02 - Die Gefangene des Wikingers
mildem.
Aber dann sprach er ausdruckslos zu ihr, in einem Ton, den er bei ihr noch nie angeschlagen hatte.
»Du wirst verheiratet. «
Verheiratet. Gerade hatte sie davon geträumt. Aber wenn sie Rowan heiraten sollte, dann gäbe es in diesem Raum nicht diese unheilschwangere Atmosphäre.
»Verheiratet?« wiederholte sie, und ihre Stimme klang genauso beherrscht wie seine.
»Auf der Stelle. «
»Mit wem, wenn es mir gestattet ist, zu fragen, mein edler König?« Der Ton ihrer Stimme war unüberhörbar sarkastisch. Er verfehlte nicht seine Wirkung auf Alfred.
»Es tut mir leid, Rhiannon, dass ich dich verletzen muss, aber ich kann nicht anders. Ich habe dich mit Eric von Dubhlain verlobt. Die Hochzeit wird in zwei Wochen stattfinden.«
Sie konnte es nicht glauben. Sie hörte die Worte an sich vorbeirauschen, und dann schienen sie wie kalte Regentropfen vor ihr zu Boden zu fallen.
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, das ist nur ein dummer Scherz.«
»Nein, Rhiannon, kein Scherz. «
Ein schneidend kalter Schmerz durchfuhr sie. Er wollte sie tatsächlich dem fremden Prinzen geben. Einem Iren, einem Ausländer mit normannischem Blut. Er hatte sie wie eine Figur in einem Spiel benutzt als Wiedergutmachung für das, was geschehen war.
»Alfred, das kann nicht dein Ernst sein. Das kannst du mir nicht antun. Ich liebe Rowan, und er liebt mich. «
»Rhiannon, Liebe ist ein Luxus, den ich dir gerade jetzt nicht zugestehen kann. Rowan hat eingesehen, dass ich keine andere Wahl habe. Du musst es auch. «
Sekunden verstrichen. Sie starrte ihn verzweifelt an. Zum ersten Mal in ihrem Leben wusste sie nicht, wie sie den König von etwas abbringen konnte.
Flehen, schoss es ihr durch den Kopf. Sie war immer einer seiner Lieblinge gewesen. Sie musste ihn anflehen.
»Nein. Bitte!« flüsterte sie und warf sich ihm zu Füßen. »Alfred, auf welche Weise ich dich auch beleidigt habe, ich bitte dafür um Verzeihung! Und ich flehe um deine Gnade! Bitte … «
»Hör auf damit! Hör auf!« brüllte er sie an. »Steh auf! Du hast mich nicht beleidigt. Das hier ist keine Bestrafung. Du wirst genau das tun, was man dir sagt, denn ich habe es angeordnet. Ich habe dir keine Schmach angetan! Ich habe dich dem Sohn eines Königs gegeben und dem Enkel des Hoch Königs von ganz Irland. Du wirst mich nicht in Verlegenheit bringen, indem du gegen dieses Arrangement protestierst.« Er hob seine Hand und drehte sich von ihr weg. »Steh auf. «
Wie betäubt starrte Rhiannon ihn an. Sie konnte nicht glauben, dass er sich derartig gleichgültig von ihr abwendete.
Langsam erhob sie sich und starrte seinen Rücken an. Als sie sprach, zitterte ihre Stimme: »Ich kann nicht. Ich will nicht. Vielleicht ist dein Prinz gar nicht irisch, denn sein normannischer Knecht hat meine Stadt und meine Leute vernichtet. Diesen Mann werde ich nicht heiraten.«
Wütend fuhr er herum: »Du wirst!«
»Nein«, widersprach sie sanft aber nachdrücklich. Ihr war so kalt, dass sie sich ganz taub fühlte. Der König war nicht ärgerlich. Er wollte keine Rache, und es hatte keinen Sinn,
ihn anzuflehen. Er war wie besessen; er hatte sich entschieden und hatte seinen Befehl gegeben. Und er war der König’
»Du hast keine Wahl«, sagte er ausdruckslos zu ihr. »Wenn du dich weiterhin uneinsichtig verhältst, werde ich dich bis zum Tag deiner Hochzeit einsperren lassen müssen. «
»Mach, was du willst ich werde diesen Mann jedenfalls nicht heiraten!« fuhr sie ihn an.
»Du zwingst mich dazu, Rhiannon!«
Sie schwieg. »Allen!« rief er scharf.
»Was hast du vor?« fragte sie verzweifelt. Sie hatte ihre Beherrschung, ihre Würde nicht verlieren wollen. Aber jetzt rief er nach dem jenigen seiner Männer, den sie am wenigsten leiden konnte.. um irgendetwas mit ihr zu machen.
Ihre Beherrschung schwand. Er war doch ihr Cousin, ihr Vormund. Tränen traten ihr in die Augen und benetzten ihre Wimpern. Es kam wieder Leben in sie, ihre Würde löste sich in Luft auf, und sie rannte auf ihn zu. Voller Wut und Leidenschaft ging sie auf ihn los, schlug sie gegen seine Brust. Er packte sie bei den Armen, und ihre Hände fielen kraftlos herunter. Sie blickte in seine Augen und dachte, dass er wohl froh war über ihren Wutanfall, denn auf diese Weise kam er sich nicht gar so schäbig vor.
»Alfred, den die Engländer als den Großen ehren!« zischte sie höhnisch. »Das werde ich dir nie vergessen. Außerdem werde ich diesen Mann nicht heiraten!« versprach sie ihm.
Einen
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