02 - Die Gefangene des Wikingers
»Mylady, wollt Ihr Euch nicht setzen? Was hier auf dem Feuer brät ist ein einfacher Hase, aber ich glaube, dass er sehr gut schmecken wird.«
Sie lächelte ebenfalls, setzte sich, und er ließ sich neben ihr nieder. Seine warmen braunen Augen lagen auf ihr. »Ihr dürft nicht alle Wikinger nach denen beurteilen, die Ihr kennengelernt habt.«
Sie senkte etwas den Kopf, um den eigenartigen Gefühlszwiespalt, der in ihr tobte, zu verbergen. »Ich kenne keinen Wikinger so gut wie Eric, Patrick.«
»Ich meine damit die, die dieses Land verwüstet haben. Ihr würdet Erics Vater sehr gerne haben. Er hatte niemals erlaubt dass ein Abschlachten … «
»Aber er hat sich Land angeeignet, das nicht ihm gehörte!« widersprach sie.
»Er hat Irland alles” was er jemals genommen hat, zehnfach zurückgegeben«, erwiderte Patrick und verteidigte stolz Olaf. »Er und seine Söhne haben immer wieder für den alten Ard-ri gekämpft, seinen Schwiegervater. Dubhlain hat sich zu einer großen Stadt entwickelt - vielleicht zur größten in ganz Irland. Er unterhält Schulen für die Kinder und große Klöster. Musiker und Wissenschaftler kommen und … « Er hielt grinsend inne. »Das ist die irische Art. Wisst Ihr, was eines der schlimmsten Verbrechen in ganz Irland ist?«
»Was?«
»Jemandem die Gastfreundschaft zu verweigern.« Und Patrick sang weiter das hohe Lied auf Irland, bis Rhiannon ihn unterbrach: »Patrick! Ihr solltet nach Hause fahren und alle diese wundervollen Gedanken zu Papier bringen und nicht in einem fremden Land Krieg führen!«
Im Schein des Feuers errötete Patrick tief- »Lady, ich habe Euch diese Dinge erzählt, weil Ihr verstehen müsst. Eric von Dubhlain ist kein Heide oder Barbar. Er ist eine Mischung zwischen den Wikingern mit ihren hervorragenden Seefahrer-Talenten und dem alten und hervorragenden königlichen Geschlecht eines Landes, wo die Zivilisation schon lange gedeiht. Er spricht viele Sprachen, hat griechische und romanische Geschichte studiert, weiß eine Menge über Astronomie und Astrologie und, spielt viele Instrumente. Niemand hatte je den Vorsatz, dass irgendjemandem durch unser -Auftauchen Böses geschehen sollte. Nur unseren Feind, die Dänen, wollen wir gemeinsam bekämpfen. Ich - ich wünschte, dass Ihr den Unterschied zwischen Eric und Gunthrum sehen könntet. «
»Patrick«, erwiderte sie angesichts seiner Ernsthaftigkeit sanft. »Ich bin heute nacht gekommen, weil ich helfen will. «
»Ihr solltet nicht hier sein!« rief er aus, als er sich plötzlich wieder daran erinnerte, warum er ausgeschickt worden war. »Es ist nicht sicher. «
»Ich bin der beste Schütze den ich kenne«, sagte sie ausdruckslos. »Ich muss hier bleiben. «
Nach einem Augenblick lächelte er sie zögernd an. »Was ist, wenn ich darauf bestehe, dass ihr sofort heimreitet?«
»Nun, es wäre bestimmt nicht sicher, mich in stockdunkler Nacht heimzuschicken. Außerdem könntet Ihr mich zwar bitten zu gehen, aber es mir nicht befehlen. Aber ich befehle, Euch, mir zu gehorchen. Da ich die Lady Eures Lords bin, seid Ihr mir zum Gehorsam verpflichtet. «
Er schwieg eine Weile. »Morgen, in der Dämmerung, werden wir diesen Hügel überqueren. Sobald sich die Morgennebel lichten, sollte es uns möglich sein, sie an der Küste entlang marschieren zu sehen. «
Sie nickte. Patrick entschied, dass der Hase lange genug gebraten hatte, holte das Fleisch vom Feuer, und sie aßen zusammen. Sie trank warmes Ale aus seinem Horn und wickelte sich in seinen Umhang ein.
Sie wusste, dass er in dieser Nacht kaum schlafen würde. Bis zum Morgengrauen wachte er sorgfältig über sie.
Nach weniger als einer Stunde hatten sie dann am Morgen den Hügel überquert. Wie sie beide gehofft hatten, konnten sie kilometerweit über die Klippen und das Tal der Küste blicken. Patrick sah Erics Gruppe als erster. Sie marschierten auf einem Pfad tief unter ihnen und viele Kilometer in Richtung Südwesten entfernt dahin. Die Entfernung war größer, als Rhiannon es erwartet hatte, und ihr Herz pochte heftig gegen die Brust, als sie ihre Chancen abwog, die Bäume vor den reitenden Männern zu erreichen. Dann nickte sie Patrick zu, und er trat neben sie. Sie setzte ihre ganze Kraft ein, um ihren Bogen sorgfältig zu spannen. Eine Sekunde später ließ sie den Pfeil fliegen. Sie beobachteten den Flug des Pfeils. Augenblicke später schrie sie vor Freude auf, als sie sah, dass er zwischen die Bäume direkt auf den Pfad fiel. Die nächsten
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