02 - Die Gefangene des Wikingers
»Mylady, mein Weib, wie freue ich mich, dass Ihr so erpicht darauf seid, mich gleich zu begrüßen.«
Sie war ganz gewiss nicht darauf erpicht ihn zu begrüßen, und das wusste er auch ganz genau. Trotzdem lächelte sie und hatte dabei das Gefühl, als würde ihr Gesicht zerspringen. Ach wollte Euch nach dem König fragen, Eric von Dubhlain.«
»Dem König geht es gut. Wollt Ihr Euch nicht auch nach meiner Gesundheit erkundigen?«
»Ich bin nicht blind, Mylord. Ich kann sehr gut sehen, dass Eure Gesundheit exzellent ist, oder etwa nicht?«
»Überwiegend exzellent. Ich habe noch mit einer Narbe an meinem Oberschenkel zu tun, die von einer früheren Pfeilwunde herrührt, aber aus diesem Kampf komme ich unverletzt. Ich bin davon überzeugt, dass Ihr ganz begeistert seid, das zu hören.«
Ihr Lächeln war wie eingefroren: »Sehr begeistert. «
Er lehnte sich nach vorne, nahm ihre Hand und flüsterte ihr ins Ohr: »Was seid Ihr nur für eine Lügnerin, Mylady. Ihr habt Euch aus ganzem Herzen gewünscht, dass ich hier mit heraushängenden Eingeweiden und zerfetztem Körper auftauchen möge.«
»Nein, Mylord, ich habe aus ganzem Herzen gehofft, dass Ihr überhaupt nicht mehr zurückkehren würdet«, antwortete sie ihm süß. Sie hob die Stimme. »Ihr müsst sehr müde sein von Eurem langen Ritt.«
»Ich bin überhaupt nicht müde«, erwiderte er. »Ich bin wie der Teufel geritten, denn auf mich wartet ja das Versprechen… eines Heimes. «
Sie drehte sich um, um ins Haus zu gehen und um die Komödie, die sie vor den anderen spielen mussten, zu beenden. Aber natürlich wäre das nicht das Ende. Rollo würde mit ihnen kommen und vielleicht auch ein paar seiner anderen Hauptmänner, und man musste ihnen Ale servieren und irgendein Gericht, das auf die Schnelle zubereitet werden konnte. Sie würde sich darum kümmern. Und dann würde sie sich darum kümmern, dass sie ihm für den Rest des Tages nicht mehr unter die Augen kam.
Sie fiel fast über Adela. Eric sah die Frau offensichtlich zum ersten Mal, denn er runzelte die Stirn und hielt Rhiannon zurück. »Und wer ist das?«
»Adela, Mylord! Eine Dienerin Eurer Frau. «
»Meine Tante«, korrigierte Rhiannon sie und warf Adela einen finsteren Blick zu.
Adela knickste nett und graziös, und in ihren Augen tanzte der Schalk. »Ich bin sehr erfreut darüber, dass Ihr sicher und gesund heimgekehrt seid.«
Eric lächelte und fing dann zu lachen an. »Adela, was? Kommt und trinkt mit uns. Ich bin sicher, dass mein Weib ganz erpicht darauf ist auf Alfreds jüngsten Sieg zu trinken. «
Rhiannon gab keine Antwort. jedes Wort schien zweierlei Bedeutung zu haben. Es machte ihm ungeheuren Spaß, sie zu verspotten. Aber niemals würde sie sein unglückliches Opfer sein, schwor sie sich, niemals würde sie sich ergeben. Sollte er jetzt ruhig seinen Spaß haben; wer zuletzt lachte, lachte am besten.
Rollo trat hinter ihrem Ehemann vor und begrüßte sie mit einem Kuß auf die Hand. Immer mehr Menschen füllten die Halle.
Als sie in der Menge der Krieger ein sehr vertrautes Gesicht erblickte, schien Rhiannons Herz wild zu flattern und anschließend stehenzubleiben.
Rowans Gesicht. Ihr ehemaliger Verlobter war ihrem Ehemann in die Halle gefolgt, die einstmals ihm gehören sollte.
Sie fühlte, wie ihr das Blut aus dem Gesicht wich und noch mehr. Sie fühlte, dass die Augen ihres Gatten fest auf ihr ruhten, sogar als er auf etwas antwortete, das Adela zu ihm gesagt hatte.
Rowan.
Er lachte gerade über den Scherz eines Kumpans, als sein Blick auf sie fiel. Das Lachen verschwand sofort aus seinen Augen. Ernst nickte er zur Begrüßung mit dem Kopf, dann drehte er sich weg.
Eine schwere, behandschuhte Hand fiel auf ihren Arm und drehte sie um. Sie hob ihr blasses, durchscheinendes Gesicht und starrte in die brennenden blauen Augen ihres Ehemannes.
»ja, Weib«, sagte er ruhig zu ihr, »der junge Rowan ist bei mir. Lebendig und gesund, wenn Ihr so gütig wärt, das zu bemerken.«
Nachdrücklich befreite sie ihren Arm aus seinem Griff. Er ließ sie los’ »Warum ist er hier?« fragte sie. »Welche neue Grausamkeit soll das sein?«
»Keine Grausamkeit, Madame. Er hat sich dazu entschieden, mir zu dienen. «
»Ich glaube Euch kein Wort!«
»Liegt der Mann in Ketten? Nein, mein liebes Weib, er marschiert ganz frei herum. Ich hatte zufällig die Gelegenheit sein Leben etlichen Dänen zu entreißen, und jetzt ist er, glaube ich, dankbar dafür. «
»Ihr habt sein Leben
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