02 - Die Gefangene des Wikingers
zehn Minuten ließ sie einen Pfeil nach dein anderen fliegen.
Dann hatte sie keine Kraft mehr. Der Bogen war schwer, es erforderte alle Kraft, ihn zu spannen. Ihr Arm tobte vor Schmerz, und sie bezweifelte, sie selbst zur Verteidigung ihres eigenen Lebens noch einen Pfeil abschießen könnte.
Sie sank zu Boden und ließ den schweren Bogen fallen. »Es ist alles in Ordnung. Lady! Zumindest einen werden sie finden«, versicherte ihr Patrick und hockte sich neben sie. »Seht, sie halten an! Seht doch! jetzt sind sie gewarnt und können nicht mehr in einen Hinterhalt gelockt werden. «
Sie sprang wieder auf die Füße, neue Kraft durchströmte sie. Weit unten konnte sie tatsächlich sehen, dass die Reiter angehalten und sich versammelt hatten. Sie atmete erleichtert auf, dann nahm sie stirnrunzelnd eine andere Bewegung war. »O mein Gott!« flüsterte sie. »Seht, Patrick, seht! Hinter ihnen! Die Dänen sind schon hinter ihnen!«
Der Feind hatte Eric und seine Männer vorbeimarschieren lassen und folgte ihnen jetzt heimlich. Von ihrem Aussichtspunkt aus konnte Rhiannon sehen, dass der Pfad Eric zu einigen hohen Klippen führte, die vorsichtig umritten werden mussten. Bei dieser Felswand wäre Eric in der Falle. »Wir müssen sie nochmals warnen! Patrick, habt Ihr noch etwas von dem Papier und von den Riemen zum Befestigen über? Schnell, helft mir.« Patrick suchte rasch nach den übrigen Warnungen und den ledernen Riemen.
»Ach, was soll ich nur als Tinte benutzen?« jammerte sie. »Nicht verzweifeln, Lady, einen Moment. «
Sie dachte, dass er verrückt geworden sei, denn er kniete sich nieder und sammelte Äste, trockenes Gras und Zweige. Dann holte er Feuersteine und Anzünder aus seiner Satteltasche und begann, Feuer zu machen.
»Patrick!«
»Nur noch einen Augenblick!« Er lächelte und nahm dann einen Ast aus dem Feuer. »Wir brauchen ja nur ein paar Worte. Schreibt sie mit dem verbrannten Ende, Mylady.«
Sekundenschnell hatte sie mit groben Buchstaben die Warnung >Hinter Euch< aufgeschrieben. Sie schrie fast auf vor Schmerzen, als sie einen weiteren Pfeil auf die Reise schickte, aber dann war es getan, und sie schloss die Augen und betete. Danach knieten sich Patrick und sie zusammen auf die Klippe und beobachteten ängstlich die Szene unter sich.
»Sie haben ihn gefunden«, sagte Patrick.
»Wie könnt Ihr das wissen?« fragte sie.
»Beobachtet sie; schaut Euch die Kampfformation an, die sie einnehmen. Sie sind bereit und warten. Wenn die Dänen sie angreifen, werden sie sie wie Hunde abschlachten. «
Die Sonne stand hoch. Schweißtropfen liefen an Rhiannons Wange hinunter. Von hoch oben beobachteten sie und Patrick den Verlauf der Schlacht. Sahen, wie die Dänen kamen… und beobachteten, wie Erics Männer den Angriff abwehrten, ehe er noch beginnen konnte.
Dann stieß Rhiannon ein zitterndes Schluchzen aus, denn es war ihr unmöglich, in dem Schlachtgetümmel zu beurteilen, wer dabei war, zu gewinnen.
»Der Helmbusch des Wolfs flattert immer noch, Mylady. Seht Ihr? Ich kann zwar das Banner nicht so genau sehen, aber ich kenne die Farben meines Lords. Sie sind eindeutig!«
Die Bäume und das Laubwerk versperrten Rhiannon die klare Sicht. Da unten lagen tote Pferde und tote Menschen, und sie musste einfach glauben, dass Patrick wusste, was er sagte. Dann bemerkte sie, dass sie beide den ganzen Tag auf den Klippen verbracht hatten - wegen der einbrechenden Nacht konnten sie nun fast nichts mehr erkennen.
Alles, was sie noch tun konnten, war beten.
Plötzlich stellte sie fest, dass sie allein war. Als sie sich umdrehte und dieAugen rieb, sah sie, dass Patrick das Feuer wieder entzündet hatte. Mit einem breiten, väterlichen Grinsen stand er hinter ihr. »Mylady, ich versuche Euch bei jeder Mahlzeit ein anderes Gericht vorzusetzen. «
Sie lächelte erschöpft. »Patrick, ich kann beim besten Willen nichts essen. «
»Ihr müsst«, sagte er. »Ihr könnt nicht den Ausgang der Schlacht ändern, wenn Ihr Euch weigert, zu essen. «
Er hatte recht. Und plötzlich erinnerte sie sich daran, dass es noch einen Grund für sie gab, bei Kräften zu bleiben.
»Lasst mich Euch helfen.«
»Nein, ich kann den Vogel allein rupfen«, versicherte er. Er kochte den Vogel und entdeckte einen Bach, und sie stellte fest, dass sie fast verhungert war und sehr wohl eine gehörige Portion Essen und frisches Wasser verdrücken konnte. In dieser Nacht waren sie beide angespannter und ängstlicher, als sie es in der
Weitere Kostenlose Bücher