02 - Beiss mich, wenn du kannst
weißt du? Vielleicht so was wie .Mensch, Lil, das war ja ein genialer Geistesblitz von dir'."
„Das hättest du schon längst erwähnen sollen."
„Ich hatte es vergessen." Genauer gesagt tat ich mein Bestes, mich nicht daran zu erinnern, gepfählt zu werden. Nicht nur, dass es verdammt schmerzhaft gewesen war, jetzt war ich auch noch bis in alle Ewigkeit mit einem Vampir verbunden, der so was von nicht mein Typ war.
Ich sah ihm dabei zu, wie er ein paar Zeilen tippte und E-Mails verschickte, bevor er wieder aufstand.
„Ich hab noch was zu tun. Bin bald wieder da."
Ich ignorierte die seltsame Leere, die mich umgab, sobald er zur Tür hinausging. Weil ich nämlich nicht leer war. Und ich wollte, dass er zu dieser Tür hinausging.
27
Es war einfacher zu arbeiten oder einzuschlafen, wenn er nicht nur einen Strip und einen Sprung weit von mir entfernt war.
Viel einfacher, sagte ich zu mir, während ich mich über die neu gewonnene Erkenntnis freute und mich schließlich wieder dem Verschönerungsplan widmete.
„Das fühlt sich richtig warm an", sagte Lloyd am Donnerstagabend, als ich ihm das warme Wachs auf die rechte Schulter strich.
Ich hatte einen Stuhl im Lagerraum von Mortys Laden aufgestellt, gleich nachdem ich kurz nach Sonnenuntergang dort angekommen war. Als ich auf einem der Regale, die von einer Wand bis zur anderen reichten, etwas Platz geschaffen hatte, zwischen den Chips und der Käsesoße im Glas, hatte ich Evies Carepaket ausgepackt, das nicht nur die von mir gewünschten Gegenstände, sondern auch noch ein Paar Latexhandschuhe enthielt.
Jepp, Evie und ich waren definitiv Seelenschwestern.
„Ist irgendwie beruhigend", sagte Lloyd, während ich das Wachs glatt strich.
„Schön, das zu hören." Ich trug noch mehr von dem Wachs auf, das ich in der kleinen Mikrowelle aufgewärmt hatte, die neben einer Kaffeemaschine auf einem der Regale stand, und verteilte es nun großzügig auf Lloyds Haut. „Es ist immer das Beste, in einer solchen Situation das Positive zu sehen."
Als ob ihm dieser Gedanke gerade erst gekommen wäre, erstarrte er. „Es wird doch nicht wehtun, oder?"
„Vielleicht ein bisschen."
„Wie viel ist ein bisschen?"
„Entspannen Sie sich. Frauen machen so was andauernd. So schlimm kann es also gar nicht sein, stimmt's?" „Stimmt."
Ich drückte ein Tuch auf das Wachs, packte den Band und - rrrrratsch!
Lloyd kreischte.
Tja, schließlich brachten Frauen auch andauernd Kinder zur Welt, und es war allgemein bekannt, dass das saumäßig wehtat.
„Na, na." Ich tätschelte die andere Schulter mit meiner behandschuhten Hand.
„So schlimm kann's doch gar nicht sein."
„Sie ..." Er keuchte. „Es ..." Mehr Keuchen. „Ich kann nicht ..."
Einundausundeinundaus.
„Immer mit der Ruhe, mein Großer. Das erste Mal ist es immer am schlimmsten."
„W-wirklich?", brachte er schließlich heraus, nachdem er noch ein bisschen gekeucht hatte, nur unterbrochen von dem ein oder anderen Schnaufer.
„Na klar. Ab jetzt ist alles nur noch halb so wild. Das ist nämlich so: Ihr Körper erlebt im Augenblick einen so intensiven Schmerz, dass er weniger intensive Schmerzreize gar nicht mehr wahrnimmt." Ich strich mehr Wachs auf die nächste haarige Partie und legte den Tuchstreifen darüber. „Jetzt zählen Sie bis fünf, nehmen sich zusammen, und ich ziehe. Okay?"
Sein Kopf bewegte sich rasch auf und ab, und er zählte mit heiserer Stimme:
„Eins, zwei, drei - Ssssscheiße!"
„Ich vermute mal, das hat wieder wehgetan?" Er verfluchte mich mit ein paar ausgewählten Ausdrücken. „So viel zum Element der Überraschung." Ich verteilte mehr Wachs auf seiner ultrahaarigen Haut. „Wenn es Sie irgendwie tröstet, so langsam sehen Sie richtig heiß aus."
„W-wirklich?"
Ich beäugte die rosafarbenen Flecken geschundener Haut und bemühte mich, nicht zusammenzuzucken. „Na klar."
„Wenn das so ist, d-dann schätze ich, ist es das wert. Sie meinen, diese Frau ist echt scharf?"
„Die schärfste überhaupt." Da war ich mir ziemlich sicher, auch wenn ich die Alpha-Ron-Liebhaberin selbst nie kennengelernt hatte. Viola war attraktiv - und waren nicht alle Werwölfe bloß eine haarigere Version eines Vampirs ohne Vampirzähne? Und da wir alle wirklich richtig gut aussahen, ging ich davon aus, dass man dasselbe auch von unseren Wer-Genossen sagen konnte.
Das hoffte ich zumindest.
Mehr Wachs, noch ein rrrrratsch!, und Lloyd brach in Tränen aus.
„Na, kommen Sie, Lloyd. Das ist doch
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