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02 - Die ungleichen Schwestern

02 - Die ungleichen Schwestern

Titel: 02 - Die ungleichen Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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von London.«
    In
seinen Augen blitzte es belustigt auf, als er sie anschaute »Dann fahren wir
durch London. Einen besonderen Wunsch?«
    Jane
schüttelte stumm den Kopf und kam sich ganz dumm und jung vor. Er machte mitten
auf dem Piccadilly eine saubere Wendung, wobei er so tat, als bemerke er die
Flüche und Rufe der anderen Fahrer nicht einmal, und bahnte sich den Weg den
Piccadilly zurück.
    »Das
ist das Zentrum der eleganten Welt«, sagte er, als sie in die St. James's
Street einbogen. »Eine Dame darf hier nicht ohne Begleitung gehen. Das große
schmutzige Gebäude dort mit der Uhr ist St. James's Palace.«
    Jane
lehnte sich über das Geländer und schaute sich begeistert um. Ihr stand eine
wunderbare Stunde bevor, in der sie alles - London und Beau Tregarthan -
ganz für sich allein hatte. Nach gemächlicher Fahrt Whitehall hinunter und am
Parlament entlang gelangten sie auf die Westminster Brücke. Die kaffeebraune
Themse mit den Schleppkähnen, die langsam in Richtung auf die offene See hinaus
trieben, floß unter ihnen entlang.
    »Wohin
des Wegs?« fragte eine Stimme. Ein schneller Phaeton, der leuchtend gelb
gestrichen war, hatte sie eingeholt.
    »Guten
Tag, Cully«, rief Lord Tregarthan. »Deine Schindmähren können sich sehen
lassen.«
    »Bestes
Vieh auf dem Markt«, sagte ein brutal aussehender Mann, der Jane unverschämt
anstarrte.

    »Sir
Cuthbert Armstrong - >Cully<,« murmelte Lord Tregarthan.
    »Was
hältst du von einem Rennen von der Dorfwiese in Streatham bis zum Greyhound in
Croydon?« rief Cully.
    »Wirklich,
Cully. Ich habe eine Dame bei mir.«
    »Ich
dachte, es wäre deine Nichte oder so was«, sagte Cully, zog den Hut und schaute
Jane durchdringend an. »Schade. Ich hätte fünfhundert Pfund gewettet, dass ich
als erster da bin.«
    »Oh,
bitte lassen Sie uns mit ihm um die Wette fahren«, rief Jane, die vor Aufregung
nicht mehr still sitzen konnte. »Ich bin noch nie schnell gefahren, wissen
Sie.«
    »Also
gut«, meinte Lord Tregarthan. »He, Cully, das Rennen beginnt in Streatham. Du
kannst hinter uns herfahren.«
    »Wir
treffen uns dort!« rief Cully herausfordernd und setzte in lebhaftem Galopp
davon.
    »Er
strapaziert seine Tiere, bevor das Rennen beginnt«, meinte Lord Tregarthan. »Miss
Jane ... darf ich Sie Jane nennen? Sie sind so viel jünger als ich.«
    »Ja«,
sagte Jane und war plötzlich ganz niedergeschlagen. »Sind Sie sehr alt?« wagte
sie nach kurzem Schweigen zu fragen.
    »Ich
bin dreißig.«
    »Das
ist überhaupt nicht alt«, sagte Jane, obwohl sie insgeheim anders dachte. Sie
war irgendwie der Ansicht gewesen, dass die Jahre nur für sie vergangen waren,
Lord Tregarthan aber, ohne zu altern, nur darauf wartete, dass sie heranwuchs.
    »Meinen
Sie, dass Mrs. Hart damit einverstanden wäre, dass ich ihr jüngstes Küken zu
einem Rennen mitnehme?« fragte der Beau.
    »Nein«,
meinte Jane. »Aber ich muss es ihr schließlich nicht erzählen.«
    »Ich
habe das Gefühl, dass ich mich sehr schlecht benehme«, sagte Lord Tregarthan.
»Aber ich habe die Wette angenommen. Ich werde Ihnen Shillings für den Wegzoll
in die Hand geben. Sie müssen sich bereit machen, sie dem Zollwärter an der
Schranke zuzuwerfen, damit ich das Tempo nicht drosseln muss.«
    Als sie
endlich an der Dorfwiese in Streatham ankamen und Cully in seinem Phaeton
warten sahen, war Jane beinahe krank vor Aufregung. Vor Nervosität stemmte sie
ihre Füße schon jetzt gegen das Spritzbrett. Zu ihrem Entsetzen hörte sie ihren
Begleiter in seiner lässigen, gedehnten Sprechweise sagen: »Ich gebe dir fünf
Minuten Vorsprung, wenn du die Wette verdoppelst.«
    »Die
Wette gilt, du verrückter Kerl«, stimmte Cully zu, grinste und war weg wie der
Wind.
    Es
schienen die längsten fünf Minuten zu sein, die Jane je erlebt hatte. Der Wind
raschelte im zarten Frühlingslaub der Bäume auf der Dorfwiese, und die Vögel
sangen. Die Sonne schien drückend heiß, und ein paar Leute blieben stehen und
starrten sie an. »Wir werden über das interessante Ableben von Miss Clara
sprechen, wenn wir in Croydon sind«, sagte Lord Tregarthan. Er zog seine Uhr
aus der Tasche und betrachtete sie nachdenklich. Dann setzte Beau Tregarthan
seine Pferde in Bewegung und hob die Peitsche.
    Z..z..a..ck!
machte der lange Riemen, als er zischend durch die Luft über die Ohren der
Pferde hinweg fuhr.
    »Ach du
meine Güte«, murmelte Jane, als sie vorwärts schossen.

Sechstes
Kapitel

    Die Leute kamen
rufend von den Feldern und aus den

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