02 - Die Gefangene des Wikingers
zuflüsterten? Und sich schließlich einen oder zwei Abschiedsküsse gaben?
Ihr über alles geliebter Rowan blickte auf sie herab, liebkoste ihre Wange. Er seufzte. »Ich zögere, dabei sollten wir uns beeilen!« sagte er.
Er hatte immer noch nicht verstanden. Er dachte immer noch, dass sie gekommen war, um mit ihm zu fliehen. Traurig schüttelte sie ‘ den Kopf, und Rowan runzelte die Stirn: »wir müssen uns beeilen, meine Liebste, sonst entdecken sie unser Verschwinden. Ich würde zwar mein Leben für dich geben, aber dann könnte ich nicht mehr bei dir sein!«
»Verdammt sei der König!« fluchte sie leise.
»Liebling, unterdrücke solche Worte. Sie sind Hochverrat!«
Er küsste ihre Finger, und sie blickte voller Liebe in seine Augen, seine männlichen Gesichtszüge.
»Verdammt sei er, Rowan«, wiederholte sie, »dass wir hierhergekommen sind, ist bereits ein Verrat - auch wenn wir nur einander adieu sagen wollen. Welch größeren Kummer kann ich mit Worten anrichten?«
»Aber wir werden fliehen … «
»Nein, Rowan, hör mir zu. Wir können es nicht. «
Er brauchte einige Zeit um ihre Worte zu verstehen.
»Er würde uns fangen«, flüsterte sie verzweifelt, »er könnte dich töten!«
»Ach, mein Liebling! Ich kann es nicht ertragen, dass du zu dem anderen gehst!«
»Du musst. Ach Gott, Rowan! Ich habe immer wieder darüber nachgedacht! Ich habe keine Wahl, außer ich will der Grund für zahllose Tote sein! Ich wollte, es wäre anders! Ach, Rowan, es bricht mir das Herz, dir Kummer zu bringen!«
Und es brachte ihm Kummer, denn er blickte mit derartiger Qual auf sie hinunter, dass sie es kaum ertragen konnte.
»Ach, Rowan!« rief sie aus. »Mein Herz wird immer dir gehören, das schwöre ich! Ich liebe dich so sehr!«
»Mein Gott, und ich liebe dich!« stieß er hervor, und es lagen soviel Leidenschaft und Pein in seinen Worten-, dass sie sich plötzlich in seinen Armen wiederfand, zärtlich und leidenschaftlich umschlungen. Seine Lippen brannten heiß und inbrünstig auf ihren, sein Kuss war süß und berauschend.
Und dann… war es mehr.
Sie wusste nicht, wer wen verführte oder wie alles so schnell so weit kommen konnte. Es war der Augenblick, es war der bittere Schmerz der Liebe. Sie berührte seine Schultern, und sie waren nackt. Und seine Hände lagen auf ihrem nackten Fleisch, denn ihr Umhang und ihre Tunika waren verschwunden. Und dann flüsterte sie ihm erneut ins Ohr.
»Ich liebe dich, ich liebe dich. Ich bin einer giftigen Ratte versprochen, einem ruhlosen Wikinger, aber ich liebe dich!«
Dann wurde sie von seinem Liebesgeflüster liebkost erhitzt verführt. Sie wusste genau, was sie im Begriff waren, zu tun. Es musste einfach richtig sein. Sie liebte ihn. Und Worte voller Liebe kamen leidenschaftlich von seinen Lippen.
Doch es war nicht richtig, und sie wusste es genau. Sie war einem anderen Mann versprochen. Sie würde ihn vor Gottes Angesicht heiraten.
»Rowan!« Ihr flehentlicher Aufschrei stoppte ihn. Seine Augen trafen die ihren, und er sah die Traurigkeit und die Verzweiflung in ihnen.
Und die Leidenschaft zwischen ihnen ebbte ab. Er hielt sie nur noch ruhig und zärtlich umarmt.
Diese wenigen Augenblicke fühlte sie keine Schuld. Sie drückte sich zärtlich an ihn und hörte das Lied eines Vogels, während sie daran dachte, dass sie diese wenigen Augenblicke mit ihm allein für immer wie einen Schatz hüten würde.
Sie wusste nicht, dass sie keineswegs allein waren.
***
Eric, der Prinz von Dubhlain, stand versteinert und kalt keine vier Meter entfernt da.
Während der Nacht hatte er von Schlangen geträumt.
Böse, hinterhältige Tiere, die ihre Köpfe gegen ihn erhoben hatten, und er hatte Vengeance erhoben, um sie zu bekämpfen. Er focht mit all seiner Kraft und Stärke, aber sie waren nicht umzubringen. Emenia war an seiner Seite, und er wusste, dass sie hier gelegen hatte; er fühlte ihre sanfte Berührung, wusste, dass sich ihr Haar um ihn geschlungen hatte, dass ihre Glieder seine umwunden hatten. Er kämpfte gegen die Schlangen und tötete sie immer wieder. Aber als er nach Emenia griff, stieg ein Verzweiflungsschrei in ihm empor, ein Schrei endloser Pein erhob sich gen Himmel. Blut war auf ihr und floß aus ihr. Er nahm sie in die Arme und versuchte ihr Leben einzuhauchen, aber das Blut stieg um sie beide an wie eine Flut. Und dann wurde ihm klar, dass das keineswegs Emenia war, sondern eine andere Frau, die da in seinen Armen lag, deren Haar sich
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