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02 - Die Nacht der D?monen

02 - Die Nacht der D?monen

Titel: 02 - Die Nacht der D?monen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Atwater-Rhodes
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ROMANEN war Neuchaos der Stützpunkt der Vampirmacht in den Vereinigten Staaten. In der Stadt, die vor der menschlichen Welt verborgen war, lebte die herrschende Klasse der Vampire – die Silver-Blutlinie, der auch Aubrey angehörte. Deren Anwesenheit hatte den Ort mit einer Dunkelheit umgeben, von der Jessica wusste, dass sie sie erkennen würde, wenn sie erst dort war.
      Sie durchsuchte ihre Manuskripte und fand mehrere Hinweise auf die Lage von Neuchaos, Ramsas heimlicher Nachbarstadt. Sie hatte immer geglaubt, dass sie Neuchaos in der Nähe von Ramsa angesiedelt hatte, weil sie sich hier so gut auskannte, aber vielleicht war stattdessen irgendein Trick der Vampirwelt dafür verantwortlich, dass sie sich hier niedergelassen hatte.
      Ihr fiel eines ihrer Manuskripte ins Auge, das bisher noch ohne Titel war. Die Geschichte handelte von Kaei, der überwiegend menschlichen Kellnerin des Vampirnachtclubs Las Noches. Kaei war in der ursprünglichen Stadt Chaos geboren und aufgewachsen, und sie war für das Feuer verantwortlich gewesen, das vor dreihundert Jahren die Stadt beinahe dem Erdboden gleichgemacht hätte. Zur Strafe war sie seitdem über ihr Blut an Jager gefesselt. Kaei war keine Vampirin, aber sie würde nicht altern, solange Jager lebte.
      Nach diesem Vorfall hatten die Hexen größtenteils angenommen, Chaos sei für immer zerstört. Als Neuchaos entstand, wurden die sterblichen Machthexen und die unsterblichen Tristes nicht informiert. Die Vampir Jäger hatten von Neuchaos nichts gewusst.
      Bis Tiger, Tiger die Existenz der Stadt enthüllt hatte. Jessica grübelte still über diese letzte Erkenntnis nach, als sie die dunkle Straße hinunterging. Vielleicht lag die Stadt an deren Ende, vielleicht aber auch nicht.
      Die Strecke war länger, als ihr lieb war, aber nicht unerträglich lang. Jessica lief etwa vier Kilometer, bevor sie einen schmalen, namenlosen Pfad bemerkte, der von der Straße abzweigte. Normalerweise hätte sie dem Pfad nach all den identischen Häuserzufahrten, an denen sie bisher vorbeigekommen war, keinen zweiten Blick gegönnt, aber heute Nacht entdeckte sie das Zeichen, nach dem sie gesucht hatte: einen Rosenstrauch, der den Stamm einer Eiche emporrankte.
      Eine letzte Blüte befand sich noch an dem Strauch, und als sie näher trat, sah Jessica, dass die Blüte schwarz war. Mehr als fünfhundert Jahre lang hatten die Vampire eine schwarze Rose als Symbol benutzt.
      Sie kniete sich einen Moment auf den Boden und berührte die seidigen Blütenblätter der Rose mit den Fingerspitzen, während sie versuchte, ihren Atem zu beruhigen. Sie brauchte die Stadt jetzt nicht mehr zu sehen, um sich davon zu überzeugen, dass alles wahr war; ihr Verstand mochte zwar immer noch protestieren, aber sie glaubte es trotzdem. Nun gab es einen anderen, zwingenderen Grund, dem Pfad zu folgen. Er würde sie nach Hause führen. Sie hatte Neuchaos durch Dutzende ihrer Romanfiguren gesehen, aber niemals mit ihren eigenen Augen. Und doch hatte sie, während sie weiterging, das bizarre Gefühl, endlich nach Hause zu kommen.
      Der Pfad schien sich endlos zu erstrecken. Die Mutprobe, ihm zu folgen, hätten die meisten Menschen sicher nicht bestanden. Die Dunkelheit war erdrückend, der Wald unnatürlich still. Die Abgeschiedenheit lastete wie ein greifbares Gewicht auf ihr. Und doch begrüßte sie die Nacht und die Einsamkeit wie alte Freunde.
      Der Wald lichtete sich so allmählich, dass Jessica die Veränderung kaum bemerkte, bis sie das erste Gebäude von Neuchaos entdeckte. Es war Nyeusiden, was »Schattengrube« bedeutete. Jessica kannte den Namen gut.
      Sie lehnte sich gegen die Hauswand, weil ihre Beine plötzlich nachgaben, als die Wahrheit sie mit voller Wucht in den Bauch trat.
      Sie war fast betäubt von dem Schock, aber nicht vom Leugnen. Sie glaubte; sie hatte keine andere Wahl, als zu glauben.
      Die schwarze Rose war seit mehr als fünfhundert Jahren das Symbol der Vampire; das allein war einschüchternd. Aber fünfhundert Jahre waren nicht mehr als ein Augenzwinkern für einige von Ash Nights Charakteren und einen Moment lang spürte Jessica das Gewicht von all den vielen Leben, mit denen sie in ihren Büchern gespielt hatte. Tausende von Jahren Liebe und Hass, Schmerz und Freude hatten sich irgendwie in Jessicas menschlichem Unterbewusstsein überlagert.
      Einen Augenblick lang fragte sie sich, ob sie hier bleiben sollte, statt in ihre sterbliche Welt zurückzukehren. Sie

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