02 - Die Nacht der D?monen
Krankenhausbett, während sie im Wartezimmer weinte.
Ihre Eltern waren beide vor mehreren Jahren gestorben und sie hatte nur sehr wenige Freunde. Es gab also niemanden, bei dem sie sich hätte ausweinen können. Einzig der unsterbliche Siete war für sie da.
Sie sagte immer noch nein. Unsterblichkeit war nicht das, was sie wollte. Unsterblichkeit ohne Carl war sinnlos. Sie wollte nur allein sein und Zeit zum Trauern haben. Aber selbst das war ihr nicht vergönnt...
Ein Klopfen an der Tür riss Jessica aus dem Schlaf.
Sie hob den Kopf von der Schreibtischplatte und rieb sich die Augen, als sie hörte, wie Anne ihren Namen rief. Nach der Uhr in ihrem Computer war es jetzt kurz nach zehn am Morgen.
Fünf Stunden Schlaf an ihrem Schreibtisch hatten Jessica einen steifen Nacken beschert. Sie stand auf und streckte sich, dann fuhr sie den Computer herunter und öffnete die Tür.
Anne, die ihr bestes Kleid trug, hatte gerade noch einmal klopfen wollen.
»Bist du zu früh dran oder geht meine Uhr falsch?«, fragte Jessica verwirrt, weil Anne für die Kirche zurechtgemacht war, obwohl sie erst in einer Stunde losgehen musste.
»Ich habe Hasana Rashida gesagt, dass ich mich vor der Messe auf einen Kaffee mit ihr treffe«, erklärte Anne. »Hasana ist die Mutter von deiner Freundin Caryn. Hast du sie schon kennen gelernt?«
Jessica nickte kurz und schaffte es, nichts hinzuzufügen, was Anne vielleicht beleidigen könnte.
»Caryn wird auch da sein, wenn du also mitkommen willst...«, fügte Anne hoffnungsvoll hinzu. Sie sprach diese Einladung jede Woche aus, obwohl Jessica sie immer wieder ausschlug.
Ein Teil des Traumes nagte noch an ihr: Monica Smoke. Wenn jemand etwas über Jazlyn wusste, dann Monicas Verwandte.
Allerdings hatte sie nicht die geringste Lust auf Smalltalk mit Caryn und Hasana, deshalb lehnte sie das Angebot ab und beschloss stattdessen, mit einer von beiden vor der Kirche zu reden. Sie duschte und zog sich langsam an, während Anne ihre Sachen zusammensuchte und das Haus verließ.
Jessica ging zu Fuß und erreichte die Kirche etwa eine Viertelstunde vor Beginn der Messe. Sie wartete an der Ecke des Gebäudes, als Hasana, Caryn und Anne lachend näher kamen. Sie vermied es, ihre Aufmerksamkeit zu erregen, und ihr war insgeheim bewusst, dass sie sich beinahe wie eine ihrer Romanfiguren verhielt, die ein Opfer verfolgten.
Als Hasana und Anne sich unmittelbar vor dem Eingang zur Kirche in der Menge verloren, packte Jessica Caryn am Arm.
»Caryn, ich muss mit dir reden«, sagte sie halblaut.
Das Mädchen zuckte leicht zusammen, schien sich aber zu entspannen, als es bemerkte, wer nach ihm gegriffen hatte. Die beiden schlüpften durch die Menge zu einer weniger belebten Ecke auf dem Kirchenfriedhof.
»Und zwar über was?«, fragte Caryn.
Aber bevor Jessica antworten konnte, sog die junge Hexe keuchend die Luft ein. Ihr Gesichtsausdruck erstarrte in einer Maske des Entsetzens, während sie auf die Seitenwand der Kirche deutete.
Es dauerte einen Moment, bis Jessica begriff, was Caryn sah. In derselben Sekunde, als es ihr klar wurde, rannte sie über den Friedhof – auf Anne und den Vampir zu, der sie festhielt.
Jessica kannte den Vampir nicht, was sie als gutes Zeichen nahm; Wenn sie nicht über ihn geschrieben hatte, war er vermutlich nicht sonderlich stark. Sie verließ sich auf diese Tatsache.
Zunächst zerrte sie den Vampir von Anne weg und rammte ihm die Faust gegen das Kinn, bevor er Zeit hatte zu begreifen, was eigentlich passierte. Anne stolperte rückwärts gegen die Wand, und Caryn und Hasana hasteten von entgegengesetzten Enden des Friedhofs auf sie zu. Die restlichen Messegänger, die eindeutig unter der geistigen Kontrolle des Vampirs standen, unterhielten sich weiter, während sie sich fröhlich auf den Weg ins Innere der Kirche machten.
Bevor Jessica eine Chance hatte, nach Anne zu sehen, drehte sich der Vampir zu ihr um und versetzte ihr einen derart harten Schlag, dass sie sich auf dem Boden wiederfand und sich alles um sie herum drehte.
Der Vampir blickte nervös von den Hexen und Anne zu der Gruppe von Leuten, die vor dem Kirchenportal standen, und Jessica konnte seine Gedanken beinahe lesen. Wenn Caryn und Hasana sich einmischten, verlöre er die Kontrolle über die Menge und diese ganze Begegnung würde noch viel unerfreulicher.
Dann wandte er sich wieder Jessica zu und starrte sie
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