02 - Die Nacht der D?monen
damit sie sich nicht wehrte.
Keine Sorge, hörte sie Aubreys Stimme in ihrem Kopf. Es wird nicht wehtun.
Sie spürte einen scharfen Stich, als seine Zähne ihre Haut durchbohrten, aber der Schmerz ließ fast sofort wieder nach. Die Mischung aus narkotisierendem Vampirspeichel und seiner flüsternden Stimme in ihrem Kopf betäubte den Schmerz vollkommen. Caryns Beine gaben unter dem Druck von Aubreys Geist nach und sie fühlte seinen Arm um ihre Taille, als er sie aufrecht hielt.
Du schmeckst gut, sagte er abwesend.
Ich weiß nicht, ob ich das als Kompliment oder als Drohung verstehen soll, sinnierte sie. Ihre Angst war verschwunden und ihre Gedanken verloren jeden Zusammenhang, als sie mehr und mehr Blut verlor und sein Geist den Griff um ihren verstärkte.
Caryn versuchte sich zu konzentrieren. Sie war so viel Disziplin gelehrt worden ... warum konnte sie nun nicht vernünftig denken?
Sie war auf Schmerz vorbereitet gewesen, aber es gab keinen. Sie fühlte sich unglaublich entspannt, als würde sie schweben ... Sie träumte ... oder nicht? Spielte es überhaupt eine Rolle?
Dann stellte sie sich vor, dass sie an einem Strand in der Sonne lag oder vielleicht auf einem Berggipfel bei Vollmond meditierte. Sie war entspannt, friedvoll, ruhig, froh zu vergessen...
Was zu vergessen?
Caryn versuchte wieder, sich zu konzentrieren, aber es war fast unmöglich. Aubreys Geist zerrte an ihrem, betäubte und beruhigte ihn. Mit enormer Anstrengung entzog sie sich ihrer Trance. Die Gefahr war viel zu groß, als dass sie sich erlauben konnte zu vergessen, was passierte.
Sein Geist hielt sie immer noch in seinem Bann und es wurde immer schwieriger, sich nicht wieder der verführerischen Leere hinzugeben. Aber wenn sie dem nachgab, würde sie je wieder daraus erwachen? Er würde sie wahrscheinlich töten.
Wäre es dir lieber, wenn es wehtun würde?
Caryn hatte die unbestimmte Vorstellung, dass Aubrey sich über sie lustig machte, aber sie konnte nichts dagegen tun.
Schließlich, nach Stunden, wie es ihr schien, zog Aubrey sich zurück. Die junge Hexe war sich plötzlich wieder ihres Körpers bewusst, als sie zusammenbrach.
Sie war benommen und schwach, und ihr Puls raste, als ihr Herz versuchte, das verdünnte Blut durch die Adern zu pumpen. Obwohl sie noch wie durch eine Nebelwand sah, bemerkte sie, wie Aubrey zögerte – als ob er überlegte, ob er sie wirklich gehen lassen sollte.
Dann verschwand er.
Sie ließ einen Moment den Kopf hängen, um ihre Gedanken zu entwirren, dann überquerte sie vorsichtig die Lichtung, um nach Shannon zu sehen. Mit etwas Glück würde das Mädchen einfach annehmen, dass es zu viel getrunken hatte. Shannon würde nie erfahren, dass sie beinahe gestorben wäre.
Bei diesem Gedanken legte Caryn eine Hand über ihr Herz und fühlte das hastige Schlagen. Im Gegensatz zu Shannon war sie sich sehr bewusst, wie nah sie heute Nacht dem Tod gewesen war.
13
JESSICA HATTE DEN GANZEN ABEND geschrieben, aber gegen Mitternacht ließ ihre kreative Phase nach. Sie war rastlos und wusste, dass sie in absehbarer Zeit nicht einschlafen konnte. Die beste Methode, etwas von der in ihr brennenden Energie loszuwerden, schien ein Spaziergang zu sein.
Der runde Mond erhellte den Pfad durch den Red-Rock-Wald und so fand sie bald ihren Lieblingsplatz: eine große Eiche, etwa einen halben Kilometer in den Wald hinein. Sie zog sich auf einen der großen Äste hoch und entspannte sich. Irgendwie beruhigte die Nacht sie immer.
Nach einer Weile war sie unter dem weiten Blätterdach eingeschlafen.
Jazlyns Herz, das nicht an diese Aufgabe gewöhnt war, arbeitete schwer. Ihre Lungen brannten von der ständigen Anstrengung zu atmen. Schließlich hüllte die Bewusstlosigkeit sie ein.
Statt in den totenähnlichen Schlaf zu verfallen, an den sie sich gewöhnt hatte, träumte sie von der Welt, die sie nun zu verlassen versuchte. Sie träumte, dass sie um Mitternacht durch die Straßen einer Stadt rannte und ihr entsetztes Opfer verfolgte. Sie träumte, dass sie in der Gestalt eines Adlers über dem nächtlichen Tal schwebte. Sie träumte, dass sie auf einem Friedhof auf das Grab ihres früheren Mannes zulief.
Jazlyn erwachte keuchend. Es dauerte einen Moment, bis sie wusste, wo sie war, und das war ihr seit einer Ewigkeit nicht mehr passiert. Ihre Fähigkeit, sofort hellwach zu sein, hatte sie schon häufig vor dem
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