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02 - Das Weltenschiff

Titel: 02 - Das Weltenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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Warte.«
    Als sie schließlich merkte, was geschah, konnte sie es nicht mehr aufhalten. Eiskristalle wuchsen aus dem Felsvorsprung und drückten sich gegen ihren Körper – sie umschlossen sie nicht, sondern stützten sie von beiden Seiten, pressten sich gegen ihre Arme und berührten sie kribbelnd im Nacken. »Moment! Ich habe nicht …«
    Ihr Atem verging, obwohl kein Wort mehr über ihre Lippen gekommen war, und ihr Blickfeld schien zusammenzubrechen, sich in ihr Inneres zu verlagern, in ihr Bewusstsein. Einen Moment lang überkam sie ein furchtbares Schwindelgefühl; zunächst war alles dunkel, dann sah sie Lichtpunkte in der Finsternis und schließlich große, wirbelnde Schwaden farbigen Nebels; irgendwoher wusste sie, dass diese Farbschwaden Informationen waren, die sie sich ansehen sollte. Gegen diese Nebel zeichnete sich ein kleiner Umriss ab, ein inneres Bild der äußeren Realität: die Gestalt des Menschen John Bandicut, eingebettet in einen riesigen flackernden Strudel aus Informationen. Und etwas stieg ihm aus dem Trichter dieses Strudels entgegen, etwas Dunkles …
    Endlich spürte Bandicut, dass er mit einer reagierenden Intelligenz verschmolz, die ihm dabei helfen konnte, dieses beinahe unendliche Reich des Wissens zu erforschen. Seine Gedanken taumelten vor, und er kämpfte darum, sie unter Kontrolle zu behalten. /Ich habe so viele Fragen!/, schickte er seine Gedanken aus. /Das ist alles so verwirrend!/
    » Was willst du wissen?»
    /Ich will wissen, wer hier das Sagen hat … /
    »Im Eiskern?»
    /Auf Schiffwelt. Überall … /
    » Wer das Sagen hat?»
    /Ja! Wer hat uns hergebracht? Wer ist verantwortlich für all das hier? Warum sind wir hier? Wir wollen wissen, ob wir nach Hause zurückkehren können … /
    »Ob ihr nach Hause zurückkehren könnt?»
    /Ja! Wir sehnen uns nach unseren Heimatwelten! Wir wollen nach Hause! Wir wollen die Leute treffen, die uns hergebracht haben!/
    »Du musst all diese Gedanken frei lassen … damit wir sie deutlich sehen können. Ja, das ist besser. Wir sehen deine Heimatwelt. Du bist in der Tat weit von zu Hause weg. Bestimmte Herren von Schiffwelt haben dich hergebracht. Und deine Freunde? Wir können ihre Gedanken nicht so deutlich sehen wie deine. »
    /Sie sind auch weit von ihrer Heimat entfernt/, ließ Bandicut seine Gedanken flüstern. /Wir wollen mit denen sprechen, die hier das Sagen haben, mit den Herren von Schiffwelt … /
    »Mit denen, die euch in die Gefahr geschickt haben …?»
    Die Stimme, die zu ihm sprach, änderte ihren Tonfall ein wenig. Sie wirkt … machtvoller, dachte er, unnachgiebiger und scheint zu vibrieren. Aber nicht richtig bedrohlich. Dennoch empfand Bandicut prickelnde Angst. Von der Stimme ging eine Schwingung aus, die … er konnte es nicht bestimmen … etwas, das einer Emotion glich – und doch nichts Menschliches, nichts Fassbares an sich hatte.
    »Wir können euch Möglichkeiten aufzeigen, wie ihr Schiffwelt verlassen könnt; aber dazu verlangen wir einen umfassenderen Zugriff auf dich … »
    /Was?/, hauchte er.
    »… ansonsten wirst du niemals die Antworten finden, die du suchst … niemals nach Hause zurückkehren … »
    Die Worte überspülten ihn, wirbelten seine Gedanken durcheinander. Niemals nach Hause zurückkehren … niemals die Antworten finden … Plötzlich verspürte er das dringende Bedürfnis zu tun, was die Stimme von ihm verlangte. Ist sie ein Aspekt des Eiskerns?, fragte er sich. Eine Empfindung, die mit den tiefsten Ebenen des Baums aus Eis verbunden ist?
    »Öffne jetzt all deine Gedanken, um zu der Ebene hinabzusteigen, in die du willst. »
    Der Eiskristall, der am nächsten bei ihm war, splitterte auf, gab flackernd den Blick frei auf Transportportale und flüsternde Sternenkoppler und schimmernde N-Raum-Translatoren …
    Befreiung von den Fesseln.
    Während er benommen auf die Bilder starrte, spürte er, wie eine Woge aus Dunkelheit durch die sich verzweigenden Kristalle aufstieg. Etwas veränderte sich um ihn herum; er fühlte sich wie ein Taucher in klarem Wasser, der durch eine Temperatursprungschicht zum Grund absank. Das Gefühl glich einem heftigen Kälteschock, ging jedoch noch darüber hinaus. Bandicut hatte nicht lediglich eine neue Zugriffsebene erreicht, nein, etwas durchdrang ihn von innen heraus; er sah ein virtuelles Bild von sich selbst: Ein dunkler Schatten, der sich vor ihm erstreckte und sich gegen das flackernde Licht abzeichnete.
    Bandicut drehte sich Atem beraubend schnell. Er

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