02 - Die Gefangene des Wikingers
gesehen hatte, wie freundlich und respektvoll sie von den zurückgelassenen Wikingern behandelt wurde, hatte sie es gewagt in, das Haupthaus zu kommen. Als Rhiannon sie sah, hatte sie gelacht und geweint und sie umarmt, und jetzt hatte Adela wieder ihr altes Zimmer.
»Peter und seine Familie waren sehr nett zu mir und haben damit, dass sie mich versteckt haben, ein großes Risiko auf sich genommen!« erzählte Adela, die froh war, nach einem Bad und einer Ruhepause auf ihrem großen Bett wieder ihre eigenen Kleider anziehen zu können. »Aber das Haus war schon sehr unbequem, ich musste auf einem Strohballen auf dem Boden schlafen. Ich kann dir sagen, mein Hintern tut mir ganz schön weh! Aber was erzähle ich da! Wie geht es denn dir, meine Liebe?«
Die Frage wurde so mitfühlend gestellt, dass Rhiannon sich die Antwort gut überlegte.
»Mir geht es gut. Ich -. ich bin von hier aus zu Alfred geflohen, und dann, und dann kam Alfred hierher. «
»Ich dachte doch, dass das der König war!« unterbrach sie Adela. »Aber ich wagte es nicht herauszukommen, weil ich mir nicht sicher war. Dieser blonde Riese hatte zwar sofort seinen Leuten verboten, die Leute zu drangsalieren, aber ich wusste ja nicht, was man mit einer Verwandten der Lady des Hauses machen würde! Aber jetzt erzähl weiter. Wie hast du es geschafft, wieder heimzukommen?«
»Ich habe den blonden Riesen geheiratet«, teilte Rhiannon ihr ausdruckslos mit.
»Oh!« meinte Adela überrascht. »Tja, natürlich. Aber was ist mit Rowan?«
»Nun«, meinte Rhiannon und versuchte zu lächeln, versuchte verzweifelt bei ihrer Antwort etwas Humor zu zeigen, »ich glaube, dass damit meine Heirat mit Rowan erledigt ist.«
»Ach, mein liebes Kind!« rief Adela mitleidig aus und blickte mit ihren sanften blauen Augen das Mädchen zärtlich an. Dann schaffte sie es, strahlend zu lächeln. »Aber der Wikinger ist ein wirklich herrlicher Mann! Du hättest seine volltönende Stimme hören sollen, wenn er Befehle gab. «
»Ich habe seine volltönende Stimme Befehle geben hören, danke.«
»Ein feuriger Kämpfer, ja, aber ein Mann voller Gnade!«
»Gnade!« rief Rhiannon aus.
Adela nickte ernst. »Nachdem die Schlacht. vorüber war” hat er es nicht erlaubt, dass irgend jemand Leid geschah. Ach meine liebe Rhiannon! Leidest du denn gar so sehr?«
»Natürlich nicht«, log Rhiannon. »Der König hat verlangt, dass ich heirate, und ich habe es getan. Das hier ist mein Land, und das sind meine Leute, ganz egal, was der Wikinger denkt. Ich werde auf das, was mir gehört, nicht verzichten. Die meisten Ehen werden aus Berechnung geschlossen. Ich sollte also zufrieden sein. Aber jetzt erzähl mir mehr. Peter und seiner Familie geht es also gut. Das freut mich sehr.« Sie umarmte abermals ihre Tante. »Und ich bin so dankbar, dich umarmen zu dürfen, nachdem er arme Egmund und so viele andere tot sind. «
Egmund hatte ein angemessenes, christliches Begräbnis bekommen, genauso wie die anderen, das konnte Adela ihr versichern. »Unter der großen Eiche am Osttor . Wir können dort hingehen und für ihre Seelen beten, wenn du das gerne möchtest, meine Liebe. «
Rhiannon hatte bereits für Egmund und die anderen gebetet. Sie hatte die Pächter und die Diener besucht und ihr Bedauern über ihre Verluste ausgedrückt, und sie hatte versprochen, ihnen beim Wiederaufbau zu helfen. Dann hatte sie einen Feiertag ausgerufen, einen Tag, an dem die Leute nicht arbeiten mussten. In dieser Nacht hatte sie Fleisch braten lassen, und für alle Ale aus dem Haupthaus spendiert. Keiner der anwesenden Wikinger hatte sich angeschickt, ihre Mildtätigkeit zu bremsen. Nicht einmal der große Rotschopf mit den breiten Schultern, der die Aufsicht zu haben schien und den sie Sigurd nannten. Wenn es ihm nicht recht gewesen sein sollte, dass sie die Speisekammer seines Herrn ausräumte, hatte er jedenfalls kein Wort darüber verloren. Er sprach Überhaupt nur selten, wenn er mit ihr und Mergwin und Adela morgens oder abends beim Essen am Tisch saß.
Aber trotzdem war ihr immer bewusst, dass er anwesend war. Dass er sie beobachtete.
In der Morgendämmerung stand sie auf der Brüstung ihres Hauses und blickte über ihre kleine, von Mauern umgebene Stadt. Rhiannon konnte sehen, dass das Leben für die Diener und Pächter und Bauern praktisch genauso weiterlief wie vorher. Die Männer arbeiteten auf den Feldern. Es war Frühling, und im Moment war für jeden Mann das Säen das wichtigste. Um leben zu
Weitere Kostenlose Bücher