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02 - Das Weltenschiff

Titel: 02 - Das Weltenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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Sicherlich vor weniger als einer Stunde.
    Ik sagte etwas, das Bandicut nicht verstand. Eine große Zahl Schattenleute hatte sich versammelt, und zuvorderst schwebte der Vorarbeiterschatten, flatternd und sich verbeugend. So zumindest interpretierte Bandicut die wallenden Bewegungen von Kopf und Oberkörper des Wesens – es glich einem schlanken Baum, der sich im Sturmwind biegt, sich hin und her wiegt.
    Hriii-kuuu … hriiiii-kuuuuuu … whuuiiiii …
    Verwirrt und sprachlos stand Bandicut auf der Stelle, während die Schattenleute vor ihm ein trauriges Streichkonzert zum Besten gaben; in seinen Gedanken hallten Übersetzungsfragmente wider: »… Tragödie … Boojum … (schlimm, schlimm) … Fabrik sicher … eurer Hilfe … Boojum vorerst fort …« Stumm tauschte Bandicut einige Blicke mit Ik, während er sich fragte, ob die Wesen ihm ihren Dank aussprechen oder ihm eine Strafpredigt halten wollten. Dort, wo er jetzt stand, hatte er einen viel besseren Blick auf den Sternenkoppler: Er sah aus wie eine enorm lange Reihe aus Generatoren und Spulen, scheinbar endlos hintereinander gereiht. Vielleicht handelte es sich aber auch um die längste Kurbelwelle im Universum. Plötzlich fühlte Bandicut sich sehr müde. Er stand kurz davor, in hysterisches Kichern auszubrechen … oder in eine Fugue zu fallen.
    ///Halt durch, ich tue, was ich kann!///
    /Bitte/, wisperte er und erstickte das Gelächter, das ihm die Kehle hochzusteigen drohte. Glücklicherweise spürte er, dass der Drang, sich vor Lachen auszuschütten, abklang und seine Gedanken sich langsam klärten.
    ///Ichglaube … ///,
    bemerkte das Quarx,
    /// … sie die Schattenleute -
    haben jetzt begriffen,
    dass wir Gegner des Boojum sind.
    Ich glaube, sie haben jetzt Hochachtung vor dir.///
    Bandicut blinzelte. Ihm fehlten die Worte.
    »Hraahhh!«, gab Ik von sich. Er wandte sich Bandicut zu. »Anscheinend wollen sie uns an einen Ort bringen, wo wir sicher sind und uns ausruhen können. Indem du den Boojum verjagt hast, scheinst du auch gewisse Transportsysteme wieder aktiviert zu haben.«
    Bandicut sah sich um – er wollte sich vergewissern, dass Copernicus noch immer bei ihnen war … und dass er selbst ebenfalls da war. Allmählich kam ihm alles vor wie eine Halluzination. »Tja«, meinte er. »Hab nichts dagegen. Ich könnte ein bisschen Ruhe brauchen.«
    Ik sagte etwas zu den Schattenleuten, dann waren sie alle plötzlich wieder von dem schimmernden Licht umgeben, einer Art von leuchtendem Lichtring, der auf sie zu glitt, sie kurz umhüllte und hinter ihnen verschwand; im selben Moment überkam Bandicut ein Schwindelgefühl. Als er wieder klar sehen konnte, standen sie alle an einem völlig anderen Ort: Alles war verschwommen, die Umgebung orange und rosa. Auf nichts konnte er den Blick konzentrieren. »Ik …«
    »Zwischenstopp im …«, schnarr, »… Transitionsraum.«
    »Oh …«
    Während Bandicut noch tief durchatmete, erschien erneut ein leuchtender Ring, und schließlich materialisierte sich rings um ihn herum ein Raum mit niedriger Decke. Erstaunt blickte Bandicut sich um. Der Raum sah aus wie eine Lounge, mit mattem Licht und verstreut im Raum stehenden Tischen der unterschiedlichsten Formen. Hüfthohe Trennwände unterteilten die Lounge an verschiedenen Stellen. Mit einem Mal wallten in Bandicuts Verstand die verschiedensten Assoziationen auf; die Knie wurden ihm weich: Der Raum erinnerte ihn an die Erholungslounge auf Triton – und mit stockendem Atem stellte er sich vor, wie Julie Stone den Raum betreten würde, lächelnd und mit leuchtenden blauen Augen, und ihn zu einer Partie EiniSteini-Pool einladen würde. Nach dem Spiel würden sie sich in Julies Unterkunft zurückziehen und … oh, Julie …
    Er erschauerte, als ihn Trauer und Einsamkeit überkamen.
    ///Ist das eine unangenehme Erinnerung für dich?///
    Unangenehm? Am liebsten hätte er zugleich gelacht und geweint. Unangenehm?
    ///Möchtest du, dass ich sie sperre?///
    /Nein!/, hätte er beinahe laut geschrieen.
    ///Es tut mir Leid, ich … ///
    Bandicut schloss kurz die Augen. /Vergiss es. Es ist schon in Ordnung. Ja, die Erinnerung ist unangenehm … und nein, ich will nicht, das du sie sperrst! Ich habe sie geliebt, Charlie – so sehr wie man jemanden nur lieben kann, den man erst wenige Tage kennt. Unsere gemeinsame Zeit kam mir viel länger vor./
    Das Quarx klang beinahe wehmütig.
    ///Liebe? Darf ich dir dazu
    vielleicht noch einige Fragen stellen, später? ///
    Er seufzte.

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