02 - Die Gefangene des Wikingers
sterben. Nein, sie würde nicht sterben; sie würde den richtigen Weg schon finden, sie musste nur einfach losmarschieren.
Plötzlich hörte sie das Donnern von Pferdehufen und Sekunden später schälte sich Eric aus der Dunkelheit. Er saß auf dem großen, weißen Hengst. Sie wischte sich schnell die Tränen aus den Augen und versuchte ihr schneebedecktes Haar und ihre verrutschte Kleidung in Ordnung zu bringen. Er hielt vor ihr an, starrte zu ihr hinab, und sie war sich sicher, Belustigung in seinen Augen zu sehen. Wie konnte er es wagen!
Sie fing an, in die Richtung zu gehen, aus der er gekommen war.
»Rhiannon!«
Sie ging weiter. Er hielt sie nicht auf, sondern ließ das Pferd langsam hinter ihr traben. »Ich dachte, dass du vielleicht etwas Hilfe brauchen würdest. «
»Wie kommst du auf diese Idee?«
»Zum Beispiel durch die Stute, die an mir vorbeilief.«
»Ach. Nun, ich hatte gedacht, dass reiten mir Spaß machen würde. Aber nachdem ich erst einmal hier draußen war, stellte ich fest, dass ich viel lieber zu Fuß gehen würde, und schickte das Tier heim. Du kannst gerne wieder gehen.«
»Soll ich das?«
»Aber sicher. «
Sie hatte nicht gehört, dass er abgestiegen war, im Schnee hatte sie auch seine Schritte nicht gehört, aber plötzlich war er hinter ihr und riss sie in seine Arme. Sie wehrte sich gegen ihn, aber er achtete nicht auf ihre trommelnden Fäuste.
»Du bist völlig durchnässt! Du wirst krank werden!« schalt er sie. Sekundenschnell stieg er mit ihr auf den Hengst. Und immer noch wehrte sie sich gegen seinen Griff.
»Welchen Unterschied würde das für dich machen!« schrie sie ihn wütend an. »Du findest dein Vergnügen ja überall!«
»Garth würde es das Herz brechen!«
» Laß mich gehen… Wikinger!« zischte sie ihn an.
Plötzlich schienen sich die Schleusen des Himmels zu öffnen. Aus der Dunkelheit stoben Millionen von dicken Schneeflocken. Eric fluchte und trieb den Hengst stärker an. Inzwischen bereute Rhiannon ihre impulsive Flucht. Das Wetter verschlechterte sich ständig. Sie würden es niemals zurück schaffen. Der dicke, nasse Schnee fiel jetzt gnadenlos auf sie herab.
Aber Eric ritt nicht nach Hause. Sie stellte fest, dass er in Richtung auf eine der kleinen Jagdhütten ritt, die sich am Band der Klippen in den Wald duckten. Er führte den Hengst unter das Vordach, stieg dann ab und nahm Rhiannon auf die Anne. Er kämpfte sich gegen den Wind ins Innere der Hütte und stellte sie auf den Boden, um sofort hinter sich die Tür zu schließen. Nachdem er das geschafft hatte, drehte er sich um und lehnte sich dagegen. Sein blauer Blick ruhte mit einem scharfen und gefährlichen Ausdruck auf ihr.
»Nun, meine Liebe! Da sind wir also! In einer Nacht, in der Wir sicher und warm vor einem Feuer sitzen könnten!«
Sie ignorierte ihn, drehte ihm den Rücken zu und versuchte, die Näße aus ihren Kleidungsstücken zu wringen. Er schlenderte auf sie zu. Einen Augenblick lang erstarrte sie vor Angst, aber er berührte sie nicht. Er ging zum großen Kamin und schichtete das Holz. Dann holte er Zünder und Feuerstein heraus und schaffte es, eine Flamme zu entfachen. Die Wärme war geradezu hypnotisierend. Sie zitterte zwar am ganzen Leib, wollte aber nicht näher zum Feuer rücken. .
Eric erhob sich und blickte sich um. In einer Ecke des kleinen Raums lagen Strohballen, bedeckt mit Pelzdecken. Links vom Kamin stand ein großer, roh behauener Tisch, auf dem mehrere Trinkhörner lagen. Er ging zum Tisch und Probierte den Inhalt des ersten Horns. Dann fiel sein Blick auf Rhiannon, und er trat auf sie zu. Sie wich zurück, und er hielt mit einem teuflischen Glänzen in seinen Augen inne. Er reichte ihr das Horn. »Met. Trink es! Ich habe vor, dich lebendig zurückzubringen.«
»Ich will nicht.«
»Ich sagte, du sollst es trinken!«
Sie nahm einen großen Schluck. Warm und köstlich rann er ihre Kehle hinunter in den Magen. Sie nahm noch einen tiefen Schluck, dann gab sie ihm das Horn zurück. »Habe Euren Befehl ausgeführt, Mylord«, meinte sie spöttisch. »Wünscht Ihr sonst noch etwas?«
»Aber sicher. Zieh deine Kleider aus. «
»Das werde ich nicht!« zischte sie ihn wütend an. Aber er hatte sich bereits umgedreht, ließ das Horn auf eines der Strohbetten fallen und zog von einem anderen die Pelzdecke.
»Mal sehen, wie ich es dir am besten erkläre. Also, Mylady, entweder zu ziehst deine Kleider freiwillig aus, oder ich werde es für dich tun. Es ist ja schon eine
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