02 - Das Weltenschiff
/Was machen wir nur? Charlie? Irgendjemand?/
Die Boojum-Welle sah aus wie eine rasch auf sie zu donnernde Tsunami, jedoch bestand dieser nicht aus Wasser, sondern aus Feuer. In Sekunden würde die Welle die Gefährten überrollen. Wie lange könnten Körper aus Fleisch und Blut diesem Feuer widerstehen?
Ihnen blieben vielleicht noch fünf Sekunden … vier …
Bandicuts Handgelenk brannte, und aus dem Stein schoss ein weißer Lichtblitz der Boojum-Welle entgegen und verteilte sich in ihr, als er sie erreichte. Die Boojum-Welle schien beinahe unmerklich an Intensität zu verlieren, raste jedoch weiter vorwärts.
… zwei … eine …
Bandicut spürte einen Ruck, dann hatte er erneut die Position gewechselt. Keuchend versuchte er, etwas zu erkennen. Noch immer schwebte er zwischen den Tanks, und nach wie vor näherte sich ihm die Welle, doch war sie wieder ein wenig weiter entfernt als zuvor. Erneut zuckte ein Blitz aus seinem Handgelenk.
///John, es funktioniert!///
/Ja?/, rief er ungläubig.
Und dann spürte er plötzlich, dass etwas sein Bewusstsein berührte.
Er.
Der Boojum. Ein Flüstern düsterer Intelligenz, ein grauenvoller Schauder …
Er erkannte den Boojum sofort. Wie der Boojum ihn gefunden hatte, wusste er nicht. Aber er war in seinen Gedanken … und erkannte ihn. Und der Boojum wusste, was Bandicut tat. Bandicut spürte die Überraschung seines Feinds – und seine Wut, nicht nur darüber, dass Bandicut sich ihm entgegenstellte, sondern darüber, dass er noch lebte. Der Boojum hatte geglaubt, sich Bandicuts entledigt zu haben. Er hatte geglaubt, dass organisches leben tot blieb, wenn es einmal gestorben war.
/Charlie!/, flüsterte er – noch immer konnte er Gedanken und Worte formulieren, aber wie lange noch? Der Boojum packte sein Bewusstsein fester. /Er ist hier. Kannst du mir helfen?/ Bandicut spürte, dass er zu beben begann.
Er erhielt keine Antwort, aber das Quarx bemühte sich nach Kräften zu reagieren. Aber noch etwas anderes reagierte – nicht Charlie und nicht der Boojum. Es regte sich in Bandicuts Verstand, kämpfte. Er schrie auf – dann begriff er, was es war und warum der Boojum ihn noch nicht niedergestreckt hatte. Es war der Magellan-Fisch in seinem Geist, in seinem Denken und Fühlen, und er maß seine seltsame Kraft mit der Kraft des Boojum. Der Magellan-Fisch hatte dem Boojum vermutlich unabsichtlich Zutritt zu Bandicuts Bewusstsein verschafft, als er die Wellenformen des Kraftfelds berührt hatte. Aber der Magellan-Fisch hatte sich auch erhoben, um ihn zu verteidigen.
Bandicut spürte die beiden Kräfte, die sich ineinander verbissen wie zwei alte Krieger in einen Kampf, und sein Bewusstsein bildete ihre Arena. Er war außerstande zu schreien. Er konnte nichts weiter tun als … zu versuchen, am Leben zu bleiben. Er kämpfte darum, seinen Verstand, sein Denken intakt zu halten, sich daran zu erinnern, wer er war, was er war … ein Mensch.
Wo war Charlie? Er konnte das Quarx nicht rufen.
Die Welle der Zerstörung rollte ihm entgegen. Bandicuts Bewusstsein flackerte – wenigstens hatte der Stein ein eigenes Bewusstsein –, und wieder traf ein Lichtblitz aus dem Stein auf die Welle, entzog ihr ein wenig mehr von ihrer Kraft. Aber eindeutig noch nicht genug, um Bandicut zu retten, wenn diese Feuerwand ihn traf.
Er und die anderen mussten von hier fort. Aber das konnten sie nicht, solange der Magellan-Fisch es nicht für sie tat. Und der Magellan-Fisch war gefangen in einem Kampf mit dem Boojum.
///Du … musst … eingreifen///,
wisperte eine ferne Stimme.
/Eingr … /
#HILFE … #
/ … eifen?/ Es fiel Bandicut immer schwerer, seine Gedanken in Fluss zu halten. Es war, als hätten sich zwei gewaltige Hände um sein Bewusstsein geschlossen und drückten seine Gedanken zusammen. Wie sollte er nur …?
Die Welle wuchs an, näherte sich.
#SIEH HIN … ERSCHAFFE … #
Bandicut blinzelte, und etwas öffnete sich in ihm, ein Fenster, durch das er den in ihm tobenden Kampf sofort ganz anders wahrnahm: Er sah die beiden Kämpfenden. Der eine sah aus wie ein silberner, blitzender Hai, der in immer enger werdenden Kreisen um seine Beute schwamm. Sein Gegner war ein ganzer Schwärm von Fischen; dieser leuchtete in schillernden Neonfarben und schwamm mit bizarren Wellenbewegungen durch den fremdartigen Ozean, durch jenes Reich in Bandicuts Verstand, das innerhalb des Bewusstseins des Magellan-Fisches existierte. Waren diese Bilder real – oder symbolisch zu verstehen,
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