02 - Beiss mich, wenn du kannst
hirntot zu sein. Die Frau ist eine echte Nervensäge. Hilfe!"
Frau war hier das Schlüsselwort. Evie hatte nach wie vor keine Ahnung, was meine anderen Klienten betraf. Sie dachte, Ayala wäre einfach nur eine rotzfreche, verwöhnte, verzogene Prinzessin, dabei war sie eine rotzfreche, verwöhnte, verzogene Prinzessin der Dunkelheit.
Ich lächelte. Evie würde völlig ausflippen, wenn sie von Remy hörte.
Nachricht vier? Nina Eins.
„Ich habe mich für die pinkfarbene entschieden, und ich liebe sie! Wenigstens denke ich, dass ich sie liebe. Sicher bin ich da nicht, ehe ich sie nicht mit einem Paar Schuhe zusammen gesehen habe. Das Problem ist, dass ich mich nicht entscheiden kann, zwischen denen, von denen ich dir erzählt hatte, und einem Paar Pussycat-Pantoletten, die ich bei Gucci gesehen habe. Ich weiß, ich weiß.
Gucci und Vuitton? Nehmt mich doch fest. Aber diese Pantoletten sind doch der Hammer, und sie sehen so absolut fett aus mit der Tasche. Aber vielleicht auch nicht. Ruf mich an." Piep.
Nachricht fünf. .
„Würdest du bitte Nina anrufen." Das war Nina Zwei, die brünette Hälfte der Ninas, die erst kürzlich ihren Seelengefährten - einen gebürtigen Vampir und Rechnungsprüfer - gefunden hatte, dank moi und meinen fabelhaften Instinkten im Hinblick auf die Partnervermittlung. Sie leben jetzt glücklich bis in alle Ewigkeit in Hoboken und bemühen sich verzweifelt, unsere Rasse zu vermehren.
Was bedeutete, dass ein Anruf von ihr heutzutage eine Seltenheit war, da sie doch so schrecklich mit der Vermehrung und so beschäftigt war. Das konnte ich natürlich absolut verstehen, da ich mir meiner eigenen Verantwortung als gebürtiger Vampir überaus bewusst war. Da ich mir aber auch meines total beschissenen Liebeslebens bewusst war, war ich dazu noch wahnsinnig eifersüchtig.
„Sie macht mich echt noch verrückt mit diesem Taschen-Theater", fuhr sie fort. „Sie hat ausgerechnet in diesem Moment während der Nachrichten angerufen, als Wilson und ich gerade Sex haben wollten, aber das hat die Stimmung natürlich total kaputt gemacht."
Okay, vielleicht war ich doch nicht so eifersüchtig.
„Abgesehen davon ist sie mittlerweile zu einem richtigen Streitpunkt zwischen uns geworden. Sie hat Wilson die ganze Sache erzählt und ihn da mit reingezogen. Er stimmt für Gucci, weil deren Aktien gerade steigen, während ich finde, sie sollte das Ganze vergessen, die Louis Vuitton zurückbringen und ihr Geld auf ein nettes Festgeldkonto einzahlen. Das ist sicherer."
Hab ich schon erwähnt, dass Nina Zwei die praktisch Veranlagte ist?
„Natürlich wollte sie nicht auf mich hören", fügte Nina hinzu. „Diese Frau würde eine sichere Anlage nicht mal erkennen, wenn sie hochspringt und ihr in den Hintern beißt. Ruf sie an. Bitte. Ich muss jetzt Schluss machen. CNN
bringt eine Sondersendung über das Haushaltsdefizit, und Wilson regt sich immer so auf, wenn sie die Voraussagen für nächstes Jahr einblenden." Piep.
Ich ignorierte das Bild, das dank Nina Zweis letzten Worten vor meinem geistigen Auge aufgeblitzt war und warf einen Blick auf die Tür. Immer noch kein Anzeichen für Ty. Nicht, dass ich die Minuten zählte oder so was. Sicher, ich wusste, dass er insgesamt schon sechsundzwanzig Minuten fort war, weil ich eine extrem gewissenhafte Person bin, die auf so etwas achtet. Aber es war keinesfalls so, dass mir das irgendetwas ausmachte.
„Hol dir die pinkfarbenen Pussycats", riet ich Nina Eins, nachdem ich die Kurzwahltaste gedrückt hatte, um mich von der Uhr abzulenken, die auf meinem Nachttisch vor sich hin tickte. Ihr Anrufbeantworter ging dran. „Das ist total retro", fügte ich hinzu. „Oh, und mir geht's gut. Keinerlei Einschusslöcher nach meinem letzten Zusammenstoß mit den Behörden.
Danke der Nachfrage."
Ich fühlte mich ein bisschen verärgert. Ich meine, hey, ich werde hier wegen Mordes gesucht - und alles, worüber meine beiden besten Freundinnen reden können, sind Schuhe? Sicher, es ging um richtig heiße Schuhe, aber auch das war doch nichts anderes als einfach nur Fußbekleidung. Ich glaube, ich werde langsam erwachsen.
Ich überlegte kurz, ob ich Nina Zwei anrufen sollte, aber nach einem raschen Blick auf die Uhr wusste ich, dass die Frühnachrichten gerade begonnen hatten - inklusive der letzten Marktstatistiken -, und ich entschied mich dagegen. Mir ging's sowieso schon schlecht genug. Das Letzte, was ich jetzt brauchte, war, jemanden zu unterbrechen, der gerade
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