02 - Beiss mich, wenn du kannst
deinen Brüdern schon mitgeteilt, dass wir eine Familienkrise haben und ihr alle morgen zum Tee erscheinen müsst."
Das war der Code für „Ich habe die Absicht, meine Nase in diese Angelegenheit zu stecken und erwarte, dass die Frucht meines Leibes gefälligst auftaucht, um mir ihre Unterstützung zu beweisen und zur Not auf meiner Seite mitzumischen."
„Pünktlich um acht Uhr", fügte meine Mutter hinzu. „Und komm nicht wieder zu spät." Piep.
Das wieder ging mir nicht aus dem Kopf, und ich musste an die erste Nachricht denken, als sie mir mitgeteilt hatte, dass die Jagd verlegt werden würde.
Wenn die Polizei meine Nachrichten überwachte - und Ty hatte mir versichert, dass sie das tun würden -, dann hatten sie auch von der Jagd gewusst. Was wieder bedeutete, dass sie meine Eltern überwacht hatten, auf die unwahrscheinliche Chance hin, dass ich auftauchen würde. Ich tauchte tatsächlich auf, und dann waren sie mir vom Haus meiner Eltern in die Stadt zurück bis zu Tys Wohnung gefolgt. Darum die Razzia.
Andererseits, wenn sie mir gefolgt waren, warum hatten sie mich nicht gleich einkassiert, als sie mich in Connecticut zu Gesicht bekamen? Warum mich den ganzen langen Weg in die Stadt über beschatten und riskieren, dass sie mich unterwegs aus den Augen verloren?
Weil mich niemand überwacht hatte.
Außer Remy.
Ich dachte noch einmal über Tys Anschuldigung nach. Diese absolute Gewissheit in seinem Blick. Die Überzeugung in seiner Stimme.
Aber hier ging's um Remy. Wir waren doch zigmal miteinander ausgegangen.
Wir hatten geredet. Er mochte mich. Dummkopf!
Er hat sich bis über beide Ohren in dich verliebt, verzehrt sich jede Nacht nach dir, denkt sich alle möglichen Pläne aus, wie er dich dazu bringen könnte, dich in ihn zu verlieben.
Inzwischen hast du dir ein kuscheliges Versteck gesucht und spielst Küss mich oder ich beiß dich mit einem megaheißen gewandelten Vampir.
Und der Gipfel ist, dass du versuchst, den armen Trottel mit einer anderen zu verkuppeln. Natürlich ist er dann ausgerastet und hat den Cops einen Tipp gegeben.
Er ist eifersüchtig. Was ihn betrifft, so bist du die Einzige, und er erträgt den Gedanken nicht, dass er die Ewigkeit ohne dich verbringen soll.
Das ergab Sinn.
Die zweite Nachricht wurde abgespielt und eine bekannte Stimme drang an mein Ohr. „Hey, hier ist Remy. Ich glaube, ich hatte dich gebeten, mich anzurufen, aber ich dachte, wieso warten? Also, hier bin ich. Ich weiß, dass du jetzt nicht ans Telefon gehen kannst, aber ich bin so verdammt aufgeregt. Ich kann einfach nicht mehr warten."
Na, was hab ich gesagt?
„Ich weiß, es ist ein bisschen kurzfristig, aber am Freitagabend findet ein Empfang des Stadtrats statt, und ich brauche eine weibliche Begleitung.
Normalerweise gehe ich zu so was ja solo hin, aber so langsam habe ich es satt, Fairfields begehrtester Junggeselle zu sein. Es ist an der Zeit, dass ich mal Nägel mit Köpfen mache und an eine eigene Familie denke. Du hast diese Ayala erwähnt, und sie klang so wunderbar, dass ich dachte, wenn ich schon in den sauren Apfel beiße, dann schieb ich das nicht auf die lange Bank."
Augenblick mal. Ayala?
„Arrangier das bitte für mich, und die Rechnung schickst du an mein Büro."
Piep.
So viel zur Eifersucht. Es sei denn, er wäre ein unglaublich begabter Schauspieler.
Mein Stolz votierte für Option Nummer zwei, und ich nahm mir vor, Evie anzurufen, damit sie das Date für Freitagabend klarmachte. Also, wenn der Kerl tatsächlich so fürchterlich in mich verknallt war, dann wollte ich ihn nicht zurückrufen und ihm mit dem süßen Klang meiner Stimme noch weitere Qualen bereiten.
Und ich wollte natürlich auch nicht wieder die Cops im Nacken sitzen haben.
Wenn mir Ty auch versichert hatte, dass sie das Handy nicht zurückverfolgen konnten - ich wusste ja, über welche guten Beziehungen Remy Tremaine verfügte. Dazu war er gebürtiger Vampir. Ich würde auf keinen Fall riskieren, dass er mich hier an meinem neuen Aufenthaltsort entdeckte.
Die dritte Nachricht kam von Evie.
„Ayala hat wieder angerufen und gesagt, dass sie dieses Wochenende auf gar keinen Fall zu Hause rumsitzen kann. Wenigstens glaube ich, dass sie das gesagt hat. Ich hab schon seit Mittag keinen Kaffee mehr gehabt, und sie hat ziemlich spät angerufen. Könnte sein, dass ich irgendwas nicht mitgekriegt habe. Aber dann wurde mir klar, dass ich alles aufgeschrieben habe, also scheine ich wohl doch noch nicht so komplett
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