02 - Beiss mich, wenn du kannst
über seine Lippen. „Du gibst wohl nie auf, was?"
„Ich bin ein Profi. Kein Auftrag ist mir zu klein oder zu groß." Bis auf Rachel, den Wer-Chihuahua, möglicherweise. Ich schob diesen deprimierenden Gedanken von mir weg und warf Ty einen hoffnungsvollen Blick zu. „Er ist wohl nicht zufällig ein Alpha-Mann, der sich ausschließlich für heißen Sex ohne jede Verpflichtung interessiert? Weil ich da nämlich eine ganze Reihe von Werwölfinnen habe, die ihn mit dem größten Vergnügen kennenlernen würden."
Aus dem Grinsen wurde ein ausgewachsenes Lächeln und mein Herz setzte einen Schlag lang aus. „Ich wage ernsthaft zu bezweifeln, dass du eine Klientin hast, die man mit diesem Typ verkuppeln könnte. Der spielt in einer eigenen Liga."
Man wird's ja wohl noch versuchen dürfen.
Ich stand auf und ging um den Tisch herum, um mich neben Ty aufs Sofa zu setzen. Nicht, weil er mich angelächelt hatte oder weil ich mich innerlich ganz warm und kribbelig fühlte. Das war einzig und allein eine Sache des Überlebens.
Okay. Möglicherweise hatte das Kribbeln schon etwas damit zu tun. Aber es ging auch ums Überleben. Heute Nacht hatte meine ganze Existenz auf dem Spiel gestanden. Dazu kam noch, dass dasselbe für Ty galt, denn jetzt konnte wohl kein Zweifel mehr daran bestehen, dass es zwischen uns eine Verbindung gab. Irgendjemand wollte mir einen Mord in die Schuhe schieben, und wer auch immer das war, er wusste, dass Ty mir half. Was bedeutete, dass er es höchstwahrscheinlich auch auf ihn abgesehen hatte.
„Es tut mir leid, dass ich dich in diese Sache mit hineingezogen habe."
„Vielleicht hörst du ja das nächste Mal auf mich und bleibst, wo du bist."
Ich hatte an dieser Stelle ein „Zerbrich dir nicht dein hübsches Köpfchen, die Gefahr ist mein Lebenselixier" erwartet.
Oder ein „Es ist mir doch ein Vergnügen, einer wunderschönen Vampirlady behilflich zu sein".
Oder sogar ein „Machst du Witze? Du bist der Traum meiner schlaflosen Nächte. Ich kann doch nicht zulassen, dass du deinen Feinden mutterseelenallein gegenüberstehst".
Was soll ich sagen? Ich habe eben eine lebhafte Fantasie.
„Wenn du auf mich gehört hättest", fuhr er fort, „wären wir jetzt nicht hier."
Und was war daran so schrecklich?
Diese Frage schwebte noch durch meinen Kopf, als ich mich an das Tierleichen-Motiv erinnerte. Leider stieg mir gleichzeitig der berauschende Duft von frischer Luft und Freiheit und Männlichkeit in die Nase und lenkte mich von allem ab, bis auf den Vampir, der neben mir saß.
„Und was wirst du jetzt machen?"
„Ich werde mir zum hundertsten Mal unsere Liste mit Verdächtigen vornehmen."
„Das ist gut." Ich nickte und widerstand dem widersinnigen Drang, mich an Ty zu kuscheln und um einen weiteren Kuss zu betteln. Verrückt, ich weiß.
Ich hatte weiß Gott andere Dinge, um die ich mir Sorgen machen musste. Ich hatte auch keine Zeit, das Adrenalin, das durch meinen Körper rauschte, zu verausgaben und meine Ängste mit heißem, wildem, lebensbejahendem Sex zu vertreiben.
Wirklich nicht.
Ich fuhr mit der Zunge über meine Lippen, die auf einmal ganz ausgetrocknet waren. „Wir sollten auf jeden Fall rausfinden, wer den Cops diesen Tipp gegeben hat."
„Ich denke, wir wissen bereits, wer den Cops diesen Tipp gegeben hat."
„Maybelline Magenta?"
Er schüttelte den Kopf. „Chief Fairfield."
„Ich kenne niemanden, der Fair... Warte mal, du glaubst, dass Remy uns verpfiffen hat?"
„Du etwa nicht?"
„Ahm, nein. Ich meine, er würde doch nie ..." Ich verstummte, als ich mich an die Auseinandersetzung von wegen er mag mich erinnerte, die wir in Tys Wohnung gehabt hatten, gefolgt von dem Kuss und dem Knabbern. „Ist auch egal."
Nicht, dass ich tatsächlich glaubte, dass Remy das getan hätte.
Ich war nur nicht mehr hundertprozentig sicher, dass er es nicht getan hatte.
Wobei ich mir absolut sicher war, dass er einen Eid geleistet hatte, zu dienen und zu schützen (meine Familie war bei der Zeremonie dabei gewesen, als er den Eid ablegte), und das beinhaltete sicherlich auch, mutmaßliche Schwerverbrecherinnen zu verpfeifen, die die Straßen einer kleinen, exklusiven, vornehmen Gemeinde in Connecticut unsicher machten.
Selbst, wenn besagte mutmaßliche Schwerverbrecherin die Straßen lediglich aus Pflichtgefühl gegenüber der herrischen, stockkonservativen, verrückten Familie der besagten mutmaßlichen Schwerverbrecherin unsicher machte.
Ein paar Minuten lang tippte er auf
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