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02 - Das Weltenschiff

Titel: 02 - Das Weltenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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Licht die Schachtwände entlang.
    »John Bandicut, bist du noch da?«, rief Ik.
    »Ja, mir geht’s gut!«, schnaufte Bandicut. Er blickte zur Seite und sah, dass Napoleon noch immer in ihrer Formation flog. »Was zur Hölle war das?«
    »Ein Energiefluss. Er ist wohl nicht gerichtet gewesen. Vielleicht hat die willkürliche Zerstörungswut des Boojum ihn ausgelöst.«
    Bandicut murmelte etwas vor sich hin, als das bläuliche Fluktuieren in den Wänden an Intensität verlor. Sie jagten nun durch eine Glasröhre. Durch die Wände hindurch glaubte Bandicut, das matte Licht von Sternen oder Galaxien zu sehen. Vor sich erkannte er, wenn auch nur sehr undeutlich, einen dunklen Schattenriss von gewaltigen Ausmaßen. Die nächste Sektion des Weltenschiffs? Er wagte kaum, darauf zu hoffen. Bandicut blickte über die Schulter zurück und sah die Milchstraße als verschwommenen Fleck.
    Ein Schauer lief ihm über den Rücken, und er richtete den Blick wieder nach vorn. Copernicus war nicht mehr auf dem Ortungsschirm. »Ik, hat dein Scanner Copernicus noch erfasst?«
    »Nicht mehr.«
    Verdammt. Bandicut sah mehrere glitzernde Bögen über seinen Kopf hinweggleiten. Sein Anzug verringerte das Flugtempo.
    »John Bandicut, schau!« Ik deutete mit einer silbernen Krabbenschere nach links, durch die gläserne Wand der Röhre.
    Dort draußen waren die Umrisse von etwas Riesigem zu erkennen, viel zu groß, als dass man es mit einem Blick hätte erfassen können. Winzige Punkte, Positionslichter, zeigten die Konturen dieses riesenhaften Objekts. Die Lichter verloren sich irgendwo in weiter Ferne, bildeten Ketten in alle Richtungen, nur nicht nach unten. Unter dem Objekt gähnte die Leere des intergalaktischen Raums.
    Flüchtig sah Bandicut vor sich ein Licht flackern. »Ein Energiefluss nähert sich!«, warnte Ik im selben Moment.
    »Bleibt nah bei mir!«, sagte Li-Jared plötzlich. »Möglichst ohne ein Geräusch zu verursachen!« Er bremste scharf ab, schwenkte nach links und flog der Schachtwand entgegen. Bandicut hatte noch nicht einmal die Zeit, einen stummen Seufzer gen Himmel zu schicken, da folgte die Steuereinheit seines Anzugs Li-Jared auch schon. Ik und Napoleon hielten mühelos mit ihnen mit. Sie rasten nun mit Schwindel erregender Geschwindigkeit sehr dicht an der Schachtwand entlang.
    Bandicut wollte rufen »Was machen wir denn nur?«, doch seine Stimme versagte ihm den Dienst, als er und die anderen in spitzem Winkel emporstiegen, wieder abbremsten und nach links schwenkten, direkt auf eine Mulde zu. Der Teil der Wand, in der sich die Mulde befand, sah aus wie geschliffenes Kristall. Unh!, setzte Bandicut an – und dann war in der durchsichtigen Wand, mitten in der Mulde, eine Öffnung zu sehen. Durch diese Öffnung schossen die Gefährten hinaus ins All.
    Die unvermittelt klare Sicht raubte Bandicut den Atem. Nicht dass er das Weltenschiff hätte in seiner ganzen Ausdehnung erkennen können, dazu war es viel zu groß. Doch seine Oberfläche wirkte glatt und hell im Vergleich zu der Sektion, die sie gerade hinter sich gelassen hatten. Als er über die weite Oberfläche blickte, sah er mehrere sich bewegende Lichter. Raumschiffe? Sie waren allesamt recht weit von ihnen entfernt, allerdings in großem Abstand zueinander. Dennoch raste Bandicuts Herz. Bilder von L5 City kamen ihm in den Sinn. War das, was er da sah, Handelsverkehr? Führte hier wenigstens irgendjemand, wenn schon nicht er, ein normales Leben? Sein Kopf füllte sich mit Bildern von Zivilisation: arbeitende Leute, die im All lebten und reisten, Leute, die ihm sagen konnten, wo er war und wie die Dinge funktionierten. Leute, ja!
    Aber Menschen? Ebenso schnell, wie sein Herz vor Hoffnung schneller zu schlagen begonnen hatte, überkam ihn nun Verzweiflung. Er wäre ein Narr, wenn er Menschen zu begegnen hoffte. Doch hob sich seine Stimmung wieder, als er eine Reihe aufeinander zu laufender, stetig blinkender Lichter sah, die große Ähnlichkeit mit den Landelichtern eines irdischen Raumhafens hatten. »Ik«, murmelte er, »wohin fliegen wir?«
    »Wir sind vielleicht in Gefahr. Sei still, bitte.«
    Plötzlich begriff Bandicut, warum sie die Energieröhre verlassen hatten. Der Boojum hatte vielleicht sein Pulver im Konnektor verschossen, als er alle Energieknoten hatte explodieren lassen, doch das hieß noch lange nicht, dass er sie nicht am Ende der Röhre erwartete.
    War Schiffwelt mit Verteidigungssystemen ausgestattet? Könnte der Boojum diesen Systemen

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