02 - Die Gefangene des Wikingers
hier und jetzt ins Heu gesunken, um damit der ganzen Welt zu trotzen. Aber sie hörte ‘plötzlich Gelächter und bemerkte, dass Männer dabei waren, den Stall zu betreten, um ihre Pferde zu holen.
»Rowan!« stieß sie hervor.
»Ich werde mich nicht wegschleichen, als würden wir uns unserer Liebe schämen …«
»Du musst!« Sie schob ihn von sich weg. »Bei der Liebe Gottes, Rowan! Lass nicht dein Leben der Preis für unsere Liebe sein!« Er bewegte sich immer noch nicht. Sie sprang auf die Füße, um aus dem Stall zu flüchten. Aber als sie den verzweifelten Ausdruck in seinen Augen sah, eilte sie wieder zu ihm zurück. »Wir werden zusammen sein«, flüsterte sie, »und ich werde nicht den Eindringling heiraten, der mein Heim zerstört hat!« Dann rannte sie schnell aus dem Stall auf die Wiese hinaus.
Die Sonne stand hoch. Neugeborene Lämmer sprangen auf den Feldern herum. Ganz Wessex duftete nach Frühling. Und sie würde entkommen, schwor sie. Wenn die Iren kamen und wenn der König und sein Haushalt am meisten abgelenkt sein würden, dann würde sie fliehen.
***
Die folgende Zeit trugen Alfred und Rhiannon einen kalten und stummen Krieg aus. Rhiannon hielt still, als ihr das herrliche Hochzeitskleid angemessen wurde: eine lange Tunika aus Leinen, weiß zum Zeichen ihrer Jungfräulichkeit besetzt mit weiß-schwarzem Hermelin; das Unterhemd war aus außergewöhnlich zarter Seite, die direkt aus Persien geholt worden war. Das Mieder würde mit Edelsteinen besetzt werden, und der König hatte ihr eine Krone aus Amethyst überlassen, mit der sie ihr Haar schmücken konnte. Sie hatte ihm für dieses Geschenk nicht gedankt. Und sie hatte ihren Traum von Flucht nicht fallen gelassen.
Als es nur noch drei Tage bis zum Hochzeitstermin waren, erschien Alfred in der Tür zur Kammer der Frauen, wo die Mägde eifrig Edelsteine auf das Kleid nähten und die weichen Strümpfe strickten, die Rhiannon unter ihrem Kleid tragen sollte. Der König musterte sie, und sie erwiderte kühl seinen Blick. Ihr Herz klopfte. Sie hasste diese ganze Angelegenheit die zwischen ihnen stand.
Nachdem Alfred die Kammer betreten hatte, gab er den Frauen mit einem Handzeichen zu verstehen, dass er mit Rhiannon allein zu sein wünschte. Sie verbeugten sich und gingen. Rhiannon blieb stehen wo sie war, hochgewachsen und stolz und doch irgendwie zerbrechlich wirkend in ihrem weißen Kleid.
»Hast du wirklich alles eingesehen?« fragte er sie.
Wieder konnte sie ihm nicht ins Gesicht blicken. Sie spürte, wie ihr Blick unstet wurde und senkte die Lider. Sie machte eine unbestimmte Geste: »Du hast es befohlen. «
»Und wirst du mir gehorchen?«
»Ich habe dir immer gehorcht. «
»Das stimmt nicht. Und du verzeihst mir nicht. «
Sie hob die Augen. Sie waren voller Leidenschaft: »Nein, ich kann dir nicht verzeihen.«
Er ballte seine Fäuste und stieß einen ärgerlichen und ungeduldigen Ton aus: »Rhiannon, das war nicht einfach für mich.«
»Nun, Sire, du liebst Dreck mehr, als du Menschen liebst. «
»Ja!« erwiderte er ärgerlich. »ja, ich liebe diesen Dreck, dieses England!« Er nahm ihre Hände und zog sie zu dem Fenster, das nach Osten ging, wo sich die Hügel lieblich und fruchtbar dahinzogen, bedeckt mit gelben Narzissen und zierlichen violetten Veilchen. >ja, Lady, ich liebe dieses Land, und du hebst es auch! Dein Vater hat dafür gekämpft und ist dafür gestorben. Du kannst es zwar leugnen, aber du liebst es auch. Du hast diesen Traum mit mir geteilt - von einer Zeit voller Frieden. Aber zuerst muss ich die Dänen vertreiben, ich muss sie aus meinem Land verjagen. Bei Gott, Rhiannon!« rief er ungeduldig, »du bist in einem edlen Haus aufgewachsen und weißt sehr wohl, dass Heiraten oft eine Vertragsangelegenheit und nur selten eine Sache von Liebe sind! Du bist so erzogen worden, dass du deine Pflichten erfüllen und deinen König ehren sollst. Du musst verstehen, dass diese Verbindung ein Bündnis nach sich ziehen wird, dass hier Englands Zukunft auf dem Spiel steht. «
Sie stand ruhig da und wartete einige Sekunden, in denen sie ihn ernst betrachtete. »Und du musst verstehen«, antwortete sie schließlich, »dass das Land aus Menschen besteht. Ich habe deine Träume geteilt und ich habe meine eigenen gehabt. Und jetzt hast du, mein König, meine Träume und Hoffnungen und mein Glück ganz einfach achtlos und grausam beiseite gewischt.«
»Ich habe dir keinen alten Mann angeboten, sondern einen jungen
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