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02 - Die Nacht der D?monen

02 - Die Nacht der D?monen

Titel: 02 - Die Nacht der D?monen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Atwater-Rhodes
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könnte einfach verschwinden, so wie Chaos vor dreihundert Jahren verschwunden war.
      Aber so verlockend die Welt von Ash Night auch sein mochte, Jessica wusste, dass ein Mensch in Neuchaos als minderwertiges Wesen betrachtet wurde. Im Vergleich zu den Vampiren waren Menschen schwache, dumme Kinder. Jessicas Stolz würde nicht zulassen, dass sie sich den Charakteren unterordnete, deren Schwächen sie in ihren Büchern bis zum letzten Detail beschrieben hatte.
      Aber es war auch völlig ausgeschlossen, dass sie einfach umkehrte und ignorierte, was sie wusste. Stattdessen verspürte sie den irrationalen Wusch – nein, das unbezähmbare Verlangen –, die Kreaturen ihrer Romane mit eigenen Augen zu   sehen.
      Wie im Nebel verfolgte sie ihren Weg ins Herz der Stadt, wo sie nicht zögerte, als sie die Tür aufstieß und das Chaos betrat, das den Namen Las Noches trug.
      Jessica konnte nicht sagen, ob sich der Raum drehte oder doch nur ihr Kopf. Ihr Spiegelbild war von den zerbrochenen Spiegeln bis zur Unkenntlichkeit verzerrt und die schwarzen Möbel schienen sich in dem tanzenden Licht zu bewegen.
      Als sie in der Tür stand, wurde sie von einem so starken Gefühl des Erkennens getroffen, dass sie unwillkürlich einen Schritt zurücktrat. Sie kannte fast jeden im Raum.
      Eine schlanke, dunkelhäutige Frau lehnte an der Bar. Sie hob das Kristallglas, das sie gerade in der Hand hielt, und nahm einen Schluck von einer breiigen Flüssigkeit, von der Jessica gar nicht wissen wollte, was es war. Sie erkannte allerdings die Vampirin: Es war Fala.
      Fala sah auf und bedachte die Schriftstellerin sofort mit einem abschätzigen Blick aus ihren pechschwarzen Augen.
      Willkommen in meiner Welt. Falas eisige Stimme hallte in Jessicas Gedanken wider und jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Oder ist es deine Welt?
     
      Jessica wusste, dass sie einem Test unterzogen wurde, aber sie schüttelte nur den Kopf. Es ist nicht meine, dachte sie als Antwort und wusste, dass Fala sie hörte.
      Verdammt richtig. Die uralte Vampirin hob ihr Glas, als wolle sie Jessica zuprosten. Auf das Wissen. Und den Schmerz.    Jessica verstand die Drohung. Sie drehte sich um und verließ rasch die Bar. Sie hatte nicht vor, sich in irgendeine Auseinandersetzung – welcher Art auch immer – mit Fala verwickeln zu lassen.
      Vor dem Las Noches blieb sie stehen und lehnte sich gegen die kühle Mauer, damit das Schwindelgefühl nachließ. Aber nach etwa einer Minute zwang sie sich weiterzugehen. Obwohl es den Vampiren nicht erlaubt war, innerhalb der Grenzen von Neuchaos Menschen zu töten, war sich Jessica nicht sicher, ob es jemanden stören würde, wenn Fala bei Ash Night eine Ausnahme machte.
   

 18
 
     
 
    JESSICA HATTE NEUCHAOS kaum verlassen – sie befand sich immer noch in dem Wald, durch den der einzige Pfad zurück zur Menschenwelt führte –, als sie hinter sich die Blätter rascheln hörte.
      Sie fuhr zu der möglichen Bedrohung herum und stieß ein ersticktes Keuchen aus, als sie Aubrey erkannte.
      Er gab sich nicht die geringste Mühe, wie der menschliche Alex Remington zu wirken. Den goldenen Anhänger hatte er durch ein nietenbesetztes Hundehalsband ersetzt, außerdem trug er ein enges, schwarzes T-Shirt, das die vielen Tätowierungen auf seinen Armen entblößte: Fenris auf dem rechten Handgelenk und Echidna, die griechische Mutter aller Monster, auf dem linken Oberarm. Die nordische Midgardschlange ringelte sich um sein linkes Handgelenk und seit kurzem trug er noch ein weiteres Tattoo: Zerberus, den dreiköpfigen Hund, der die Tore zum Hades bewacht. Die Midgardschlange wurde zum Teil von einer Scheide aus schwarzem Leder verdeckt, die das silberne Messer hielt, das Aubrey vor ein paar tausend Jahren einem Vampirjäger abgenommen hatte.
      Seine Haare waren ziemlich zerzaust, als wäre er gerannt, und ein paar Strähnen fielen ihm ins Gesicht.
      Als sie ihn jetzt betrachtete, konnte Jessica kaum glauben, dass sie ihn je für menschlich gehalten hatte. Aber die Kunst der Illusion war Aubreys Spezialität.
      Und es war einfach, Leute zu täuschen, die nichts anderes erwarteten.
      Im Moment erschien Aubrey ihr als genau das, was er auch war: überwältigend, boshaft und absolut tödlich. Sie konnte die Aura von Macht spüren, die ihn umgab eine greifbare Empfindung, die wie eine kühle Luftblase in der stillen Nacht hing. Hier, außerhalb der Grenzen der sonnendurchfluteten Welt, entsprach

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