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02 - Aus Liebe zu meiner Tochter

Titel: 02 - Aus Liebe zu meiner Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty Mahmoody
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erklärten sich aber bereit, den Richter davon in Kenntnis zu setzen, daß sie seine Entscheidung überprüfen würden - eine Überprüfung von nicht geringer Bedeutung.
    Knapp drei Wochen nach Beginn der Operation »Desert Storni« erhielt Christy von ihrem Anwalt die Mitteilung, ihr Fall sei auf die Prozeßliste gesetzt worden und werde in Kürze verhandelt. Ihre Anwesenheit sei zwar nicht erforderlich, aber sie würde die Entscheidung des Richters vermutlich beeinflussen. Die Zeit war gekommen. Christy war entschlossen, nach Pakistan zu fliegen. Und um ihre redlichen Absichten unter Beweis zu stellen, wollte sie allein reisen.
    Ihre Entscheidung führte zu einer Reihe hektischer Telefonate zwischen Christys Wohnung, Senator Riegles Büro, dem Außenministerium und meinem Büro. Sally Light, die sich im Auftrag des Außenministeriums um Sorgerechtsfälle amerikanischer Staatsbürger in Übersee kümmerte, war angesichts der Flut antiamerikanischer Demonstrationen in Pakistan aufrichtig um Christys Sicherheit besorgt. Sally glaubte nicht, daß Christy eine echte Chance hatte, ihre Kinder heimzuholen; in ihren Augen ging Christy umsonst ein großes Risiko ein.
    Ich sagte Sally, daß ich ihrer Meinung sei und daß ich mir auch um Chris Korest Sorgen mache. Chris hatte sich über ihre beruflichen Pflichten hinaus emotional für Christys Fall engagiert. Sie war überzeugt, daß Christy ihre Kinder wieder nach Hause holen könne. Ich hatte Angst, Chris könnte den Rückschlag, mit dem sicher zu rechnen war, nicht verkraften und sich derart entmutigen lassen, ihre gute Arbeit darunter litt.
    Chris selbst hatte bezüglich der Reise nach Pakistan Be-
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    denken. Einmal rief sie Christy an und sagte weinend: »Ich habe Angst, daß man dich umbringt.«
    Am 9. Februar 1991 versuchte Sally Light eine Stunde vor Christys Abfahrt zum Flughafen ein letztes Mal telefonisch sie aufzuhalten. »Bleib hier«, bat sie. »Ich glaube nicht, daß du dir das gut überlegt hast. Du mußt begreifen, daß du und deine Kinder unseren Leuten drüben nicht so wichtig seid. Schließlich haben wir jetzt Krieg!«
    »Das ist mir egal«, sagte Christy. »Ich fliege trotzdem.« Sie legte den Hörer auf und brach in Tränen aus. Dann ließ sie sich zum Flughafen fahren.
    Es war bereits ihre fünfte Reise nach Pakistan in gut zwei Jahren, aber diesmal war alles anders: Christy war frei.
    Sie genoß es, sich in einem Hotel in Peshawar anzumelden und kommen und gehen zu können, wann sie wollte, obwohl keiner ihrer Schritte unbeobachtet blieb. Bald war offensichtlich, daß Christy von zwei Männern überwacht wurde - von pakistanischen Geheimagenten, die ihr auf Bitten Senator Riegles vom pakistanischen Botschafter als Leibwächter zugeteilt worden waren.
    Selbst ein Gespräch im amerikanischen Konsulat konnte ihren Optimismus nicht dämpfen. »Aha«, sagte ein Angestellter des Konsulats, »Sie sind also Christy Khan! Sie haben für mehr Post gesorgt als irgend jemand sonst, an den ich mich erinnern kann. Aber ich glaube immer noch nicht, daß dies der richtige Zeitpunkt ist, die Kinder zu holen. Sie sollten wieder nach Hause zurückkehren.«
    Nasir zufolge waren die vorausgegangenen Verhandlungen vor Gericht zufriedenstellend verlaufen. Christys angeheiratete Verwandte hatten endlich eingesehen, daß Christys Vater keine Schuld an Riaz' Tod trug, und angedeutet, daß sie sich gütlich einigen wollten.
    »Ich will keine außergerichtliche Regelung«, erklärte Christy. »Ich will meine Kinder und sonst nichts.«
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    Ein paar Tage später erschien Christy das erste Mal vor dem Zivilgericht in Peshawar. Der Gerichtssaal war so groß wie eine Doppelgarage, mit einem Zementfußboden und einer hohen Decke. An der Stirnseite saß der Richter hinter einer grob geschreinerten Bank, die Mandanten und ihre Anwälte hatten an zwei kleinen Tischen gegenüber der Richterbank Platz genommen. Im restlichen Teil des Raumes drängten sich Dutzende von schwatzenden Schaulustigen und Flüchtlingen.
    Das Verfahren verlief formlos; die Verhandlung begann, sobald beide Parteien anwesend waren. Während Christy und Nasir auf Riaz' Verwandte warteten, gab ihr der Anwalt ein paar taktische Hinweise: »Egal, was passiert, weinen Sie nicht. Weinen ist ein Zeichen von Schwäche. Blicken Sie dem Richter nicht in die Augen, das wäre zu provozierend. Er ist bereits eingeschüchtert, weil Sie Amerikanerin sind, und er will nicht, daß Sie glauben, Sie könnten sich alles erlauben.«

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