war Moody nach Mexiko geflogen und hatte mit Hilfe von Verwandten die Grenze nach Texas überquert. Im Iran hatte er mir gedroht, daß er notfalls jemanden beauftragen werde, mich zu töten. Vielleicht hatte er nun jemanden beauftragt, Mahtab zu entführen . . .
Oder vielleicht war meine Panik überflüssig. Vielleicht hatte Moody das Leben im Iran einfach satt und sich entschlossen, anderswo zu leben.
Was redete ich mir da ein? Ich hatte doch immer gewußt, daß er eines Tages versuchen würde, seine Tochter zurückzuholen. Außerdem wußte ich, daß er mir den Tod wünschte. Mehr als einmal hatte er gedroht, mich umzubringen, falls ich es schaffte, aus dem Iran zu fliehen. Aber ich wollte noch nicht sterben. Ich merkte, wie meine Kraft und Entschlossenheit beim Gedanken an den Iran zurückkehrten.
Ich würde alles tun, um Mahtab zu behalten. Sie gehörte mir allein, und niemand konnte sie mir wegnehmen.
Moody verdiente es nicht, sie zu sehen, und er durfte sie mir nicht wegnehmen - nach allem, was er uns angetan hatte.
Moody tauchte an jenem Abend nicht auf. In den nächsten beiden Monaten, in denen sein Verbleib unbekannt War, lebte ich so, als könne er jeden Moment hinter der nächsten Ecke auftauchen. Selbst nachdem wir die Nachricht erhalten hatten, er sei in den Iran zurückgekehrt, ließ 65
meine innere Anspannung nicht nach. Ich wußte, daß er das Land jederzeit wieder verlassen oder jemanden schicken konnte, um zu erreichen, was er wollte: meinen Tod und meine Tochter.
Zweiter Teil
Tragische Fälle
Mahtab und ich hatten immer gewußt, daß Moody uns vielleicht irgendwann aufspüren würde. Trotzdem hatte unsere Anspannung bis zu meinem Treffen mit Teresa etwas nachgelassen. Im täglichen Leben vernachlässigten wir unsere Vorsichtsmaßnahmen.
Doch jetzt nicht mehr. Mir wurde klar, daß wir uns selbst zum Narren gehalten hatten. Ich wußte nun, daß Moody uns überall und zu jeder Zeit einholen konnte. Ich hatte erfahren, daß er sich mit seiner Familie zerstritten hatte. Vielleicht motivierte ihn das noch mehr, sich auf Mahtab zu konzentrieren.
Wie konnte ich uns beschützen? Ich fragte überall um Rat an: bei Sicherheitsfirmen, Detekteien und Leibwächtern. Während einige unserer Vorsichtsmaßnahmen geheim bleiben müssen, kann ich andere nennen.
Zum Beispiel befolgte ich gleich in den ersten Tagen nach meiner Rückkehr aus Washington einen Rat: Ich
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