02 - Die Gefangene des Wikingers
Dubhlain so bald wiederzusehen.
Hörner ertönten, die die Rückkehr der Krieger ankündigten. Mit klopfendem Herzen starrte Rhiannon eine lange Zeit, die ihr wie eine Ewigkeit vorkam, die Brüstung hinab. Dann beschloss sie hinunterzugehen und ihn mit überschwänglicher Demut zu begrüßen.
Sie schuldete ihm nichts - er hatte sie an der Nase herumgeführt -, aber sie würde ihn begrüßen.
Sie eilte die Treppen hinab und in das Haupthaus und weiter in ihr Zimmer. Sie blickte um sich, fühlte, dass sie abermals von einem seltsamen Beben übermannt wurde. Das war ihr Gemach, aber er hatte es bei seiner Ankunft für sich mit Beschlag belegt. Seine Truhen standen hier - Truhen voll mit Kleidung und Waffen und Karten und Büchern, die voller Sorgfalt von irischen Mönchen in ihren Klöstern angefertigt worden waren. Sie hatte seine Sachen durchsucht, zunächst nur zögernd, dann dreister. Sie hatte ganz ernsthaft darüber nachgedacht ob sie sich ein anderes Schlafgemach suchen sollte. Aber obwohl sie es nicht zugeben wollte, hatte sie Angst vor ihm. Oder vielleicht hatte das, was sie fühlte, nicht so sehr mit Furcht zu tun. Vielleicht hatte es damit zu tun, dass sie ihn immer besser kennenlernte. Wenn er damit einverstanden war, durfte seine Frau vielleicht woanders schlafen. Wenn er nicht damit einverstanden war, dann würde er sie packen und zurücktragen und das als sein gutes Recht betrachten.
Und sämtliche Gesetze England würden ihn darin bestärken.
Sie nahm eine Bürste und fuhr sich damit durch die Haare. Dann ließ sie sie über ihre Tunika gleiten und entschied sich, dass sie. diese anbehalten würde. Sie trug eine Tunika aus weißem Leinen mit zierlicher Stickerei am Oberteil und an den Ärmeln. Es war kein Gewand für eine feierliche Gelegenheit aber es war sehr attraktiv und unterstrich die Farbe ihres Haares.
Warum dachte sie darüber nach, was sie anhatte? fragte sie sich. Vielleicht musste sie dafür sorgen, dass ihr Kampf gegen ihn zivilisierte Formen annahm. Aber sie waren immer noch Feinde. Bis in den Tod.
Sie schritt die Treppe in die Haupthalle hinunter und ging langsam durch den Raum. Adela war am Fenster mit einer. Handarbeit beschäftigt gewesen, aber als Rhiannon eintrat, lächelte sie unsicher und stand schnell auf. »So kehrt der Riese also zurück.«
Rhiannon warf Adela einen schnellen Blick zu und schluckte eine dumme Bemerkung hinunter. »Ja, Adela, komm. Du musst ihn kennenlernen. Du brauchst keine Angst vor ihm zu haben. «
»Oh, ich habe überhaupt keine Angst vor ihm!« versicherte ihre Tante.
Adela folgte ihr durch die schweren Doppeltüren nach draußen in den Hof. Die Tore wurden gerade geöffnet. Sigurd und Mergwin waren bereits anwesend und warteten auf ihren, Lord.
Ihr Herz klopfte wie verrückt. Rhiannon ballte an beiden Seiten die Fäuste, als sie da im frühen Morgenlicht stand. Er musste die ganze Nacht durchgeritten sein, dachte sie, um so früh einzutreffen.
Die Pferde galoppierten donnernd durch die Tore. Eric ritt immer noch an der Spitze. Seinen silbernen Helm hatte er jetzt unter dem Arm, sein Wolfs-Banner wehte hinter ihm. Kaum war er im Hof angekommen, stieg er ab. Stallburschen liefen zu ihm, um ihm den Hengst abzunehmen. Gewaltig stand Eric in seiner Kettenrüstung da und lächelte Mergwin und Sigurd an. Dann wanderte sein Blick zu den Stufen, wo Rhiannon immer noch mit geballten Fäusten stand. Als seine Augen über sie glitten, bildete sie sich ein, darin große Belustigung zu sehen. Vielleicht war es auch eine Herausforderung.
Hochgewachsen stand er im Sonnenlicht und betrachtete sie mit diesen unglaublich blauen Augen. Sie fragte sich, ob er vielleicht darauf wartete, dass sie zu ihm kam, aber das würde sie nicht machen. Dann spielte es keine Rolle mehr, denn Sigurd war auf ihn zugetreten und fragte nach dem Ausgang der Schlacht. Eric schlug ihm auf die Schulter und versicherte ihm, dass sie ein voller Erfolg gewesen war. Er begrüßte Mergwin und fragte nach seiner Gesundheit, und dann schritt er auf Rhiannon zu. Sie bekam Schwierigkeiten beim Atmen.
Plötzlich erinnerte sie sich wieder daran, wie er zum ersten Mal in diese Halle getreten war; erinnerte sich an die grobe körperliche Gewalt ihres ersten Treffens und ihres ersten Kampfes.
Er stand vor ihr, den Helm immer noch unter dem Arm, durch die Rüstung noch gewaltiger und größer aussehend. Sie war sich sicher, dass in seinen Augen neben der Belustigung auch eine Herausforderung lag.
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