02 - Beiss mich, wenn du kannst
schon ein bisschen nachsichtig sein. „Aber meine Freunde nennen mich einfach nur Evie, ohne das Lisa. Evie Dalton. Ich arbeite bei Dead End Dating, der heißesten Partnervermittlung in Manhattan."
„Eine Partnervermittlung?"
„Eigentlich handelt es sich eher um so was wie eine Vermittlung für lebenslange Bindungen. Anfangs arrangieren wir ein Rendezvous, aber auf lange Sicht ist es unser Ziel, unsere Klienten mit ihrer wahren Liebe zu vereinen. Bei uns geht es ganz und gar um die Zukunft."
„Und was ist mit Ihnen?" In seinen hellgrünen Augen glitzerte ein Fünkchen Hoffnung. „Haben Sie schon Ihre wahre Liebe gefunden?"
„Ja. Ich meine, nein. Ich meine, bei mir ist das alles ein bisschen komplizierter.
Wissen Sie, da sind noch ganz andere Faktoren involviert, wenn es um einen Partner für mich selbst geht."
„Dann haben Sie wohl nicht so viele Verabredungen?"
„Um die Wahrheit zu sagen, nein." Seine Enttäuschung ging so tief, dass mir die folgenden Worte von den Lippen purzelten, bevor ich etwas dagegen tun konnte: „Nicht mehr. Ich meine, ich kann nicht, weil es sich bei einem der Faktoren, die ich erwähnte, um einen festen Freund handelt. Wissen Sie, ich habe nämlich einen. Ja, so ist das." Ich lächelte. „Ich habe schon einen, und darum kann ich jetzt keine Verabredungen mehr haben."
„Ich hab schon verstanden. Viel Glück." Er ließ meinen Arm los und wendete sich ab.
„Aber Sie könnten mich trotzdem anrufen." Ich hielt ihn auf, indem ich ihm eine Visitenkarte vor die Nase hielt. „Ich meine, nicht mich persönlich, aber ich bin sicher, dass wir jemand richtig Nettes für Sie finden werden." Als er zögerte, fügte ich hinzu: „Irgendwann müssen Sie doch wieder damit anlangen." Außerdem sind Sie ein toller Kerl. Vergessen Sie diese Wie-heißt-sie-noch am besten ganz schnell. Die erkennt etwas Gutes ja nicht mal dann, wenn es hochspringt und sie in den Hintern beißt. Ich kenne Dutzende von Klientinnen, die für einen Mann wie Sie glatt morden würden.
Na schön, vielleicht nicht Dutzende. Aber ich hatte sicherlich zwei oder drei menschliche Frauen in der Kartei, die vor Begeisterung platzen würden, wenn sie mit einem alleinstehenden, erfolgreichen Typ ausgehen könnten, der tatsächlich an die Liebe glaubte.
„Meinen Sie wirklich?" Ich nickte - und die Zweifel, die in seinem Blick gelegen hatten, vergingen. Er richtete sich zu seiner vollen Größe auf. Ein Lächeln umspielte seine Lippen, als sich seine Finger um die DED-Visitenkarte schlossen. „Danke. Vielleicht rufe ich Sie wirklich an."
„Das hoffe ich." Das hoffe ich wirklich, fügte ich in Gedanken hinzu. „Ich erwarte also Ihren Anruf." Die Aussicht, bei der Vermittlung einer echten Liebesbeziehung mitwirken zu können, zusätzlich zu meinem Projekt für die Erhaltung der Rassen, tat wahre Wunder für mein Ego.
Die nächsten anderthalb Stunden bis zur Sperrstunde verbrachte ich damit, weiteres Alpha-Material aufzuspüren und Visitenkarten zu verteilen.
Es war schon nach halb zwei Uhr morgens, als ich aufzuhören beschloss.
Nicht, dass es nach meinen Standards spät gewesen wäre, aber ich hatte am Tag zuvor nicht viel geschlafen und fühlte mich ziemlich erledigt. Außerdem hatte ich mir fest vorgenommen, vor Ty nach Hause zu kommen.
Schließlich tat der arme Kerl alles, um mir zu helfen, riskierte sogar seine eigene Karriere und seinen Ruf. Das Mindeste, was ich für ihn tun konnte, war es doch, den Stress, den ich ihm aufbürdete, auf ein Minimum zu begrenzen.
Mit anderen Worten: Was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß. Oder mich.
Schluss damit.
Ein heißer, hipper, fantastisch gekleideter Vampir zu sein war längst nicht so toll, wie man allgemein annimmt. Wenn die Leute an Vampire denken, stellen sie sich meistens diese außergewöhnlichen, übermenschlichen Wesen mit jeder Menge Macht, Charisma und Sexappeal vor.
Es ist wirklich verdammt schwer, diesem Image immer gerecht zu werden.
Zum größten Teil war dieses Porträt zwar ziemlich zutreffend, aber wir hatten doch durchaus einige wenige Fehler. Offensichtlich kaum der Rede wert, im Vergleich zu den meisten Menschen, aber eben doch Fehler.
Was soll's, niemand ist perfekt.
Im Grunde genommen machten uns diese Unvollkommenheiten sogar erst sympathisch. Ja, geradezu liebenswert.
Ich starrte auf Tys Haustür und widerstand nur mit allergrößter Not dem Drang, mit meinem Kopf gegen das verdammte Ding zu bollern. Stattdessen griff ich nach dem
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