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02 - Die Gefangene des Wikingers

02 - Die Gefangene des Wikingers

Titel: 02 - Die Gefangene des Wikingers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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ihrem Schicksal zu entgehen. Aber jetzt hatte sie sich zumindest die Befreiung aus dem Brunnenhaus erkauft.

     
    ***

     
    Am nächsten Morgen ging sie zu den Ställen. Am liebsten hätte sie das Pferd genommen, das sie hergebracht hatte, um mit ihm zu fliehen. Doch sie wusste, dass sie geduldig sein musste, stark und listig. jetzt wünschte sie sich, den König nicht so wütend angegriffen zu haben, denn jetzt musste sie Schritt für Schritt sein Vertrauen zurückgewinnen. Heute würde sie einfach nur den Morgen hier verbringen und die weichen Mäuler der Tiere streicheln. Sie würde mit ihnen sprechen und ihre Wahl treffen. Sie brauchte das schnellste und kräftigste Tier, um mit ihm, wenn die Zeit gekommen war, zu fliehen.
    Sie lächelte und blieb vor der Box des Rotschimmels stehen. Sie streichelte das Tier und hörte plötzlich ganz leise, herzzerreißend und unglücklich ihren Namen flüstern.
    »Rhiannon!«
    Sie drehte sich um; sie kannte die Stimme. Rowan stand vor ihr, groß und gutaussehend in seinem Leinenhemd, der kurzen Ledertunika und den derben Strümpfen. An seiner Seite hing sein Schwert seine Augen waren trüb vor Unglück und sein Gesicht grau. Sie wusste, dass es ihn eine ganze Menge Mut gekostet haben musste, sich dem Befehl des Königs zu widersetzen.
    Sie rief seinen Namen und eilte zu ihm. Seine Arme schlossen sich zärtlich um sie. Er hob sie hoch und trug sie zu einem Heuhaufen, Sie hob die Hand und berührte seine Locken, die ihm bis in den Nacken fielen, und streichelte dann liebevoll sein bärtiges Kinn. »Rowan!« hauchte sie und schluchzte innerlich.
    Er sah die Tränen in ihren Augen. Mit seinen Fingern berührte er ihre Lippen. Sie liebte ihn so sehr, denn er war bei den Männern gewesen, die den Körper ihres Vaters heimgebracht hatten. Er hatte sie getröstet und ihr Mut zugesprochen. Er hatte ihr viel von Garth erzählt, und allein dafür betete sie ihn an.
    Er streichelte ihre Wangen und starrte in ihr Gesicht als wollte er sich die Erinnerung daran in sein Herz eingraben. Eine neue Woge von Furcht überkam sie, als sie bemerkte, wie vollkommen er den Willen des Königs akzeptiert hatte und wie wenig Hilfe sie bei ihm finden würde.
    »Wir hätten früher heiraten sollen«, meinte er traurig. »Wir hätten einfach sofort heiraten sollen, dann hätte der König diese ganze Sache nicht einfädeln können.«
    »Noch ist es nicht geschehen«, murmelte sie.
    »Rhiannon … « Er presste ihren Körper ins Heu und legte sich auf sie. Sie war plötzlich aufs äußerste angespannt. Der Duft des Heus stieg ihr in die Nase, und sie hörte das Scharren der Pferdehufe und fühlte seine Hände. Der Tag draußen war wunderschön. Und sie liebte den Mann neben sich.
    Wenn sie zusammen erwischt würden, würden sie beide für schuldig befunden werden, den Willen des Königs Missachtet zu haben. Nein, es war schlimmer, denn sie wusste, dass nicht nur Alfreds Wille sondern auch seine Ehre auf dem Spiel stand.
    Alfreds Ehre - und vielleicht Rowans Leben.
    Sie richtete sich auf. »Rowan! Wenn dich jemand herkommen sah… ich habe Angst.«
    »Still. Kein Mensch hat mich gesehen. Ich würde doch deine Zukunft nicht in Gefahr bringen. «
    »Meine Zukunft!« Sie streckte die Hand aus, sie musste ihn berühren. Er hatte sie schon vorher geküsst und umarmt. Sie kannte seine Berührung und genoss sie. Es war für sie nicht unbedingt ein atemberaubendes Gefühl, aber sie empfand Liebe und Sicherheit in seiner Umarmung.
    Plötzlich wünschte sie sich aus ganzem Herzen, sich ihm bereits vorher geschenkt zu haben. Sie war an einen Heiden verkauft worden, und deshalb spielte ihre Ehre jetzt keine große Rolle mehr. Aber sie wäre von hier mit der süßen Erinnerung daran, geliebt worden zu sein, fortgegangen. Sie lächelte ihn zärtlich an: »Denk nicht an meine Ehre, mein Lieber, denn auf die kommt es jetzt auch nicht mehr an. Ich habe Angst um dich, Rowan. Der König hat seinen Willen kundgetan!«
    »Ja, der König hat gesprochen«, stimmte er ihr tonlos zu. »Und mich beraubt und als Narr zurückgelassen. «
    »Ich werde ihn nicht heiraten«, gelobte Rhiannon. Dann erhob sie sich auf die Knie, und er presste sein Gesicht an ihre Brust.
    »Mein Gott, ich hätte dein Ehemann sein können!« schluchzte er.
    »Ich werde ihn nicht heiraten. Ich werde fliehen. Mein lieber Rowan … «, flüsterte sie. Sie fühlte nicht seine Leidenschaft, aber sie fühlte seinen Schmerz und sein Leid, und sie wäre freudig mit ihm

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