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02 - Die Nacht der D?monen

02 - Die Nacht der D?monen

Titel: 02 - Die Nacht der D?monen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Atwater-Rhodes
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dann hatten sie es lange geübt und gut geplant.
      Da gibt es kein »wenn«, schalt sie sich. Es gibt keine Vampire!
     
      Jessica hatte für diese Art von Intrigen nichts übrig, schon gar nicht, wenn sie von kindischen Idioten wie Caryn inszeniert wurden. Sie fragte sich, ob Caryn überhaupt klar war, wie wenig Humor Jessica besaß, besonders wenn es um ihre Bücher ging.
      Frustriert öffnete sie den Brief, den Caryn ihr gegeben hatte, und überflog ihn rasch.
      Dann las sie ihn noch einmal, langsamer diesmal, und schließlich noch ein drittes Mal.
     
   Jessica,
     
      mir ist klar, wie verwirrt du jetzt sein musst. Ich weiß nicht, wie ich dir erklären soll, dass alles, was du jetzt gerade denkst, die Wahrheit ist. Ich kann mir nicht vorstellen, wie du mit dieser Welt in Kontakt gekommen bist; ich weiß nur, dass das, was du schreibst, gefährlich für dich ist.
     
      Wenn du es mir erlaubst, werde ich versuchen, dir zu helfen, aber ich kann nichts tun, wenn du mich nicht darum bittest. Ich bin keine Kämpferin, aber ich kenne welche. Wenn du mich lässt, werde ich sie um Hilfe bitten.
     
      Halte dich von Aubrey fern. Ebenso von seinen Artgenossen. Hör auf, Bücher über sie zu schreiben. Vielleicht halten sie es dann nicht für nötig, dich zu vernichten. Du weißt sehr gut, wie gefährlich sie sind. Bitte sei vorsichtig.
     
      Gott sei mit dir, Caryn Smoke Tochter von Macht   
 
      Ich habe jetzt mit meinem richtigen Namen unterschrieben. Ich will dich nicht belügen wie all die anderen.
     
»Was geht hier bloß vor?«, fragte Jessica die schwarzen Wände. Sie blieben stumm  sie sagten nur sehr selten etwas, obwohl sie manchmal eine Ausnahme machten, wenn das Mädchen todmüde war. Jeder, der Ash Nights erstes Buch gelesen hatte, wusste, wer Aubrey war – wie er aussah, wo er herkam, wie er redete, wie er dachte. Die beiden Manuskripte, die vom Verlag angenommen worden waren, enthüllten nicht nur die dunklen Seiten von Aubreys Gegenwart, sondern auch die seiner Vergangenheit, und sie waren ziemlich tief in die Vampirwelt vorgedrungen, um deren Bräuche und Politik darzustellen. Doch nicht ein einziges Mal war in diesen Büchern die Blutlinie der Familie Smoke mit ihrer unsterblichen Mutter – Macht – genannt worden, die Caryn so beiläufig in ihrem Brief erwähnte. Ohne sich dessen wirklich bewusst zu sein, griff Jessica nach einem der Manuskripte, das inzwischen seit Monaten auf dem Regal herumlag. Obwohl sie den Roman nicht mehr gelesen hatte, seit sie ihn beendet hatte, erinnerte sie sich noch gut an die darin vorkommenden Figuren. Die Geschichte spielte vor vielen Jahren; die erwähnten Hexen mussten Caryns entfernte Verwandte sein. Jessica wusste durch ihre Vampircharaktere alles über die Smoke-Linie. Aber nur sie hätte das wissen sollen, denn außer ihr hatte niemand das Manuskript je gelesen. Die dünne Staubschicht auf der Schutzhülle war der Beweis dafür, dass es auch in der letzten Zeit niemand in die Hand genommen hatte. Es war völlig ausgeschlossen, dass Caryn es hätte lesen können. Die Worte des Mädchens hallten in Jessicas Gedanken wider: Was, wenn es alles wahr wäre? Wenn Ash Nights Vampire wirklich existierten? Und erst vor kurzem: Ich wollte dich fragen, ob du weißt, dass sie wahr sind. Obwohl Jessica sich nicht allzu sehr in die Welt der Smoke-Hexen vertieft hatte einfach deshalb, weil sie für ihre Vampire nur mäßig interessant waren –, kannte sie doch die grundlegenden Prinzipien. Wenn eine Smoke-Hexe erfuhr, dass jemand in Gefahr war, dann war es die Pflicht der Hexe, diese Person zu beschützen. Wenn das stimmte, war Jessica ganz sicher in Gefahr. Wenn ihre Ideen wahr wären ... Wenn Aubrey existierte und Jessica ihm begegnet war, wieso lebte sie dann noch? Er hatte keine Skrupel, jemanden zu töten, und sie hatte die ganze Welt an jedem schwachen Moment seiner Vergangenheit teilhaben lassen. Und trotzdem wenn sie im Geiste ihre Unterhaltungen noch einmal durchging, erinnerte sie sich an keinen Moment der Gefahr. Er schien eher mit ihr zu flirten, als sie zu jagen. Sie musste wissen, ob es die Wahrheit war. Sie kannte diese Figuren besser, als sie Anne kannte. Seit Jahren beherrschten sie ihr Leben und ihre Gedanken. Wenn es auch nur die kleinste Chance gab, dass sie existierten, musste sie es wissen. Sie brauchte einen Beweis, und um den zu bekommen, musste sie sich mit eigenen Augen davon überzeugen.  

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    IN JESSICAS

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