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02 - Das Weltenschiff

Titel: 02 - Das Weltenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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sich Bandicuts Schatten ausdehnte, beinahe bis zur Unkenntlichkeit verzerrt. Etwas anderes stieg aus den Tiefen des Eislabyrinths, umwallte ihn. Vor diesem Wesen hatten sich die Maksu so sehr gefürchtet.
    Sie spürte Bandicuts Angst, aber noch stärker fühlte sie seine Verwirrung. Sie musste ihn irgendwie warnen, ihm helfen. Sie atmete innerlich durch und konzentrierte sich. /JOHN BANDICUT! JOHN BANDICUT! KANNST DU MICH HÖREN, JOHN BANDICUT-UT-UT?/
    Ihre Stimme hallte wie in einem langen, völlig glatten Tunnel. Die Antwort, die sie erhielt, bestand nicht aus Worten, sondern glich eher einem zittrigen Bewusstsein. /JOHN BANDICUT, PASSAUF! GEFAHR-AHR-AHR! SCHÜTZE DICH-ICH-ICH!/
    Während ihre Worte verhallten, streckte sich der dunkle Schatten von John Bandicut dem aufsteigenden Schatten des Boojum entgegen.
    Bandicut kämpfte darum, sich von der Woge aus Dunkelheit abzuwenden. In seinen Ohren schrillte es schrecklich, und er spürte, dass sich etwas um ihn bewegte, als lockere sich kurzfristig ein Band, das ihm um die Brust geschlungen war. Er holte tief Luft -konnte einen Moment lang klar denken – und hörte eine ferne Stimme. Er hörte nur einen Bruchteil dessen, was die Stimme sagte …
    / … schütze dich!/
    Und dann roch er einen vertrauten Geruch – den Geruch von Wahnsinn; hatte dieser Gestank sich etwa die ganze Zeit vor ihm verborgen? Entsetzt wurde ihm klar, was er getan hatte. Die Woge aus dunkler Kraft, der Boojum, schlang sich um ihn, zog ihn tief ins Herz des Eiskerns hinab. Der Boojum war nicht hier, um ihm zu helfen, und wollte ihn auch nicht töten; er war hier, um ihn auszusaugen, ihm das Leben, die Seele und sein Wissen zu stehlen; er wollte ihn in den Kern seines Seins ziehen … zu einem Teil von sich selbst machen.
    Bandicut wand sich vor Pein, versuchte sich loszureißen. Aber die Matrix aus Eis um ihn herum verdunkelte sich. Und nun stürzte sie plötzlich in sich zusammen wie ein hohler Erdwall und begrub ihn unter ihrem Gewicht, drückte ihn in die Tiefe.
    Jetzt sah Bandicut die Falle des Boojum überall um sich herum, während er durch das zersplitternde Eislink fiel. Er schrie, als er die Kraft des Boojum spürte, der näher rückte, um ihn von seinem Körper zu trennen und für immer fortzutragen.

25 Konfrontation
    Ik hörte den Schrei und versuchte zu reagieren. Doch er war gefangen in einer undurchdringlichen Matrix aus unverständlichen Datenströmen. Die Ströme hatten eine Form, die er überhaupt nicht kontrollieren konnte. Ik hatte nur wenig von dem verstanden, was er gesehen hatte: John Bandicut, der tiefer in den Eiskern vordrang und sich durch verwirrende Datenstränge schlängelte, mit einer Leichtigkeit, über die Ik nur staunen konnte. Er sah, dass sich noch andere Wesen Bandicut näherten, die Maksu, glaubte er, und aus dem Inneren des Eiskerns wirkten noch weitere Kräfte auf seinen Freund ein. Zuerst hatten Bandicuts Fortschritte viel versprechend ausgesehen – aber dann war plötzlich alles aus dem Ruder gelaufen, und Ik hatte nur hilflos zusehen können. Bandicut war gefangen, seine virtuelle Eislink-Präsenz floss in den Eiskern wie ein langer, verzerrter Schatten.
    Ik hörte eine neue Stimme rufen, und ihre Worte schnitten ihm eisig ins Herz: »… schütze dich vor dem Boojum!«
    Angestrengt versuchte Ik, sich zu bewegen, seinen Freund zu erreichen. Aber er konnte ihm nicht helfen. Li-Jared war ebenfalls bewegungsunfähig. Der Boojum! Sie waren sich so sicher gewesen, dass er nicht hier war! Er musste die Eishöhlen vor ihnen erreicht und sich hier auf die Lauer gelegt haben! Falls der Boojum in den Eiskern eingedrungen war, gab es keine Hoffnung mehr. Selbst wenn sie mit dem Leben davonkämen, würde alles, was sie hier zu finden gehofft hatten, dem Boojum zum Opfer fallen. Und wenn er jetzt der Herr über die Eishöhlen war, welcher andere Teil von Schiffwelt wäre dann noch sicher?
    Hatten sie die Tankfarm nur gerettet, um anschließend eine tödlichere Schlacht zu verlieren?
    John Bandicut!, versuchte er zu rufen, doch er schaffte nicht einmal das. Ihn schauderte, und er flüsterte seinen Stimmen-Steinen zu: /Können wir denn gar nichts tun?/
    Die Steine gaben ihm keine Antwort. Dafür spürte er, wie der Datenraum erbebte – anfangs ein fernes Grollen, das dann zu einem schrecklichen Donnern anschwoll. Entsetzt beobachtete er, wie sich John Bandicuts schattengleiche Präsenz zu einem unglaublich dünnen Strich dehnte, dann wie ein Seil riss und

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