02 - Die Gefangene des Wikingers
zu bringen. «
»Was kümmert mich Gunthrum?« fragte Yorg.
Ragwald trat einen Schritt vor. »Wir haben sie auf den Klippen gefunden. Du warst sehr unachtsam mit deiner Gefangenen. Die Hure hat Botschaften geschickt«, zischte er. »Sie war diejenige, die die Pfeile abgeschossen hat, die den irisch-normannischen Bastard vor unserem Angriff gewarnt haben. Du bist nicht Krieger genug, um einer Frau Herr zu werden!« .
Eric trat zurück und zog sein Schwert. Er lächelte, und es war ein unheimliches Lächeln. »Komm. Probier aus, was für ein Krieger ich bin. «
Rufe ertönten. Es schien, als würde Ragwald seine Herausforderung bedauern, aber er zog auch das Schwert und trat vor. »Ein Mann, der am Alter stirbt, wird vergessen!« brüllte er. »Ein Krieger wird in Walhalle sitzen, und du wirst noch heute nacht in Walhalla sitzen!«
Das waren tapfere Worte, aber Rhiannon hatte sich bis zu diesem Augenblick noch niemals richtig klar gemacht wie stark ihr Mann wirklich war. Ragwald hatte seinen Kampfruf noch nicht richtig ausgestoßen, da war Eric schon bei ihm und schwang sein schweres Schwert wie ein Zweiglein. Sogar als Ragwald zum Schlag gegen ihn ausholte, hob Eric lediglich sein Schwert und verlagerte dabei nur sein Gewicht.
Das Aufeinanderklirren von Stahl wurde niemals gehört. Ragwald fiel vor Rhiannon zu Boden, und das Wasser vor ihren Füßen färbte sich rot.
Sie schrie auf, dann wurde ihr Arm kraftvoll gepackt und sie wurde wieder einmal an die Seite ihres Ehemannes gezerrt.. »Sie gehört mir!« brüllte er. »Mir, das hat Gunthrum befohlen. Will mir noch irgend jemand widersprechen?«
Kein Laut war zu hören. Dann sagte Yorg sehr viel vorsichtiger als vorher: »Sie stammt aus dem königlichen Haus, vielleicht sogar aus Alfreds Haus. Sie ist viel wert und war in meiner Gewalt. Was willst du für sie bezahlen?«
»Das braune Pony«, antwortete Eric und deutete auf das Pferd.
Yorg spuckte ins Wasser. »Das braune Pony? Du bietest mir ein Pony für einen Schatz an?«
»Einen Schatz!« schnaubte Eric. » Soviel ist sie nicht wert. «
»Ihr Haar ist golden und feurig!« meinte Yorg.
»Das ist nur angelaufenes Blech, und sonst nichts«, erklärte Eric ausdruckslos. Rhiannon wirbelte verletzt zu ihm herum. Er hielt sie fest und beachtete sie nicht. »Nimm zum Ausgleich das Pony. «
»Das ist wertlos im Vergleich zu dieser Frau!« beharrte Yorg. »Sie ist jung, mit Brüsten so reif und süß wie Früchte und Beinen so lang und biegsam wie Weiden.«
Eric lachte gutmütig. »Brüste wie hängende Melonen, mein Freund, und Beine so knotig und hölzern wie Weiden, wenn du bei diesem Vergleich bleiben willst.«
»Pass auf! Sie versteht jedes Wort!« warnte Yorg Eric.
Das tat sie tatsächlich. Rhiannon konnte nicht widerstehen. Er stand genau neben ihr, und sie drehte sich um, um ihn fest zu treten. Schließlich war sie eine Gefangene entweder seine oder die der Dänen. Sie hatte jedes Recht, zu kämpfen.
Yorg lachte, und irgend jemand warnte Eric, dass sie bissiger als ein tollwütiger Hund wäre, und ehe sie es sich versah, hatte er sie beim Haar gepackt, sie wieder ins Wasser gedrückt und hielt sie dort ärgerlich fest. Tropfnass und sowohl wütend als auch ängstlich verfolgte sie die weiteren Verhandlungen.
»Ihr Temperament ist noch schlimmer als das eines tollwütigen Hundes«, meinte Eric zu Yorg.
»Warum willst du sie denn dann haben?« fragte Yorg schlau.
»Weil ich sie zuerst gefangen habe, und weil sie deshalb mir gehört, auch wenn sie eine Hexe ist.«
»Gib sie mir für heute Nacht - morgen gehört sie dann dir.«
»Sie gehört ab sofort mir.«
Rhiannon stellte fest, dass die beiden sich festgefahren hatten. Es war verrückt. Eric konnte nicht gegen alle kämpfen, nicht wenn sie gemeinsam über ihn herfielen. Sie fragte sich, warum er allein gekommen war.
Sie schrie überrascht auf, als er ihr den Umhang mit der Saphir-Nadel von den Schultern riss. Er warf das nasse Kleidungsstück Yorg zu. »Das ist alles, was ich dir anbiete, und es ist viel zu viel. « Er schob Rhiannon mit solcher Wucht nach vorne, dass sie fast zu Boden gestürzt wäre. Stolpernd wollte sie protestieren. Er stieß sie mit wütendem Gesichtsausdruck noch heftiger voran. »Geh!« brüllte er sie an.
Sie bewegte sich. Sie ging an Yorg vorbei, und dann fühlte sie, dass sie mitten unter ihnen war. Eric schubste sie an dem braunen Pony und den anderen vorbei, quer über das offene Feld, wo die Leiche des Farmers
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