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02 - Die ungleichen Schwestern

02 - Die ungleichen Schwestern

Titel: 02 - Die ungleichen Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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falls der
Schreiber noch am Leben war, wenn sie nicht herausfand, wer sie geschrieben
hatte.
    Sie
öffnete den ersten Brief und begann ihn zu lesen. Schamröte schoß ihr ins
Gesicht. Die Worte schienen das Papier geradezu zu versengen. Sie brauchte
nicht auf die Unterschrift zu schauen, um zu wissen, dass sie von Mr. Bullfinch
stammten.
    »Mein
Liebling Clara«, begann er, bevor er in einen solchen Schrei der Leidenschaft
ausbrach, dass es Jane abwechselnd heiß und kalt wurde. So unschuldig sie war,
konnte es ihr doch nicht verborgen bleiben, dass Mr. Bullfinch ein intimeres
Verhältnis zu Clara gehabt hatte, als es einem Gentleman vor der Ehe zustand.
Mit zitternden Händen öffnete Jane die anderen Briefe und las sie ebenfalls.
    Es gab
keinen Zweifel. Mr. Bullfinch war von Clara regelrecht besessen und hatte
verzweifelt gefürchtet, dass sie ihn nicht mehr liebte.
    Jane,
fragte sich, was sie tun sollte. Es würde Mr. Bullfinch in die größte Verlegenheit
stürzen, wenn sie ihm die Briefe zurückschickte. Aber vielleicht verriet er
sich durch irgendein Zeichen? Man brauche sich doch nur anzuschauen, was er in
einem der Briefe geschrieben hatte. »Wenn Du nicht die Meine werden willst,
werde ich dafür sorgen, dass Dich auch kein anderer Mann bekommt.«
    Jane beschloss,
es irgendwie zu arrangieren, so bald wie möglich Lord Tregarthan zu treffen und
ihn um Rat zu fragen. Sie runzelte die Stirn. Warum hatte ihr Vater mit Felice
unter vier Augen sprechen wollen? Was für eine merkwürdige Angelegenheit!
    Auf
einmal war sie zu müde, um sich noch länger über die Briefe oder das Verhalten
ihres Vaters Gedanken zu machen. Sie schlief über den Tönen eines Walzers, die
ihr durch den Kopf gingen, ein.

Neuntes Kapitel

    Von einem Tag zum
anderen wurde das Leben für Jane Hart eintönig und langweilig.
    Lord
Tregarthan machte am Tag nach dem Ball keinen Höflichkeitsbesuch, sondern
schickte statt dessen seinen Diener mit einer, Karte vorbei. Dieser Diener war
Abraham, der Zeit fand, sich ganz schnell in die Küche zu begeben, um Rainbird
zu gestehen, dass er damals den Brief nicht abgegeben hatte.
    Rainbird
meinte, dass es sehr unwahrscheinlich sei, dass man Abraham jetzt noch auf die
Spur komme, und dass er die Angelegenheit auf sich beruhen lassen solle.
Abraham hielt sich noch ein bisschen auf, um mit Alice zu schäkern, und war
hocherfreut, dass sie auf seine Annäherungsversuche einging. Für Alice war er
ein sehr netter junger Mann, aber das war auch alles. Sie kokettierte mit
Abraham herum, weil sie immer noch einen gewissen Groll gegen Rainbird hegte.
Sie hatte es dem Butler nicht verziehen, dass er Felice mit ins Theater
genommen hatte. Wenn er schon eine Frau ausführen wollte, dann hätte es nach
ihrer Meinung eine von ihnen sein müssen - sogar Lizzie.
    Mrs.
Hart ging ganz darin auf, für Euphemia neue Kleider zu kaufen und sich in
Euphemias Erfolgen beim Marquis of Berry zu sonnen. Sie kam gar nicht auf die
Idee, Jane irgendwohin mitzunehmen. Sie merkte nicht einmal, dass ihr eigener
Mann wütend auf sie war.
    Bei
ihren Versuchen, herauszubekommen, warum er Felice unter vier Augen hatte
sprechen wollen, hatte sie ihm wieder einmal eine Szene gemacht. Aber trotz
ihrer spöttischen Bemerkungen, Anschuldigungen und Beleidigungen hatte sich Captain
Hart geweigert, auch nur ein Wort der Erklärung zu sagen. Als schließlich
Felice erklärte, dass Mr. Hart die Bedeutung einiger französischer
Redewendungen habe wissen wollen, hatte Mrs. Hart die ganze Angelegenheit
bereits vergessen, genauso wie die Tatsache, dass sie ihren Mann einen
nichtsnutzigen Einfaltspinsel genannt und lauthals den Tag, an dem sie ihn
geheiratet hatte, verflucht hatte.
    Nur
Rainbird merkte, wie die Augen des Captain vor Wut aufloderten, wenn sie seine
Frau streiften. Jane war zu sehr damit beschäftigt, sich darüber zu ärgern, dass
sie nicht aus dem Haus kam, und sich darum zu sorgen, wann sie wohl Lord
Tregarthan wiedersehen würde, und Euphemias Gedanken kreisten sowieso nur immer
um ihre eigene Person.
    In
demselben Maße, in dem Mrs. Harts Eitelkeit auf den Erfolg ihrer Tochter
zunahm, wurde sie auch immer reizbarer und launischer. Sie hielt sich jetzt für
tonangebend in der großen Welt. Die Dinge standen schlimm genug, aber eines
Morgens, eine Woche nach dem Ball, erhielt Mrs. Hart einen Brief von den
Schirmherrinnen von Almack, in dem Euphemia die Einladung zum Modeball
verweigert wurde.
    Mrs.
Hart und Euphemia weinten und

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