02 - Beiss mich, wenn du kannst
aber mal ein schöner Name." Der Mann (Knicks-Käppi und passendes Hemd, dazu Jeans) lächelte und blickte von der Visitenkarte auf, die ich ihm soeben überreicht hatte. Ich hatte mir vorhin im Büro absichtlich welche mit Evies Namen drauf geschnappt, und nicht meine eigenen. Wenn das nicht unauffällig ist, dann weiß ich's auch nicht.
Wir standen im Play by Play neben einem Air-Hockey-Spielautomaten. Das P by P war eine Sportbar im Madison Square Garden, wo Fans Videospiele spielen, ein paar Sprungwürfe einlegen oder Nachos verputzen konnten.
Das Spiel war seit fast einer halben Stunde vorbei, und die Bar war proppenvoll mit Leuten, die wegen des heutigen Sieges über die Spieler von Orlando Heat ganz aus dem Häuschen waren. Auf den zwei Dutzend Fernsehbildschirmen, die die Wände zierten, wurden die Höhepunkte des Spiels und die nachfolgende Show gezeigt. Aus den Lautsprechern plärrte Nickelback. Zigarettenrauch vernebelte die Luft. Bier floss in Strömen. Alles strotzte nur so von Testosteron.
Meinen Schaumstoff-Finger hatte ich mir unter den Arm gestopft (okay, ich geb's ja zu, ich bin ebenfalls ein Knicks-Fan), und in der Hand hielt ich einen Appletini. Ich hatte gerade ein paar Bunden gedreht, als mich der Typ zu sich winkte. Er hockte an einem Tisch voller Männer. Ihr Bier in der Hand, glotzten sie mich an und warteten darauf, dass ich mich (a) ihrem Kumpel an den Hals werfen und damit ihr Vertrauen in die Weiblichkeit wiederherstellen würde oder ihm (b) einen Tritt in die Eier geben würde, wie jedes andere rotzfreche Miststück auch.
Die Augen des Kerls funkelten, und er grinste, als wollte er Komm nur her, Baby sagen. Er lehnte sich näher zu mir, bis Eau de Heineken meine Nasenlöcher versengte. „Hör mal, Schätzchen, warum verduften wir nicht aus dem Laden hier und gehen noch zu mir?" Er zwinkerte mir zu, was aber mehr wie ein Blinzeln wirkte, da er ziemlich zu schien und beide Augen gleichzeitig am Werk waren. „Du darfst auch auf meinem Pony reiten."
Pony? Ich schüttelte den Kopf, entriss ihm die Visitenkarte und stopfte sie wieder in die Tasche. „Tut mir leid, aber ich stehe eher auf Kaltblüter."
„Was?" Er starrte mich verwirrt an, bis sich einer seiner Kumpels seiner erbarmte und ihm auf die Schulter klopfte.
„Sie sagt, ihr ist deine Ausrüstung zu klein, Junge." Alle brachen in lautes Lachen aus, und Eau de Heinekens Gesicht lief puterrot an.
„Ich habe genau genommen nichts dergleichen gesagt." Und ich lächelte den Blinzler an. „Sie haben mir die Information über Ihre Person doch freiwillig gegeben." Ich prostete ihm mit meinem Drink zu. „Noch einen schönen Abend."
„Augenblick mal! Das war doch nur so ne Redensart." Er packte mich am Arm, als ich mich gerade umdrehen wollte. Ziemlich kraftvoll, darf ich wohl hinzufügen.
Ich musterte ihn nochmals von oben bis unten. „Hand aufs Herz und Indianerehrenwort?"
„Worauf du dich verlassen kannst." Er nickte nachdrücklich und streckte die Brust raus. „An meiner Ausstattung is nix mickrig. Ich bin vollgeladen und jederzeit bereit loszuschießen."
Um meinen Mund zuckte es. Wie kamen Männer bloß immer auf so was?
„Na, komm schon", bettelte er. Sein Blick senkte sich auf meine Brust, als wollte er sich in Erinnerung rufen, was hinter Türchen Nummer eins wartete. „Gib mir die Karte wieder. Dann ruf ich dich an und wir machen was zusammen. Ich schwör dir, das wirst du nicht bereuen."
„Vielleicht." Sieh mir in die Augen, Blödi.
Das tat er (bin ich gut in diesen Vampirsachen oder was?). Ich sah ihn mit festem Blick an, und schon schoss mir sein Lebenslauf durch den Kopf. Scott Martin Danvers. Hat auf der Highschool Football gespielt und ein Jahr am College. Hat sich im zweiten Jahr am Knie verletzt und dachte, dass sein Leben jetzt vorbei wäre. Schaffte den College-Abschluss in Geisteswissenschaften (mit Ach und Krach). Er arbeitete fünf Tage die Woche für die Stadt auf dem Bau, spielte jeden Samstagnachmittag Hockey und ging jeden Samstagabend mit seinen Kumpels aus. Wenn es nach ihm ging, sollte sein Bier kalt sein, seine Frauen ordentlich was in der Bluse haben und die Unterhaltung vor dem Sex auf ein Minimum beschränkt sein. Manchmal war er schon etwas unzufrieden mit der Größe seiner Männlichkeit, aber welcher Mann war das nicht?
„Hier." Ich stopfte ihm ein paar Karten in seine Hemdtasche. „Geben Sie die anderen Ihren Freunden." Ich zeigte auf den Tisch voller Kerle, die jetzt laut
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