02 - Die Gefangene des Wikingers
zitterte sie immer noch und wollte nichts mehr, als ihren Kopf erschöpft an seine Brust legen und Frieden finden.
»Ich habe von dir geträumt, meine Liebe. «
Sie war sich zunächst nicht sicher, ob dieses Flüstern Wirklichkeit gewesen war, aber dann wusste sie, dass es das war, denn er zog sie sanft an sich, bis ihr Kopf an seiner breiten Brust lag. Zärtlich strich er ihr das Haar zurück.
»Ich habe von diesem Ort hier geträumt, von der Färbung der Felsen und der Klippen. Mauve und Purpur und das Grün des Frühlings. «
»Ich habe gehört, dass Irland grün ist«, murmelte sie an seiner Brust. Sie konnte sein Gesicht nicht sehen, aber sie konnte sein Lächeln fühlen.
»Ja, es ist grün. Wunderbar, grenzenlos grün. Doch auch Irland hat seine Farben. Felsen und Klippen. Schönheit und Frieden.«
»Hier ist es nicht so friedlich«, sagte Rhiannon schläfrig. »Oft toben hier Stürme. Und das Meer ist hinterhältig.«
»Ja, das ist richtig«, stimmte er ihr zu.
»Das ist etwas, was genau Eurem Stil entspricht. «
Er lachte leise. »Und Eurem auch, glaube ich, Mylady. Nun, vielleicht sind wir hier genau richtig.«
Noch immer lag Zärtlichkeit in seiner Stimme, aber plötzlich hatte sie davor Angst, genauso wie vor der Behaglichkeit, die sie an seiner Seite erfüllte. Das konnte nicht andauern. Er liebte sie nicht, er spielte mit ihr. Er mochte sie genauso gerne wie das Land - und Alexander! Sie durfte sich einfach niemals erlauben, ihn zu nahe kommen zu lassen. Sie durfte sich niemals auf ihn verlassen.
Seine Hand strich jetzt über ihren Rücken. Gemächlich. Seine sanften, ruhigen Finger erregten sie immer noch. Er liebkoste ihre Schulter und ihren Arm. Seine Berührung glitt über die Haut an der Unterseite ihrer Brust. Und es schien ganz natürlich zu sein, dass sie so nebeneinander lagen.
Sie biss sich auf die Lippe und hob den Kopf, um ihr Haar, das unter ihm eingeklemmt war, zu befreien. Sein leises, heiseres Lachen verspottete sie. Er setzte sich wieder über sie und balancierte sein Gewicht auf seinen muskelbepackten Armen.
»Nun, mein süßes Weib, vielleicht entdeckt Ihr ja, dass Ihr mich liebt - mich, den hinfälligen, alten Mann!«
Die Süße der Leidenschaft und zärtlichen Worte zwischen ihnen verwischte sich langsam. Alles, was blieb, war das plötzliche Bild eines starken, gutaussehenden und glühenden Wikinger-Gesichts und die Erinnerung an die zügellose Begierde, die er in ihr so einfach entfachen konnte.
»Ich werde Euch niemals lieben!« versprach sie ihm heiser. »Das ist nur meine eheliche Pflicht. Ihr lasst mir in dieser Beziehung ja keine Wahl!«
Seine Augen verdüsterten sich; es sah aus, als würde ein Eisschild über sie fallen, aber sie blickten sie immer noch an. Sein Lächeln verschwand nicht. »ja, Lady, Ihr habt keine Wahl. Denkt immer daran. Ihr müsst mich nicht lieben - Ihr müsst mir nur dienen. Vielleicht fahren wir damit recht gut. Liebe ist ein sehr schmerzliches Gefühl. «
»Ihr liebt mich nicht!« erinnerte sie ihn.
»Lieber Gott, nein«, erwiderte, er kurz. Sie bewegte sich nicht. Seine Knöchel strichen über ihre Wange, und er fügte fast zärtlich hinzu: »Der Himmel möge dem Manne helfen, der Euch liebt! Der Himmel, Walhalla und alle Götter, die christlichen und die heidnischen.«
Dann stand er abrupt auf und entfernte sich trotz seiner Größe mit der Eleganz eines Akrobaten vom Bett. Sie wollte sich umdrehen und griff nach einem Laken, um sich zu bedecken. Gerade wollte sie sich der Schläfrigkeit, die sie überfiel, hingeben, als seine stählerne Stimme sie wie kaltes Wasser übergoss: »Steht auf, meine Liebe, in der Halle sind Gäste, um die Ihr Euch kümmern müsst. «
»Ich muss mich um Gäste kümmern?« fragte sie kühl.
Er griff nach ihr und zog sie hoch. Und - Gott helfe ihr allein die Berührung seines Körpers entfachte erneut das Feuer in ihr, obwohl sie ihn voller Hass anblickte.
»Wie ich bereits gesagt habe«, flüsterte er ihr sanft zu, »Ihr müsst mich nicht lieben. Aber Ihr seid mein Weib, und Ihr werdet mir dienen. «
»Ich bin nicht Eure Sklavin!«
»Nein, Rhiannon, Ihr seid hier die Herrin, die Lady. Und deshalb werdet Ihr auch in der Halle, in der Ihr geboren seid, das Zepter führen. Und Ihr werdet mit mir in diesem Zimmer hier liegen, wenn ich als Euer Herr es verlange. «
»Wir werden sehen. «
»Tatsächlich«, gab er lachend zurück, »das werden wir. «
Wieder zog er sie in seine Arme und küsste sie.
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