02 - Die Gefangene des Wikingers
Nacht vorher und sogar den ganzen langen Tag über gewesen waren. Sie verhielten sich still, sprachen auch nicht miteinander - beide warteten sie ungeduldig auf die Morgendämmerung.
Es war schon sehr spät als Rhiannon endlich einschlief, eingewickelt in Patricks weiten Umhang. Erstaunlicherweise schlief sie tief und traumlos.
Das harte Klirren von Schwertern ließ sie aus dem Schlaf schrecken.
Beim ersten Klirren des Stahls riss sie die Augen auf. Sie kam benommen auf die Füße, froh darüber, dass sie in einer Scheide an ihrem Knöchel wenigstens einen kleinen Dolch bei sich hatte. Aber sie hatte kein Schwert, und der schwere Bogen war keine Waffe für den Nahkampf. Sie hörte einen Fluch und abermals das Klirren von Stahl. Sie wirbelte herum. Patrick war nirgends zu sehen, doch sie wusste, dass er in der Nähe war, weil sie ja die Kampfgeräusche hören konnte. Sie rannte zum Rande der Klippe und sah ihn auf einem darunter liegenden Vorsprung. Das zertrampelte Gras und der aufgewühlte Erdboden sagten ihr schnell, dass der Kampf wesentlich näher bei ihr begonnen hatte, und dass Patrick es geschafft hatte, diese Auseinandersetzung so weit wie möglich von ihr zu entfernen, um ihr die Gelegenheit zur Flucht zu geben.
»Gott schütze Euch, Ire!« flüsterte sie laut dann rannte sie zu, dem erlöschenden Feuer zurück. Vielleicht konnte sie doch noch ihren Bogen benutzen.
Sie packte den Bogen, warf sich einen Köcher mit Pfeilen auf den Rücken und rannte zur Klippe zurück. Patrick hatte zwei Feinde gegen sich - beide gekleidet in grobe Fellstiefel, ohne Strümpfe und mit einer ledernen Tunika, die ihnen bis zu den Knien reichte. Beide trugen kegelförmige Stahlhelme und schwangen schwere Schilder. Beide waren geschickte Kämpfer.
Aber das war Patrick auch. Er schlug sich wacker gegen die beiden vierschrötigen Riesen, aber er würde sich nicht ewig halten können, dachte Rhiannon.
Weder jammerte sie vor Schmerz, als sie den Bogen spannte und den Pfeil in die richtige Schussbahn justierte. Sie ließ ihn fliegen und sah, dass er einen der Männer in die Schulter traf. Sie wusste nicht, ob es eine tödliche Wunde war oder nicht aber sie brachte ihn dazu, vor Schmerz laut aufzuheulen und sein Schwert fallen zu lassen. Patrick, der völlig außer Atem war, beseitigte mit einem sauberen Hieb diesen Feind und blickte dann auf, um ihr zuzuwinken.
Er lächelte, aber sein Lächeln gefror. Ein Ausdruck des Entsetzens überzog seine Gesichtszüge, und er stieß eine heisere Warnung aus.
Zu spät wirbelte Rhiannon herum.
Drei von ihnen standen vor ihr. Zerlumpt müde, verdreckt und mit Blut beschmiert - Dänen.
Sie schrie und griff nach ihrem Dolch, schwor sich verzweifelt dass sie sie nicht bekommen würden. Doch es war hoffnungslos, und sie wusste es. Sie ging mit derartiger Wut und Wucht auf einen von ihnen los, dass sie es schaffte, durch seine Ledertunika zu schneiden und sein Fleisch anzukratzen. Aber das war schon alles. Sie wurde von hinten gepackt. Die Kraft, mit der ihr Handgelenk gepackt wurde, brachte sie dazu, den Dolch fallen zu lassen. Sie wurde hart gegen den Mann, der sie ergriffen hatte, gepresst. Sie versuchte in seine Hand zu beißen, doch er lachte nur und hob sie in die Luft.
Sie fluchte und nannte sie in ihrer eigenen Sprache Schweine und Rattendreck. Sie sprach jedes Wort deutlich aus, damit sie auch genau verstanden, was sie sagte.
»Ah, eine Katze mit langen Krallen!« Ihr Ergreifer lachte. Sie wandte sich um, um ihn zu sehen. Er hatte dunkelblondes Haar, rötliche Wangen, finstere dunkle Augen und Augenbrauen, die über der Nase zusammengewachsen waren. Sie trat mit aller Kraft rücklings nach ihm. Sie musste einen wichtigen Teil seiner Anatomie getroffen haben, denn sein Lächeln verschwand, und er stieß einen Fluch aus. »Eine Katze, die ich jetzt und hier auf der Stelle zähmen werde, bei Odin!« knurrte er.
Der dritte Mann, ein jüngerer, schmächtiger Blondschopf mit langen, verfilzten und blutbeschmierten Haaren, trat vor und zog sie an sich. Seine Augen waren hellgrau, und die Art und Weise, wie sie über sie glitten, machte sie krank. »Eine Katze mit jungen, festen Brüsten und herrlich langen Beinen und einem gutgebauten Körper, meine Freunde. «
»Eine Hexe! « grollte der Mann, den sie verwundet hatte. Er zerrte sie dem jüngeren Kameraden aus den Händen. Rhiannon keuchte und stolperte blind vor Schmerz zurück, als er ausholte und ihr einen brutalen Faustschlag gegen
Weitere Kostenlose Bücher