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02 - Das Weltenschiff

Titel: 02 - Das Weltenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey A. Carver
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konzentrieren. »Ja. Natürlich. Der Boojum. Ich weiß nicht einmal, wer oder was der Boojum ist. Geschweige denn, warum er versucht hat, dich zu töten.«
    »Aber du möchtest wissen, ob es für dich gefährlich ist, hier mit mir zu sitzen. Stimmt’s?«
    »Stimmt«, bestätigte er leise.
    »Ich will dir eine Geschichte erzählen«, sagte Li-Jared.

15 Seltsame Turbulenz
    »Stell dir«, begann Li-Jared, »ein weites, dunkles Meer vor – einen Ort, an dem viele Strömungen aufeinander treffen, warme und kalte Wasserschichten, unerforschte Gräben und wimmelndes Leben – mehr Arten als du in einer Million Jahren aufzählen könntest.«
    Bandicut starrte ihn an, von dem scheinbaren Themenwechsel beunruhigt. Aus dem Augenwinkel sah er eine Schwanzflosse in der Dunkelheit verschwinden.
    »Stell dir vor«, fuhr Li-Jared fort, »in diesem Meer gäbe es nur eine Spezies – eine intelligente Spezies vielleicht, die sich bemüht, eine beinahe unkontrollierbare Umwelt zu kontrollieren. Stell dir die komplexen sozialen Gruppierungen vor, und die ganze Vielschichtigkeit, in der sich diese Spezies im Laufe von Generationen und Generationen entwickelt hat.«
    »Gut«, murmelte Bandicut, der sich fragte, was das mit dem Boojum zu tun haben sollte.
    »Stell dir jetzt eine einzelne Strömung vor, die von einer einzigen Familie, einem einzigen Clan oder einen einzelnen Zweig dieser Spezies getragen wird.«
    »Okay.«
    »Stell dir ein Individuum dieses Clans vor. Und stell dir eine Infektion vor, ein … Virus … das dieses Individuum befallen hat.«
    Bandicut runzelte die Stirn, sagte jedoch nichts.
    Aber Li-Jareds Augen funkelten ihn an, verlangten eine Reaktion. Bandicut räusperte sich. »Ist das vielleicht – wie heißt es doch gleich – ein Gleichnis? Oder reden wir von einem echten Ozean, einer echten Spezies, einem echten Individuum?« Er nahm einen tiefen Zug aus dem übergroßen Pilsglas.
    Anscheinend hatte etwas an seinem Tonfall Li-Jared beleidigt. Der Karellianer versteifte sich. »Ich erzähle dir eine Geschichte«, gab er zurück, die Stimme hart wie Stahl, »und zwar so, wie wir sie auf meiner Welt erzählen.«
    »Oh, entschuldige – ich wollte nicht …«
    »Und ja, die Geschichte ist ein Gleichnis.«
    »Ah. Dann steht die Geschichte für … Schiffwelt?«
    Li-Jareds Augen trübten sich, dann leuchteten seine Pupillen blau auf. »Ich bin noch nicht fertig«, entgegnete er mit noch immer metallisch klingendem Ton. »Du könntest es durchaus als Gleichnis über Schiffwelt betrachten, glaube ich. Aber ich will auf etwas anderes hinaus.«
    »Oh«, nahm Bandicut sich zerknirscht zurück.
    »Die Geschichte ist ein Gleichnis …«, sprach Li-Jared weiter, und seine Stimme wurde weich, »… über den Baum aus Eis.« »Hä?« »Der Baum aus Eis. Die Synthese aller komplizierten, miteinander verflochtenen Systeme, die Schiffwelt in Gang halten. Was wir von hier aus erreichen können, ist lediglich das … Eisnetz. Das Eisnetz ist wie ein dünner Faden in einem riesigen«, bwang, »Wandteppich.«
    »Oh«, krächzte Bandicut.
    Li-Jared kehrte wieder zu seiner Geschichte zurück. »Und jetzt stell dir vor, wie das Virus das Kontrollsystem angreift – das, wenn du so willst, Bewusstsein dieses einzelnen Individuums aus der Spezies, von der ich gesprochen habe.«
    Bandicut nickte, versuchte seine Gedanken auf Li-Jareds Geschichte zu konzentrieren. »Gut. Können wir diesem Individuum irgendeinen Namen geben? Das könnte mir ein wenig dabei helfen, dir zu folgen.«
    Li-Jared schien den Vorschlag abzuwägen. »Wenn es dir hilft. In Ordnung.«
    »Wie wär’s, wenn wir das Individuum ›Aal‹ nennen?«, schlug Bandicut vor. »Ein Aal namens Joe. Wäre das in Ordnung?«
    Li-Jared blinzelte. »Ein Aal namens … Joe.«
    »Und Joe hat ein Virus.«
    Die schimpansenähnliche Stimme des Außerirdischen vibrierte. »Also schön. Dieses Individuum, Joe, wird auf unvorhersehbare Weise von dem Virus beeinflusst. Joe erlangt gewisse Fahlheiten. Beispielsweise kann er die Gedanken der anderen Aale in seiner Nähe lesen und sie beeinflussen – ohne dass sie es merken – genauso wie er selbst von dem Virus beeinflusst wird, ohne es zu merken. Und schließlich findet er heraus, dass er sich an seinen Nachbarn reiben kann – physisch –, und dass er das Virus auf diese Weise auf sie übertragen kann. Und so wird Joe nach und nach zu einem …«
    »Unruhestifter?«
    Li-Jared machte eine Sprechpause. »Nun, ja. Er -oder vielleicht sein

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